Elektroauto-Batterien: Erst Zweitnutzung, dann recyceln
Münster - Wenn Batterien aus Elektroautos ans Ende ihres Einsatzes im Fahrzeug gelangen, stehen zwei Optionen im Raum: Recycling oder Weiterverwendung als stationäre Energiespeicher. Ein Forschungsteam der Universität Münster, der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle und des Lawrence Berkeley National Laboratory (USA) hat nun erstmals beide Strategien systematisch miteinander verglichen - und kommt zu einem klaren Ergebnis: Die Zweitnutzung bringt auf lange Sicht größere Vorteile für das Klima als ein sofortiges Recycling.
Besonders in Energiesystemen mit hohem Anteil erneuerbarer Quellen wie Solar- und Windkraft können gebrauchte Fahrzeugbatterien eine Schlüsselrolle übernehmen. Eingesetzt als stationäre Speicher, stabilisieren sie das Netz, gleichen Lastspitzen aus und erleichtern die Integration schwankender Stromerzeugung. So verlängert sich der Lebenszyklus der Batterien deutlich, bevor ihre Rohstoffe schließlich über Recycling zurückgewonnen werden.
Deutlich höhere CO₂-Einsparungen
Die in der Fachzeitschrift Environmental Science & Technology veröffentlichte Studie zeigt: Ein ausschließliches Recycling aller Altbatterien in Kalifornien könnte bis 2050 rund 48 Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Wird jedoch zunächst die Zweitnutzung priorisiert, steigt das Einsparpotenzial auf 56 Millionen Tonnen. Zudem reichen allein die in Kalifornien verfügbaren Lithium-Eisenphosphat-Batterien aus, um den prognostizierten Bedarf an stationären Speichern bis 2050 vollständig zu decken.
Recycling bleibt unverzichtbar
Trotz der Vorteile der Zweitnutzung betonen die Forschenden die Notwendigkeit einer frühzeitigen Recycling-Infrastruktur. Nur so lassen sich langfristig wertvolle Rohstoffe für neue Batterien sichern und Lieferketten stabilisieren. Die Studie unterstreicht daher die Bedeutung einer systemischen Planung, die Produktion, Nutzung, Zweitnutzung und Recycling als Gesamtsystem denkt.
Erstmaliger Direktvergleich
Zwar war bereits bekannt, dass recycelte Materialien in der Batterieproduktion weniger Emissionen verursachen als neu abgebaute Rohstoffe, und auch, dass Zweitnutzung klimafreundlicher ist als die Herstellung neuer Speicher. Ein direkter Vergleich der beiden Optionen fehlte jedoch bislang. Das Forschungsteam hat dafür drei Szenarien modelliert: ein Basisszenario, ein reines Recycling-Szenario und ein Zweitnutzungs-Szenario.
Ergebnis: Der größte Klimaeffekt ergibt sich durch die Kombination: Zuerst Zweitnutzung, anschließend Recycling.