© Naturschutzbund NÖ
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Bagger gegen wehrlose Ziesel?

Immer mehr Medienberichte bringen Hintergründe der Zieselstory vor den Vorhang.

Großes Bangen bei der Bürgerinitiative IGL Marchfeldkanal, die sich für die Rettung der geschützten Ziesel einsetzt. Glaubt man den Hintergrundinformationen, so könnten beim Heeresspital demnächst Bagger auffahren une einen großen Teil des Ziesel-Habitats zu vernichten bzw. die Ziesel vertreiben. Bis zuletzt war das Vorkommen, trotz aller Maßnahmen, dies zu verhindern, stetig angewachsen. Verlieren manche Befürworter des Bauprojekts nun die Geduld?

Ermöglicht wird die beispiellose Offensive gegen jene Art, die in Österreich Platz 1 der Roten Liste belegt, durch einen neuen Bescheid der Naturschutzbehörde. Zu befürchten ist, dass die Behörde diesmal – zusätzlich zum geplanten Oberbodenabtrag – weitere brutale Mittel erlaubt hat. So könnte etwa eine Zerstörung von Bausystemen passieren, wenn verängstigte Tiere dorthin vor den tonnenschweren Maschinen fliehen.

Als bloße Inszenierung entpuppt sich hingegen die von den Baubefürwortern romantisch präsentierte Zieselbrücke. Durch Geheimhaltung der weiteren radikalen Pläne sollten Öffentlichkeit und Medien offenbar hinters Licht geführt werden.

In ihrer Panik werden die zahlreich betroffenen Zieseln bei einem Auffahren von Baggern sicher nicht nach Brücken suchen, sondern sich in alle Richtungen zerstreuen. Wie bei Umsiedlungen mittels Käfigen, muss von massiven Verlusten unter den Tieren ausgegangen werden. Beraubt um ihre Baue, will sie die Stadt Wien offensichtlich einem ungewissen Schicksal überlassen.

Derzeit sind alle Augen der Naturschützer auf die Wiener Umweltanwaltschaft gerichtet, denn sie hat Parteistellung im Bescheidverfahren und ist somit die allerletzte Hoffnung, die den Zieseln noch bleibt. Verzichtet diese auf ihr Parteirecht, wäre der Bescheid unmittelbar rechtskräftig und damit der Naturschutz-Horror möglich.

‚Licht aus‘ auch für andere bedrohte Tierarten vor Ort?

Aber beim Standort Heeresspital leben nciht nur Ziesel, sondern auch weitere geschützte Arten, darunter Feldhamster, Zauneidechse, sowie seltene Vogel- und Schneckenarten, die dort ein ungestörtes Rückzugsgebiet gefunden haben. Feldhasen hoppeln ebenfalls dort durch ihren Lebensraum.



Damit der neue Bescheid überhaupt zustande kommen konnte, bedurfte es seitens der MA 22 einer kreativen Leistung. Das Wiener Naturschutzgesetzes gestattet Maßnahmen gegen eine streng geschützte Art eigentlich nur dann, wenn ihr Erhaltungszustand vor und nach dem Eingriff günstig ist.

Angesichts des europaweit ungünstigen Zustands des Ziesels und dramatischer Bestandrückgänge, müsste also jedes Ansuchen um Ausnahmen sofort zurückgewiesen werden, unabhängig vom politischen Netzwerk der Ansuchenden.

Völlig fantasielos ging die Behörde hingegen bei der Prüfung anderer zentraler Aspekte vor, nämlich der von Standortalternativen und des Vorliegens zwingender Gründe öffentlichen Interesses. Dazu nur Folgendes: Im Besitz des Stadt Wien befinden sich zwei Mio. m² an zieselfreiem Bauland und somit eine Fülle an ersatzweisen Optionen.

Trotz Forderung vom Floridsdorfer Bezirksparlament und von tausenden Petitionsunterzeichnern nach Verlegung des Bauprojekts, soll ausgerechnet beim Heeresspital gebaut werden.

Ziviler Ungehorsam zum Schutz der Ziesel

Indes formiert sich im Internet und auch vor Ort weiter der Widerstand gegen die Vertreibung von Zieseln beim Heeresspital und für die Respektierung des Naturschutzes. Besorgte Bürgerinnen und Bürger organisieren Protestaktionen und es gibt eine Onlinepetition.. In einer Facebook-Gruppe werden aktuelle Entwicklungen in Echtzeit gepostet und weitere Maßnahmen koordiniert. Man darf gespannt sein, wie es weitergehen soll.

Mehr dazu:
ziesel.org

GastautorIn: ASR für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / stevanov /