Erneuerbare Energien in Zypern: Ein stiller Millionen-Nutzen
Solarenergie auf der Überholspur
Innerhalb von nur drei Jahren hat sich die Stromerzeugung aus Photovoltaik auf der sonnigen Mittelmeerinsel mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung hat nicht nur ökologische, sondern auch spürbare ökonomische Auswirkungen. Das ist nun durch eine aktuelle Studie von Professor Theodoros Zachariadis vom Cyprus Institute untermauert, die im Auftrag der Umweltorganisation Terra Cypria und mit Unterstützung der European Climate Foundation erstellt wurde.
Laut der Studie hat die zypriotische Wirtschaft durch den Ausbau erneuerbarer Energien bereits jetzt Hunderte Millionen Euro eingespart. Ohne Solar- und Windstrom hätte Zypern deutlich mehr Geld für den Import fossiler Brennstoffe sowie für den Erwerb von CO₂-Zertifikaten ausgeben müssen.
In Zahlen ausgedrückt: Allein von 2015 bis 2024 haben erneuerbare Energien - vor allem Photovoltaik - bis Mitte 2025 einen Nettonutzen von 450 Millionen Euro erbracht. Bis 2035 dürfte dieser Betrag auf 2,7 Milliarden Euro steigen. Werden zusätzlich die vermiedenen Kosten durch geringere Luftverschmutzung berücksichtigt, summiert sich der Gesamtnutzen sogar auf 4,8 Milliarden Euro.
Jedes in den vergangenen Jahren installierte Megawatt an Solarleistung wird demnach über seine gesamte Lebensdauer einen Nettonutzen von 5 bis 9 Millionen Euro erzielen. Das ist ein wirtschaftlicher Gewinn, der die Investitionskosten um das Zehn- bis Siebzehnfache übertrifft.
Allerdings stößt das zypriotische Stromnetz zunehmend an seine Grenzen. Für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien werden künftig massive Investitionen in Energiespeicher, Netzmodernisierung und -ausbau notwendig sein. Nur so kann der wachsende Anteil von Solarstrom stabil und effizient ins Energiesystem integriert werden.
Ungleich verteilte VorteileProfessor Zachariadis weist außerdem darauf hin, dass die wirtschaftlichen Vorteile der Energiewende bislang ungleich verteilt sind. Aufgrund des fehlenden Wettbewerbs auf dem Strommarkt, da der staatliche Stromkonzern EAC alles dominiert, profitieren viele Haushalte und Unternehmen nur begrenzt von den Einsparungen. Hauptnutznießer sind die Betreiber großer Solar- und Windparks sowie jene 20 bis 25 Prozent der Haushalte, die sich eigene Photovoltaikanlagen leisten konnten – und über ausreichend Platz dafür verfügen. Für sie zahlt es sich aus: Wie uns Anlageneigentümer berichten, hat sich die Investition für sie in rund eineinhalb Jahren gerechnet, wer Überschüsse ins Netz einspeist kann diese Energie zu anderen Zeiten aus dem Netz beziehen.
Umweltaspekte und künftige VerantwortungNicht berücksichtigt hat die Studie die möglichen negativen Umweltauswirkungen des raschen Ausbaus - etwa durch Solaranlagen und Windparks in landwirtschaftlich wertvollen Gebieten oder empfindlichen Ökosystemen. Laut Zachariadis macht aber der positive Effekt der verbesserten Luftqualität bereits einen essentiellen Unterschied.
Er fordert trotzdem, dass künftige Investitionen strengeren Umweltstandards genügen müssen, damit der Ausbau erneuerbarer Energien im Einklang mit Natur- und Landschaftsschutz erfolgt.
Zypern hat in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien erzielt – und sich dabei still und leise einen bald milliardenschweren wirtschaftlichen Vorteil erarbeitet. Damit dieser Trend anhält, muss das Land jetzt vor allem in Speichertechnologien, Netzmodernisierung und faire Teilhabe investieren. Energiegemeinschaften, Beteiligungsprojekte, erneuerbare Stromkonzerne - all das hat noch immensen Bedarf.