Ertüchtigung des EU-Stromnetzes verlangt energische Anstrengungen
Eine aktuelle Analyse des Europäischen Rechnungshofs zeigt jedoch, dass die derzeit geplanten Investitionen nicht ausreichen, um den wachsenden Strombedarf zu decken und die Energiewende zu bewältigen. Die Stromnachfrage in der EU wird sich bis 2050 voraussichtlich mehr als verdoppeln, während ein Großteil des bestehenden Netzes aus dem letzten Jahrhundert stammt und modernisiert werden muss.
Dringender Investitionsbedarf und Herausforderungen
Zwischen 2024 und 2050 werden die geplanten Investitionen der Netzbetreiber auf rund 1 871 Milliarden Euro geschätzt. Dies liegt unter dem von der EU-Kommission berechneten Bedarf von bis zu 2 294 Milliarden Euro. Die Modernisierung der Netze wird durch langwierige Genehmigungsverfahren, mangelnde öffentliche Akzeptanz und Engpässe bei Material und Fachkräften erschwert. Zudem müssen Investitionen und bezahlbare Stromkosten miteinander in Einklang gebracht werden, was eine besondere Herausforderung darstellt.
Lösungsansätze: Flexibilität, neue Technologien und Verbraucherbeteiligung
Laut den Prüfern könnten smartere Technik, flexiblere Netze und eine stärkere Einbindung der Verbraucher den Investitionsbedarf senken. Beispielsweise könnten neue Speichertechnologien dazu beitragen, Lastspitzen zu glätten und den Netzausbau zu begrenzen. Der Ausbau von Verbundnetzen zwischen EU-Staaten sowie der verstärkte Einsatz intelligenter Messsysteme könnten ebenfalls zur Effizienzsteigerung beitragen. Verbraucher, die ihren eigenen Strom produzieren, sowie Energiegemeinschaften könnten eine zunehmend wichtigere Rolle im Energiesystem spielen.
Notwendige politische Rahmenbedingungen
Die Analyse betont die Bedeutung eines stabilen regulatorischen Rahmens für Investitionsentscheidungen. Finanzierungsmechanismen müssen so gestaltet werden, dass sie den Netzbetreibern die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen, ohne die Strompreise für Verbraucher untragbar zu machen. Eine verbesserte Koordination von Netzplanungsverfahren sowie eine effizientere Genehmigungspraxis sind ebenfalls zentrale Empfehlungen der Prüfer.
Hintergrund
Um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, wurden in den letzten Jahren zahlreiche EU-Initiativen zur Elektrifizierung der Wirtschaft und zum Ausbau erneuerbarer Energien gestartet. Die zur Verfügung stehenden EU-Fördermittel für Stromnetz-Investitionen wurden von 5,3 Milliarden Euro (2014–2020) auf 29,1 Milliarden Euro (2021–2027) erhöht, insbesondere durch die Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF).
Die vollständige Analyse "Das Stromnetz der EU fit machen für Netto-Null-Emissionen" (01/2025) ist auf der Website des Europäischen Rechnungshofs abrufbar.