Für Browser < IE 11 nicht optimiert. Verwenden Sie bitte einen aktuelleren Browser.
Skip to main content
Ökonwes
  • Sonne
  • Wind
  • Biomasse
  • Mobilität
  • Nachhaltigkeit(current)1
    • Nachhaltigkeit
    • Vernetzung
    • Wasser
    • weitere Energien
    • Ersatz fossiler Energie(current)2
    • Umweltschutz
    • Bauen
    • offene Briefe
    • Ansichtssache
    • Buch-Tipp
    • Heroes for future
    • Jobs
    • Ernährung und Gesundheit
    • Ökologisch Investieren
  1. oekonews
  2. Nachhaltigkeit
  3. Ersatz fossiler Energie
QualityAustria

Das potemkische Dorf kleiner modularer Reaktoren

16.10.2025

Hightech oder Hochglanzillusion?

SMRNO.png
© KI generiert & oekonews
Frankreich setzt große Hoffnungen auf kleine Reaktoren. Im Rahmen des Programms „France 2030“ investiert der Staat über eine Milliarde Euro in sogenannte Small Modular Reactors (SMR) – kompakte Atomkraftwerke, die als technologischer Hoffnungsträger und Klimaretter vermarktet werden. Die Regierung spricht von einer „nuklearen Deeptech-Revolution“, doch die Realität hinter den glänzenden Fassaden ist weit weniger verheißungsvoll.Hightech oder Hochglanzillusion? 

Kleine modulare Reaktoren sollen laut Industrieversprechen schneller, sicherer und günstiger sein als konventionelle Atomkraftwerke. Doch die euphorische Erzählung von der „disruptiven“ Nuklearinnovation verdeckt grundlegende Probleme.

Der aktuelle World Nuclear Industry Status Report (WNISR) vergleicht die Branche mit einem „Potemkinschen Dorf“ – einer künstlich errichteten Kulisse, die Fortschritt suggeriert, wo kaum einer existiert.

Der französische Klimaberater und IPCC-Experte Antoine Bonduelle brachte es 2024 auf den Punkt: Die meisten SMRs seien bisher „Papierreaktoren“ – ambitionierte Konzepte ohne reale Anlagen. In Frankreich hat bislang nur ein einziges Projekt überhaupt einen Genehmigungsantrag gestellt.
 

Milliarden für Projekte mit wenig Substanz 

Trotzdem fließt das Geld reichlich: Der erste Haushaltsposten von „France 2030“ für Kernenergie ist mit über einer Milliarde Euro dotiert. Elf Projekte wurden gefördert – viele von ihnen stammen aus dem Umfeld des Commissariat à l’énergie atomique (CEA), das selbst mit insgesamt 27,8 Millionen Euro an Unterstützung profitiert.

Das CEA ist in der französischen Atomlandschaft allgegenwärtig: Forschungsinstitut, Waffenhersteller, Industriekonzern und Symbol nationaler Stärke zugleich. Doch auch hier sind Verzögerungen und Kostenexplosionen die Regel. Der Forschungsreaktor Jules Horowitz, ursprünglich mit 630 Millionen Euro budgetiert, verschlingt mittlerweile rund 6 Milliarden – und liegt 18 Jahre hinter dem Zeitplan.

Die Entwicklungskosten steigen in jeder Phase weiter, und private Investoren halten sich zurück. Ein Vertreter des Fonds Exergon erklärte offen, dass Investoren nur auf eine profitable Exit-Phase hoffen, nicht aber auf die industrielle Umsetzung.
 

Start-ups im Sturzflug

Gleich mehrere Vorzeigeprojekte kämpfen inzwischen ums Überleben:

  • Newcleo stoppte 2025 seine Entwicklung in Großbritannien wegen fehlender öffentlicher Unterstützung.

  • Naarea wurde im September 2025 unter Zwangsverwaltung gestellt.

  • Jimmy Energy, bisher einziger Antragsteller bei der Atomaufsicht, musste sein Konzept überarbeiten, um „wettbewerbsfähig“ zu bleiben.

Allein diese drei Unternehmen erhielten bereits 57 Millionen Euro an Fördermitteln – mit ungewissem Ergebnis.
 

Lobbyarbeit für weniger Aufsicht

Parallel drängen die Betreiber auf deregulierte Rahmenbedingungen. Nach einem 2023 verabschiedeten Gesetz, das Genehmigungsverfahren beschleunigt und Umweltprüfungen verkürzt, lobbyieren SMR-Unternehmen für weitere Erleichterungen:

  • Anpassungen der Besteuerung und Sicherheitsauflagen,

  • Ausweitung des „öffentlichen Interesses“ auf private Atomprojekte,

  • und Lockerungen beim Umgang mit hochangereichertem Uran (HALEU), das ein erhebliches Proliferationsrisiko birgt.

Wenn diese Forderungen umgesetzt werden, könnten manche SMRs gefährlicher als große Reaktoren werden – insbesondere, wenn sie in der Nähe von Wohngebieten oder Industrieanlagen errichtet werden.
 

Greenwashing im Namen des Klimas

Die Atomindustrie verkauft die milliardenschweren Investitionen als Beitrag zur Dekarbonisierung. Doch keines der Projekte wird vor 2050 eine kommerzielle Reife erreichen – viel zu spät, um einen Beitrag zur aktuellen Klimakrise zu leisten.
Zudem sind erneuerbare Alternativen bereits heute günstiger, schneller umsetzbar und sozial besser akzeptiert.
 

Auch die angebliche Flexibilität der SMRs – Strom- und Wärmeerzeugung in einem – entpuppt sich als problematisch. Für industrielle Wärme müssten die Anlagen direkt in Kundennähe stehen, was Sicherheitsrisiken verschärft. Ein Beispiel: Das Zuckerunternehmen Cristal Union prüft derzeit, ob ein Reaktor des Start-ups Jimmy Energy in seiner Anlage im Département Marne installiert werden könnte.
 

Müllvermehrung statt Minimierung

Technisch betrachtet werden SMRs mehr Atommüll pro Kilowattstunde produzieren als herkömmliche Reaktoren. Eine Studie von 2022 kam zum Ergebnis, dass sie neunmal mehr bestrahlten Stahl erzeugen werden – zusätzlich zu neuen Brennstoffen und Abfallarten, für die es keine Entsorgungsmöglichkeiten gibt.
Wer aber entsorgt den radioaktiven Müll, wenn ein Start-up pleitegeht? Gesetzlich sind zwar die Betreiber verpflichtet, doch im Falle von Insolvenz bleibt der Staat auf den Kosten sitzen.
 

Akzeptanz? Fehlanzeige! 

Trotz PR-Offensive bleibt die Bevölkerung skeptisch. Laut dem ASNR-Barometer 2025 würden nur 19 % der Franzosen neben einem nuklearen Standort leben wollen – und selbst bei kleinen Reaktoren steigt die Zustimmung nur auf 27 %.
Dabei müssten für wirtschaftlichen Erfolg Dutzende identische Reaktoren in Serie gebaut und über Europa verteilt werden. Damit steigen Transport-, Sicherheits- und Sabotagerisiken erheblich.
 

Fazit: Alte Technologie in neuem Gewand 

Die Versprechen der kleinen modularen Reaktoren klingen modern – flexibel, sauber, dezentral. Doch hinter dem futuristischen Design verbirgt sich ein altbekanntes Muster: Staatliche Subventionen, private Gewinne und öffentliche Risiken.
SMRs lösen weder das Problem der radioaktiven Abfälle noch sind sie sicherer, billiger oder schneller verfügbar als große Atomkraftwerke. Sie bleiben – bisher – vor allem eines: ein teures Fassadenprojekt im Namen des Fortschritts.

  • Drucken
  • Empfehlen
16.10.2025
Zum vorigen Artikel voriger Artikel

94 Prozent erneuerbar: Österreichischer Strom wird grüner

Zum nächsten Artikel nächster Artikel

Erneuerbare Energien in Zypern: Ein stiller Millionen-Nutzen

oekonews

Tageszeitung für Erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit. Sonntag, 9. November 2025, 67.589 Artikel Online

Weitere Themen

  • Nuclear Energy Conference 2025 zeigt: „SMR“ steht für Smart Marketing Reactor
  • EU macht Fortschritte bei Klima- und Energiezielen: Emissionen sinken, Energiepreise unter Druck
  • Zieleinlauf des Elektro-Fernlasters und ...
  • Deutscher Bundestag entscheidet über CO₂-Endlager in der Nordsee
  • Russisches Gas durch die Hintertür: Deutschlands wachsende Abhängigkeit über Belgien
  • 70 Organisationen fordern von Umweltminister Totschnig die Bekämpfung des Taxonomie-Urteils
  • Ausschließlich Wechselrichter managen die Netzstabilität
  • Land Niederösterreich unterstützt Pfarren beim Energiesparen
  • SPANIEN: PV + Wind regeln vorrangig(!) die Stromspannung
  • Zustimmung zur Energiewende bleibt auf hohem Niveau
  • zum ersten Set
  • zurück zum vorigen Set
  • 1(current)
  • 2
  • 3
  • weiter zum nächsten Set
  • zum letzten Set
12.870 Artikel | Seite 1 von 1.287

Newsletter

zur Anmeldung

Termintipp

E-SALON: Energiewende KONKRET in GÄNSERNDORF Termin-Tipp buchen

Oekotermine

Werben auf oekonews

Direkt an der Zielgruppe

Wichtiger Artikel

STUDIE: Ohne Energiewende mehr Rohstoffverbrauch
  • Suche
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Über oekonews
  • Haftung
  • RSS
© 2025 oekonews.at
SMRNO.png

© KI generiert & oekonews