E-Control: Photovoltaik bleibt 2024 auf Erfolgskurs
„Die sichere Versorgung aller Kund:innen mit Strom und Gas und gleichzeitig der konsequente Ausbau der Erneuerbaren sind die zentralen Herausforderungen unserer Zeit“, betont Alfons Haber, Vorstand der E-Control. „Wettbewerb, Versorgungssicherheit und der Umbau des Energiesystems müssen Hand in Hand gehen.“
Die installierte Leistung erneuerbarer Anlagen ist 2024 deutlich gestiegen. Seit 2020 wurden netto 7.906 Megawatt an erneuerbarer Leistung zugebaut – vor allem durch Photovoltaik und Windkraft. Insgesamt erreichte die Bruttostromerzeugung, inklusive Pumpspeicher, 70.861 Gigawattstunden (GWh).
Besonders dynamisch zeigt sich die Entwicklung bei Photovoltaik: Im Jahr 2024 wurden 2.130 MW neu installiert – ein Zuwachs, der das hohe Interesse an Solarstrom unterstreicht. Auch die Windkraft konnte mit einem Plus von 196 MW deutlich zulegen, während Laufkraftwerke (+120 MW) und Speicherkraftwerke (+113 MW) ebenfalls zum Wachstum beitrugen.
„Der Anteil erneuerbarer Stromerzeugung am Gesamtverbrauch liegt nun bei 94 Prozent – das ist ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zum 100-Prozent-Ziel bis 2030“, so Haber.
Nach einer Phase, in der viele Betreiber ihren Strom eigenständig vermarkteten, kehren zunehmend Anlagen in das Ökostromfördersystem (OeMAG) zurück. Die von der OeMAG abgenommene Strommenge stieg von 2.595 GWh im Jahr 2023 auf 4.617 GWh im Jahr 2024 – ein Zuwachs von fast 80 Prozent.
Auch die installierte Leistung in der sogenannten Ökobilanzgruppe erhöhte sich deutlich, von 1.556 MW auf 2.656 MW.
Besonders kräftige Anstiege gab es bei der Windkraft (+100 %), Photovoltaik (+73 %) und fester Biomasse (+115 %). Nur bei Biogas wurde ein Rückgang um 54 Prozent verzeichnet.
Die Finanzierung der Erneuerbarenförderung blieb 2024 stabil. Sowohl der Erneuerbaren-Förderbeitrag als auch die Erneuerbaren-Förderpauschale wurden aus dem Bundesbudget gedeckt, sodass die Verbraucher:innen im Jahr 2024 keine direkten Beiträge leisten mussten.
Für 2025 werden diese Beiträge wieder eingehoben – durchschnittlich rund 60 Euro pro Haushalt. Für einkommensschwache Haushalte gilt weiterhin eine Deckelung auf 75 Euro pro Jahr.
Neben den klassischen Einspeisetarifen etablierte sich die EAG-Marktprämie als zentrales Förderinstrument. 2024 wurden 3.092 GWh Strom durch Marktprämien gefördert, bei einer installierten Leistung von 1.897 MW.
Diese setzt sich hauptsächlich aus 883 MW Windkraft und 804 MW Photovoltaik zusammen. Insgesamt flossen dafür 115 Millionen Euro an Prämien – deutlich weniger als frühere Förderkosten, was den sinkenden Unterstützungsbedarf der Erneuerbaren zeigt.
„Unter den aktuellen Marktbedingungen brauchen viele Anlagen nur mehr geringe Förderung“, erklärt Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control. „Das beweist, dass sich die erneuerbaren Energien zunehmend selbst am Markt behaupten können.“
Ein besonders starkes Wachstum zeigt sich bei Energiegemeinschaften. Ende 2024 waren in Österreich bereits 2.618 Erneuerbare-Energiegemeinschaften (EEG) aktiv – eine Versechsfachung innerhalb eines Jahres. Mitte 2025 lag ihre Zahl bereits bei 3.868.
Den größten Zuwachs verzeichneten Niederösterreich (828 neue EEGs) und Oberösterreich (737 EEGs). Zusätzlich gibt es 737 Bürgerenergiegemeinschaften und über 5.000 gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen.
„Österreich nimmt hier eine Vorreiterrolle in Europa ein“, so Urbantschitsch. „Energiegemeinschaften fördern nicht nur lokale Wertschöpfung, sondern stärken auch die Akzeptanz der Energiewende.“
Allerdings sieht die E-Control auch Verbesserungsbedarf bei Abrechnungsdaten und rechtlichen Rahmenbedingungen: „Trotz abgeschlossener Smart-Meter-Ausrollung sind Daten nicht immer zuverlässig verfügbar“, kritisiert Urbantschitsch. „Hier braucht es klare Regelungen und technische Verbesserungen.“
Weniger dynamisch verlief die Entwicklung bei erneuerbaren Gasen. 2024 sank die ins öffentliche Netz eingespeiste Menge, der Anteil am Gasabsatz lag bei 0,16 Prozent.
„Der Bereich wartet weiter auf das Erneuerbare-Gas-Gesetz“, erklärt Urbantschitsch. „Es geht nicht nur um Förderungen, sondern auch um eine langfristige Strategie, wo und wie erneuerbare Gase eingesetzt werden sollen.“
Ausblick: Netzausbau und Flexibilität im Fokus
Mit dem Rekordwert von 94 Prozent erneuerbarem Strom ist Österreich seinem 2030-Ziel so nah wie nie. Doch der massive Ausbau bringt neue Herausforderungen:
Ein Überangebot im Sommer sorgt zunehmend für negative Strompreise, während die Netze an ihre Grenzen stoßen.
„Wir müssen nicht nur neue Anlagen bauen, sondern auch die Energie effizienter nutzen“, betont Urbantschitsch. „Speichertechnologien, Flexibilität und kurzfristige Märkte sind entscheidend, um das System stabil und zukunftsfähig zu halten.“
Eines steht für die E-Control fest: Der Boom der Erneuerbaren ist kein vorübergehender Trend, sondern ein struktureller Wandel.
„Immer mehr Menschen wollen unabhängig von Marktlaunen werden“, so Urbantschitsch. „Energiegemeinschaften, Eigenversorgung und Energy Sharing werden die Energiezukunft maßgeblich prägen.“
Vollständiger EAG-Monitoringbericht 2024:
www.e-control.at/eag-monitoringbericht