Bioenergie: Österreichs Energiewende-Motor mit Zukunft
Ossiach - Österreich steht vor einer gewaltigen Energiewende: Noch immer werden rund 500.000 Ölheizungen, 900.000 Gasheizungen, 15 Gaskraftwerke sowie Millionen Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen betrieben. Für Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes (ÖBMV), ist klar: „Wir brauchen einen gesetzlichen Rahmen mit klaren, stufenweisen Ausstiegsplänen.“
Beim Heizwerke-Betreibertag in Ossiach präsentierte der Verband zentrale Forderungen der Branche – von der Verlängerung der Kesseltausch-Förderungen über die Anpassung der Vergütung im Ökostromregime bis hin zu einer massiven Entbürokratisierung im Bereich Brennstoff- und Energieproduktion. Gleichzeitig gelte es, internationale Handelsstrukturen für Pellets zu stärken und den Waldfonds für die Klimawandelanpassung auszubauen.
In der vergangenen Legislaturperiode konnte die Bioenergie-Branche deutliche Erfolge verzeichnen:
250 Petajoule Bioenergie – rund 55 Prozent des Potenzials – wurden genutzt.
5,4 Milliarden Euro Umsatz und 30.000 Arbeitsplätze sichern Wertschöpfung im Land.
Die Treibhausgas-Einsparungen lagen bei 13 Millionen Tonnen CO₂.
Besonders die Wärmewende sei dank Kesseltausch-Förderprogramm erfolgreich gewesen. 2022 wurden 31.000 neue Holzheizungen installiert – ein Rekordwert. Zwar brach der Markt 2023 durch Preisunsicherheiten und unklare Förderbedingungen kurzzeitig ein, 2024 erreichte die Branche jedoch erneut Spitzenzahlen. Auch gesetzlich wurde nachgeschärft: Ab 2035 (Öl) bzw. 2040 (Gas) sind fossile Heizungen Geschichte, im Neubau sind sie bereits verboten.
Im Stromsektor konnten viele Biogas- und Biomasseanlagen dank des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) abgesichert werden. Kritik gibt es jedoch an den aktuellen Marktprämien, die laut Verband weder Inflation noch gestiegene Brennstoffkosten ausreichend berücksichtigen. Dringend notwendig sei zudem ein Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG), das die Transformation der Biogasanlagen ermögliche.
Mit dem erstmals ausgerichteten Internationalen Heizwerkebetreibertag will der ÖBMV künftig noch stärker den Austausch über Ländergrenzen hinweg fördern. Ziel sei es, europäische Bioenergieregionen enger zu vernetzen und gemeinsam auf Herausforderungen wie Bürokratie, öffentliche Wahrnehmung und NGO-Kampagnen gegen Bioenergie zu reagieren.
„Vielerorts stehen wir vor denselben Problemen – aber auch vor denselben Lösungen: regionale Ressourcen nutzen, fossile Energien ersetzen und leistbare, nachhaltige Energie bereitstellen,“ betont Titschenbacher.
Der ÖBMV blickt 2025 auf drei Jahrzehnte zurück. Entstanden aus der Österreichischen Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik, wurde er 1995 gegründet – inspiriert durch internationale Initiativen. Seither prägt der Verband die Bioenergie-Szene mit Publikationen wie der Zeitschrift ökoenergie oder dem Bioenergie-Atlas und mit Kampagnen wie „Stolz auf Holz“ oder „Gute Wärme wächst nach“.
Auch Veranstaltungen wie die Biomassetage, die Mitteleuropäische Biomassekonferenz in Graz oder nun der Heizwerke-Betreibertag zeigen: Bioenergie hat in Österreich eine lange Tradition – und das Potenzial, zum Nummer-1-Energieträger der Zukunft zu werden.