Lärmschutz produziert beidseitig Solarstrom

Die weltweit erste bifaciale Fotovoltaik-Lärmschutzanlage entlang einer Bahnlinie wurde im November 2008 in Münsingen in der Schweiz errichtet

Die Gemeinde Münsingen beweist hiermit ihre Vorbild- und Pionierrolle als Energiestadt und realisierte die weltweit erste bifaciale Fotovoltaik-Lärmschutzanlage entlang einer Bahnlinie. In die Glas-Lärmschutzwände beim Bahnhof Münsingen (Richtung Bern) wurden Fotovoltaikzellen integriert, welche beidseitig lichtempfindlich sind. Sie fangen am Morgen das aus Osten und am Nachmittag das aus Westen auftreffende Sonnenlicht ein und wandeln dieses in Solarstrom um.

Wie viele Dächer und Fassaden eignen sich grundsätzlich auch Lärmschutzwände für die Gewinnung von Solarstrom. Für die Energiestadt Münsingen war es daher naheliegend zu prüfen, ob in die neuen Lärmschutzwände entlang der SBB-Bahnlinie Fotovoltaikzellen eingebaut werden können. Da die Lärmschutzwände durch Münsingen in Nord-Süd-Richtung verlaufen, konnte jedoch keine herkömmliche Solarstromanlage montiert werden. Eine Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass in jene Abschnitte der Lärmschutzwände, welche aus Glas gebaut werden, so genannte bifaciale Fotovoltaikzellen integriert werden können. Diese sind in zwei Richtungen Licht empfindlich: sie fangen am Morgen das aus Osten und am Nachmittag das aus Westen auftreffende Sonnenlicht ein und wandeln dieses in Strom um. Die Glasoberfläche und somit die lärmdämpfende Wirkung der Lärmschutzwand wird durch die eingeschlossenen Fotovoltaikzellen nicht verändert.

Die Anlage beim Bahnhof Münsingen (nördlich des Bahnhofs, Richtung Bern) ist weltweit die erste bifaciale Fotovoltaik-Lärmschutzanlage entlang einer Bahnlinie. Vergleichbare Anlagen wurden bisher entlang von Autobahnen gebaut. Finanziert wurde die Anlage von der Gemeinde, mit Unterstützung der InfraWerkeMünsingen sowie einem Förderbeitrag für Pilot- und Demonstrationsanlagen des Kantons Bern. Da die SBB im Bereich der Fotovoltaik-Anlage keine herkömmlichen Glas-Lärmschutzelemente einbauen mussten, haben sie der Gemeinde den entsprechenden Beitrag gutgeschrieben.

Die Anlage wurde im November 2008 gebaut und hat eine Grösse von rund 115 m2. Sie weist eine Nennleistung von 7.25 kWp (Frontseite) bzw. 5.6 kWp (Rückseite) auf. Der geschätzte Stromertrag der Anlage beträgt pro Jahr rund 6‘750 kWh.
Die Leistung der Anlage ist somit mit einer ähnlich grossen, nach Süden ausgerichteten ‘herkömmlichen’ Solarstromanlage vergleichbar. Allerdings wurde die Packungsdichte der bifacialen Solarzellen nicht auf eine maximale Leistung ausgelegt, denn die Schallschutzwand sollte trotz Fotovoltaikzellen teilweise transparent bleiben. Der produzierte Strom wird durch die InfraWerkeMünsingen, welche den Betrieb der Anlage übernimmt, via Ökostrombörse Münsingen verkauft (siehe www.inframuensingen.ch > Energie > Ökostrombörse).

Mit dem Bau der Anlage hat die Energiestadt Münsingen einmal mehr bewiesen, dass sie von der Förderung erneuerbarer Energien nicht nur spricht, sondern ihren Worten auch Taten folgen lässt. Die Pionieranlage beim Bahnhof Münsingen belegt die Machbarkeit bifacialer Fotovoltaik-Schallschutzanlagen entlang von Bahnlinien und weist auf das grosse Potenzial in Nord-Süd-Richtung verlaufender Lärmschutzwände zur Nutzung der Sonnenenergie hin. Durch die Kombination von Schallschutz und Fotovoltaik entsteht eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.


Weitere Info: www.muensingen.ch


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /