Makrelen-Bestände vor dem Kollaps
Wien – Der Bestand der Makrele im Nordostatlantik steht kurz vor dem Zusammenbruch. Das geht aus aktuellen Daten des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) hervor. Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich schlägt Alarm und fordert ein sofortiges Ende der Überfischung. Denn die Makrele, einer der beliebtesten Speisefische in Europa, ist nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich von zentraler Bedeutung.
„Die aktuellen Zahlen des ICES sind eine letzte Warnung. Die Abwärtsspirale muss jetzt gestoppt werden. Ansonsten wird der Bestand so sehr schrumpfen, dass er sich nicht mehr erholt“, warnt Axel Hein, Meeresexperte beim WWF Österreich.
Der dramatische Rückgang des Makrelenbestands ist Folge jahrelanger Überfischung. Seit 2010 liegen die tatsächlichen Fangmengen laut WWF im Schnitt rund 39 Prozent über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Zwischen 2014 und 2025 ist der Bestand um 78 Prozent geschrumpft – mit schwerwiegenden Folgen: Der Bestand hat inzwischen den sogenannten „Blim“-Wert (biologischer Referenzpunkt für die Mindest-Biomasse) unterschritten. Damit liegt die Population außerhalb sicherer biologischer Grenzen – eine Erholung wird zunehmend unwahrscheinlich.
Trotz klarer wissenschaftlicher Daten scheitern die verantwortlichen Küstenstaaten – darunter auch EU-Länder – regelmäßig daran, sich auf verbindliche Fangquoten zu einigen. „Mit der Natur lässt sich nicht verhandeln. Wir müssen die biologischen Grenzen einhalten, ansonsten wird es bald keine Makrele mehr zu fischen geben“, so Hein.
Die Makrele ist ein zentraler Bestandteil des marinen Ökosystems – und spielt gleichzeitig eine wichtige Rolle für die Fischereiindustrie. Besonders gravierend: Auch in Österreich gehört sie zu den beliebtesten Speisefischen. Doch bereits im April 2025 wurde sie im WWF-Fischratgeber auf „Rot“ gesetzt – als „nicht empfehlenswert“.
Sollte der Zusammenbruch des Bestands eintreten, drohen massive wirtschaftliche Verluste für die Fischerei und langfristige Schäden für das gesamte marine Nahrungsnetz.
Angesichts der prekären Lage fordert der WWF eine sofortige Kehrtwende in der Fischereipolitik: Strengere und verbindliche Fangquoten, die sich an wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren, müssen beschlossen und eingehalten werden – und zwar gemeinsam von allen beteiligten Staaten. Nur so kann verhindert werden, dass sich das ökologische Gleichgewicht weiter verschiebt und die Fischbestände langfristig kollabieren.
„Die Zeit zum Handeln ist jetzt. Sonst wird aus dem Alarmruf eine stille See – ohne Makrelen“, warnt der WWF abschließend.
Hintergrund:
Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) erstellt jährlich wissenschaftliche Empfehlungen zu Fangquoten in europäischen Gewässern. Die Empfehlungen basieren auf detaillierten Bestandsanalysen und dienen als Grundlage für nachhaltige Fischereipolitik – sofern sie politisch umgesetzt werden.