Gesetzlicher Rahmen für Umrüstung von Verbrenner- auf Elektromotoren wäre sinnvoll
Wien 5 – In Österreich sind derzeit mehr als 200.000 Elektroautos und rund 4,7 Millionen Benzin- und Diesel-Pkw unterwegs. Szenarien zeigen, dass die Anzahl der Verbrenner-Pkw bis 2040 auf 0,6 bis 2 Millionen sinken könnte. Die Mobilitätsorganisation VCÖ betont, dass die Umrüstung von Verbrenner-Autos auf Elektroautos, auch als Retrofitting bekannt, eine wichtige Option ist, um den Fahrzeugbestand unabhängig von fossilen Kraftstoffen zu machen. Frankreich hat dazu bereits 2020 rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen und unterstützt seit 2023 auch finanziell die Umrüstung.
Der Energiebedarf des gesamten Kfz-Verkehrs in Österreich beträgt etwa 300 Petajoule pro Jahr – 47-mal so viel wie der Schienenverkehr. Pkw verbrauchen mehr als die Hälfte dieser Energie. Elektromobilität ist der wirksamste Hebel, um den Energieverbrauch der Kfz-Flotte zu verringern. Im Durchschnitt benötigen Elektroautos rund zwei Drittel weniger Energie als Benzin- und Diesel-Pkw. Wären alle 5,2 Millionen Pkw in Österreich Elektroautos, würde der jährliche Energieverbrauch der Autoflotte um über 100 Petajoule sinken.
VCÖ-Experte Michael Schwendinger weist darauf hin, dass alternative Kraftstoffe nur begrenzt eine Option sind, da sie nicht in ausreichender Menge vorhanden sein werden. E-Fuels, die vor allem für die Luftfahrt benötigt werden, wären sehr teuer und ihre Herstellung energieintensiv. Würde die österreichische Pkw-Flotte vollständig mit E-Fuels betrieben, wäre der Gesamtenergiebedarf doppelt so hoch wie heute. Zudem würde die Importabhängigkeit bestehen bleiben.
Derzeit gibt es in Österreich keinen einheitlichen Rechtsrahmen für das Retrofitting. Für jedes umgerüstete Fahrzeug ist eine behördliche Genehmigung notwendig. In Frankreich wurde 2020 das erste Gesetz für serienmäßiges Retrofitting eingeführt. Die Zulassung von serienmäßigen Umbausätzen und Fahrzeugtypen ist dort standardisiert, sodass umgerüstete Einzelfahrzeuge kein individuelles Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen. Seit 2023 wird die Umrüstung auch finanziell unterstützt.
Die Umrüstkosten für einen Kleinwagen betragen derzeit etwa 16.000 Euro, bis 2035 wird mit einer Reduktion auf 9.000 Euro gerechnet. Für Lkw und Busse könnten umgerüstete Fahrzeuge bis 2040 sogar günstiger als neue E-Fahrzeuge sein.
Retrofitting hat den Vorteil, dass die vorhandene Karosserie weiterverwendet wird. Lebenszyklus-Analysen zeigen, dass Retrofitting ökologisch vorteilhafter ist als der Weiterbetrieb eines Autos mit Verbrennungsmotor oder der Neukauf eines E-Pkw. Der VCÖ fordert einen einheitlichen EU-Rahmen für Zulassungsverfahren und die Akkreditierung von EU-weit zertifizierten Werkstätten. Ziel sollte es sein, einen europäischen Nachrüstungsmarkt zu etablieren und finanzielle Hürden durch nationale Förderrahmen abzubauen.
Weitere Informationen im VCÖ-Factsheet.
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