Humanoide Roboter – die Zukunft auf zwei Beinen?
China will sie in Massen fertigen, US-Konzerne investieren Milliarden, und Japan tüftelt seit Jahrzehnten an ihren „künstlichen Gefährten“. Die Vision: Maschinen, die überall einsetzbar sind – vom Lager bis ins Wohnzimmer.
Doch wie nah sind wir dieser Zukunft wirklich? Das neue Positionspapier der International Federation of Robotics (IFR) gibt einen globalen Überblick – und räumt mit einigen Illusionen auf.
„Unsere Welt ist für den menschlichen Körper gebaut – also ist die Idee eines universellen Helfers naheliegend“, sagt IFR-Präsident Takayuki Ito. „Aber Humanoide werden nicht die heutigen Roboter ersetzen. Sie werden sie ergänzen.“
Spannend fanden wir, das z.B. Schaeffler Produktlösungen für humanoide Roboter bereits bei der Hannover Messe im Einsatz zeigte. Ursprünglich für die E-Mobilität entwickelt, können E-Motoren und Leistungselektroniklösungen von Schaeffler im Antrieb von Gliedmaßen und Gelenken von Humanoiden eingesetzt werden.
USA: Zwischen Silicon Valley und Texas tüfteln Amazon, Tesla & Co. an humanoiden Arbeitskräften – nicht als Freunde, sondern als Effizienzmaschinen. Beliebte Einsatzorte: Logistikzentren und Fertigungshallen. Ziel: mehr Produktivität, weniger Pausen.
China: Die Regierung sieht Humanoide als Schaufenster ihrer technologischen Stärke. Besonders im Kundenservice sollen sie glänzen. Industrieeinsatz? Zweitrangig. Kernelement: Der Aufbau einer skalierbaren Lieferkette für Schlüsselkomponenten, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Japan: Hier sind Humanoide Teil des sozialen Gefüges. Asimo, Pepper oder Palro stehen in Schulen, Geschäften und Pflegeheimen. Sie sollen nicht nur arbeiten, sondern auch Gesellschaft leisten – ein Spiegel der alternden Bevölkerung. Große Hersteller wie Kawasaki entwickeln sie als Plattform für Forschung und soziales Zusammenleben zwischen Mensch und Maschine.
Europa: Hier wird vorsichtig agiert. Der Fokus liegt auf ethischen Standards, Sicherheit und Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Große Visionen? Ja. Massenproduktion? Eher nicht. Vorrangig werden kollaborative Roboter gefördert, die im industriellen Umfeld Hand in Hand mit Menschen arbeiten. Die Zurückhaltung beim kurzfristigen Einsatz humanoider Roboter im Dienstleistungs- und Fertigungssektor ist deutlich.
Realitätsschub
So elegant ihre Bewegungen auch wirken – der universelle Haushaltshelfer ist noch nicht in Sicht. Humanoide werden vorerst vor allem dort eingesetzt, wo Flexibilität gefragt ist, aber nicht zwingend ein menschliches Gesicht.
Bis sie Kaffee kochen, die Spülmaschine ausräumen und mit uns Smalltalk halten, wird es noch dauern. Aber wenn es soweit ist – werden wir bereit sein?
Takayuki Ito, Präsident der International Federation of Robotics, meint: "Ob und wann es aber zu einer massenhaften Nutzung von Humanoiden kommen wird, bleibt ungewiss. Nicht zu erwarten ist jedenfalls, dass Humanoide in Zukunft die derzeit auf dem Markt befindlichen Robotertypen ersetzen. Stattdessen werden sie bestehende Technologien ergänzen und erweitern.“
POSITION PAPER Humanoid Robots - Vision and Reality von IFR
Inhaltsübersicht:
1. Hype um Humanoide?
2. Was ist ein humanoider Roboter?
3. Aktuelle Technologietrends
4. Kundenindustrien
5. Vorteile von Humanoiden
6. Regionale Unterschiede
7. Kompromisse und Grenzen
8. Ausblick