Mehr Gesundheit, weniger Emissionen und kein teurerer Einkauf: Wie eine Lebensmittelsteuer Leben retten könnte
Eine neue Studie der Technischen Universität Chalmers in Schweden zeigt, dass eine gezielte Steuerreform auf Lebensmittel gleichzeitig die Gesundheit der Bevölkerung verbessern und den CO₂-Ausstoß deutlich senken könnte - ohne den durchschnittlichen Wocheneinkauf zu verteuern.
Das Konzept: Die Mehrwertsteuer (MwSt.) auf gesunde Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte wird gestrichen, während Abgaben auf klimaschädliche und ungesunde Produkte wie rotes Fleisch, Wurstwaren und zuckerhaltige Getränke erhoben werden. Die Forschenden kommen zu einem eindrucksvollen Ergebnis: Durch eine solche Steuerverlagerung könnten rund 700 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Schweden vermieden werden - das sind mehr als dreimal so viele, als durch Verkehrsunfälle sterben.
„Unsere Ernährung macht uns krank und schadet dem Klima. Eine Kombination aus Steuern und Subventionen ist ein wirksamer Hebel, um beides zu ändern – ohne dass der Einkauf teurer wird“, sagt Jörgen Larsson, Leiter der Studie an der TU Chalmers.
Der Ernährungsmix in reichen Ländern gilt als Hauptursache vieler chronischer Krankheiten. In Westeuropa führen ungesunde Ernährungsgewohnheiten zu ähnlich vielen Todesfällen wie das Rauchen. Gleichzeitig verursacht der Konsum von Lebensmitteln in Schweden etwa doppelt so viele Treibhausgasemissionen wie der gesamte Pkw-Verkehr des Landes.
Die Forscherinnen und Forscher modellierten, wie sich eine Steuerverlagerung auf Konsum und Klima auswirken würde. Das Ergebnis:
Rind- und Schweinefleisch würden z.B. um etwa 25 % teurer – der Konsum ginge um fast ein Fünftel zurück.
Zuckerhaltige Getränke würden um 17 % mehr kosten, was den Konsum um ein Viertel senken könnte.
Obst, Gemüse und Vollkornprodukte würden im Schnitt rund 11 % günstiger werden - der Verbrauch stiege spürbar an.
Insgesamt ließe sich so der CO₂-Fußabdruck der schwedischen Ernährung um rund 700.000 Tonnen jährlich reduzieren - das entspricht acht Prozent der Emissionen aller Pkw im Land.
Die Forschenden betonen, dass der durchschnittliche Haushalt durch die Steuerverlagerung nicht stärker belastet würde – weder Geringverdiener noch Wohlhabende. Der Staat könnte langfristig sogar profitieren: durch geringere Krankheitskosten, weniger Fehltage bei den Beschäftigten und eine gesündere Bevölkerung.
Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Ecological Economics, wurde von Forschenden der TU Chalmers, des Karolinska Instituts und der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften durchgeführt. Sie zeigt: Eine kluge Preisgestaltung im Supermarkt könnte zu einem echten Motor der Ernährungs- und Klimawende werden - ganz ohne Verzicht auf Lebensqualität.