Meilenstein für die Bauwirtschaft: Neuer nachhaltiger Baustoff aus Verbrennungsrückständen
Wien – Ein innovativer Durchbruch in Richtung Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft: Erstmals ist es gelungen, Rückstände aus der Restmüllverbrennung zu einem zertifizierten Baustoff zu verarbeiten, der als normgerechter mineralischer Zuschlagstoff in der Betonproduktion eingesetzt werden kann. Der neue Baustoff, entwickelt durch eine enge Kooperation von Industrie, Forschung und kommunalen Partnern, ersetzt bis zu 20 % von Kies oder Sand – und wurde nun offiziell CE-zertifiziert.
Pionierprojekt mit Vorbildwirkung
Was bisher als Abfallprodukt galt, wird nun zu einer wertvollen Ressource: Durch ein innovatives Aufbereitungsverfahren kann gewaschene Schlacke – also mineralische Rückstände aus der Müllverbrennung – als hochwertiger Zuschlagstoff im Betonbau verwendet werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Naturraubbau, weniger CO₂-Emissionen und ein deutlicher Beitrag zur Reduktion des Deponievolumens.
Möglich wurde dieser Meilenstein durch ein mehrjähriges Kooperationsprojekt zwischen der MA 48 Wien, der LINZ AG, Brantner green solutions und Wopfinger Transportbeton, begleitet vom Christian-Doppler-Labor für recyclingbasierte Kreislaufwirtschaft an der TU Wien. Die wissenschaftliche Begleitung wurde über ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft ermöglicht.
Technologie aus Niederösterreich: Schlackenrecycling-Prozess als Schlüssel
Herzstück der Innovation ist der Schlackenrecycling-Prozess am Brantner-Standort im niederösterreichischen Hohenruppersdorf. Dort werden aus den Verbrennungsrückständen rund 80 % zu verwertbarer Gesteinskörnung verarbeitet, etwa 10 % der Masse bestehen aus rückgewinnbaren Metallen wie Eisen, Aluminium und Kupfer – lediglich 10 % verbleiben als nicht verwertbarer Rest.
Der Einsatz dieser Gesteinskörnung kann Sand, Kies oder gebrochenen Stein – als hochwertiger Zuschlagstoff im Betonbau - ersetzen und führt zu messbaren ökologischen Vorteilen: Ressourcen werden geschont, CO₂-Emissionen reduziert und die Recyclingquote nach der thermischen Verwertung steigt signifikant.
„Kreislaufwirtschaft zählt zu den Schwerpunkten der LINZ AG. Ein Hebel ist dabei die Strom- und Wärmerzeugung aus Restabfällen, die wir in Linz seit Jahren erfolgreich betreiben. Nach der thermischen Verwertung bleiben Aschen bzw. Schlacken zurück. Gelingt die Rückgewinnung der darin enthaltenen Stoffe – Metalle, Glas und Mineralien – steigen die Recyclingraten von Restabfällen noch weiter. In diesem Sinne war das Forschungsprojekt für uns von Anfang an spannend. Die Anerkennung des Recyclingmaterials als Baustoff ist ein Meilenstein, der zeigt, wie viel Potenzial in Kreislaufwirtschaft und in interdisziplinärer Zusammenarbeit steckt“, sagt LINZ AG-Generaldirektor DI Erich Haider, MBA. „Wir freuen uns, hier einen Beitrag zu leisten“, so Haider weiter.
„Der Hochbau verbraucht Sand und Kies für Beton, in Linz etwa 400.000 Tonnen und in Wien rund 2,3 Millionen Tonnen pro Jahr. Mit der von uns untersuchten industriell hergestellten Gesteinskörnung wird ein Teil dieses Bedarfs lokal gedeckt. Das schont natürliche Ressourcen und reduziert den LKW-Verkehr, weil weniger Sand und Kies in die Stadt gebracht werden muss," merkt Jakob Lederer, Leiter des Christian-Doppler Labors an.”
„Kreislaufwirtschaft und höchste Betonqualität sind sehr gut vereinbar. Als Betonhersteller setzen wir gezielt auf nachhaltige Produktlösungen – dieses Projekt passt ideal zu unserer Strategie, ressourcenschonende Baustoffe in die Breite zu bringen, " ist Wolfgang Moser, kaufmännischer Geschäftsführer der Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H. überzeugt.
„Die CE-Zertifizierung ist ein entscheidender Schritt, um einen nachhaltigen, qualitativ geprüften Baustoff auf den Markt zu bringen, der höchsten Anforderungen an Sicherheit und Umweltverträglichkeit entspricht. Wir sind stolz darauf, unseren Brantner Standort in Hohenruppersdorf dafür zur Verfügung zu stellen," so Josef Scheidl, Geschäftsführer Brantner green solutions.