Neuer WWF-Report warnt: Tiefseebergbau bedroht Nachhaltigkeitsziele
Wien/Kingston – Anlässlich der 30. Tagung des Rates der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) schlägt der WWF Alarm: Der Tiefseebergbau stellt eine massive Bedrohung für die biologische Vielfalt, die Klimaregulierung und die nachhaltige Entwicklung dar. Ein neuer WWF-Report zeigt auf, dass der Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee globale Umweltverpflichtungen untergraben und die Gesundheit der Ozeane gefährden würde.
„Regierungen weltweit haben sich verpflichtet, die biologische Vielfalt zu schützen und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Ein kommerzieller Start des Tiefseebergbaus steht diesen Zielen jedoch diametral entgegen und gefährdet die Ozeane – eine essenzielle Lebensgrundlage für Milliarden von Menschen“, warnt Georg Scattolin, Meeresexperte beim WWF Österreich.
Laut WWF-Report würden durch den Tiefseebergbau insgesamt 18 der 23 Ziele des Weltnaturabkommens sowie 16 der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele beeinträchtigt. Die Folgen wären gravierend: Zerstörung einzigartiger Lebensräume, Verlust der biologischen Vielfalt, Gefährdung der Fischerei und der Ernährungssicherheit sowie negative wirtschaftliche Auswirkungen für Küstengemeinden. Zusätzlich könnte die Funktion der Ozeane als größte Kohlenstoffsenke geschwächt und damit die Klimakrise verschärft werden. Dies würde nicht nur soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten verstärken, sondern auch die Rechte indigener Völker bedrohen und eine nachhaltige Entwicklung behindern.
Angesichts dieser Risiken fordert der WWF ein wissenschaftlich fundiertes Moratorium für den Tiefseebergbau. Regierungen müssen das Vorsorgeprinzip beachten, um irreversible Schäden in der Tiefsee zu verhindern. „Die Tiefsee ist eines der letzten unberührten Ökosysteme der Erde und spielt eine entscheidende Rolle für das globale Klima und die marine Artenvielfalt. Sie darf nicht kurzfristigen kommerziellen Interessen geopfert werden“, betont Scattolin.
Da wissenschaftliche Erkenntnisse über die komplexen Tiefsee-Ökosysteme noch immer unzureichend sind und die rechtlichen Rahmenbedingungen mangelnde Transparenz aufweisen, sieht der WWF dringenden Handlungsbedarf. „Erst wenn bewiesen ist, dass der Rohstoffabbau ohne Umweltgefahren möglich ist, darf eine Genehmigung in Betracht gezogen werden. Bis dahin muss die Politik die Stopptaste drücken, um in der Tiefsee nicht die gleichen Fehler wie an Land zu wiederholen“, so Scattolin abschließend.