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BEE: Mehr Elan für Dekarbonisierung der Industrie notwendig

07.01.2025

Ampel-Erfolge verstetigen, Versäumnisse aufarbeiten

WindkraftTomFisk.jpg.jpg
© Foto von Tom Fisk von Pexels / Windkraftanlagen

Berlin -  “Die scheidende deutsche Bundesregierung hat die einseitige Abhängigkeit von russischem Erdgas beendet, den Atomausstieg erfolgreich absolviert und den Ausbau der günstigen Solar- und Windenergie deutlich beschleunigt. Auch der Netzausbau ging voran und der Rahmen für die Wärmewende in Gebäuden und Netzen wurde gesetzt. Nicht mehr umgesetzt wurden die überfällige Reform des Strommarktes, die umfassende Aktivierung von Flexibilitäten oder die Optimierung des Netzanschlusses. Auch die Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr braucht mehr Elan. Hier liegen die Kernaufgaben der nächsten Bundesregierung”, so BEE-Präsidentin Simone Peter.

Flexibilitäten entfesseln, Strommarkt reformieren

Eine der drängendsten Aufgaben der kommenden Bundesregierung wird die Entfesselung von Flexibilitäten im Strommarkt sein. Dies muss Hand in Hand mit der Reform des Strommarktdesigns gehen. “Mit dem weiteren Ausbau der fluktuierenden Quellen Wind- und Solarenergie durch den Abbau von Markthemmnissen, schnelleren Genehmigungen und mehr verfügbaren Flächen wird Erzeuger-, Speicher- und Verbraucherflexibilität immer wichtiger, um das Energiesystem effizient und bezahlbar zu gestalten. Es braucht nichts weniger als eine Flexibilitätsstrategie, die flexibel steuerbare Leistung auf allen Ebenen anreizt, systemdienliches Verhalten belohnt und Speicher und Sektorenkopplung von Hemmnissen befreit”, so Peter.

Die Umstellung von der derzeitigen zeitbasierten EEG-Förderung auf eine mengenbasierte Absicherung würde mit dazu beitragen, negative Strompreise einzudämmen, die Marktwerte der Erneuerbaren zu stabilisieren und gleichzeitig das hohe Tempo des Ausbaus aufrechterhalten. “Wir haben ein System- und kein EEG-Problem, das jetzt gelöst werden muss”, so Peter. Der Anschluss mehrerer erneuerbarer Erzeugungsmengen und Speicher an denselben Netzverknüpfungspunkt hilft hier ebenfalls. Verbraucherseitig kann mit dem Smart Meter-Rollout, dynamischen Tarifen, variablen Netzentgelten und der Stromsteuerabsenkung Flexibilität geschaffen werden, die auch den Hochlauf der Wärmepumpen und E-Autos unterstützt.

Kraftwerkssicherung vom Kopf auf die Füße stellen

Die Erneuerbaren sind jetzt systemsetzend. Das muss auch in der Kraftwerkssicherung Berücksichtigung finden. Bis 2030 sind 38 Gigawatt (GW) zusätzliche erneuerbare Leistung möglich, bis 2045 sogar bis zu 100 GW – dezentral, günstig und vor allem ohne klimaschädliches Erdgas oder fossilen blauen Wasserstoff. Alleine flexibilisierte Biogasanlagen können kurzfristig zusätzlich 6 GW, perspektivisch 24 GW erschließen. Wasserkraft, Heim- und Großbatteriespeicher sowie Geothermie und die grüne KWK kommen hinzu. „Wenn die neue Bundesregierung sofort die Weichen stellt, kann sie bei der Kraftwerkssicherung nochmals annähernd die vierfache Leistung der bisher vereinbarten H2-ready Gaskraftwerke entfesseln“, so Peter.

Wärmewende verstetigen

Im Wärmesektor sieht der BEE ebenfalls Reformbedarf. “Für eine erfolgreiche Wärmewende ist Planungs- und Investitionssicherheit entscheidend”, so Peter. Die Grundzüge der Gesetzgebung und Fördersystematik, die in dieser Legislaturperiode erarbeitet wurden, bilden dafür die Leitplanken. Die derzeitigen Förderprogramme müssen über die Legislatur hinaus reibungslos fortgeführt werden, um einen Stillstand beim Ausbau zu verhindern. Neue Vorschläge zum CO2-Preis könnten hiermit verbunden werden. Auch ein faires Wettbewerbsverhältnis sei wichtig. “Anbieter fossiler Technologien, die versprechen, auf Erneuerbare Energien umzustellen, müssen tatsächlich liefern. Bloße Lippenbekenntnisse reichen nicht aus”, so Peter. Auch der Verbraucherschutz müsse gestärkt werden. „Wer jetzt noch auf fossile Technologien setzt, droht in eine Kostenfalle zu geraten. Hier braucht es eine Aufklärungsoffensive”, fordert Peter.

Industrie- und Verkehrssektor dekarbonisieren

“Im Verkehrsbereich sehen wir uns einer erheblichen Emissionslücke gegenüber, die durch den verlangsamten Zuwachs bei E-Autos weiter wächst. Die Szenarien des BEE verdeutlichen, dass alle erneuerbaren Optionen im Verkehrssektor genutzt werden müssen, um diese Lücke zu schließen”, so Peter. Dies umfasst starke Anreize für den Umstieg auf Elektromobilität, eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur, aber auch die Nutzung von Biokraftstoffen und E-Fuels in Bereichen, die schwer oder gar nicht zu elektrifizieren sind. Außerdem sind Maßnahmen der Betrugsprävention zu ergreifen, da das System THG-Quote in den vergangenen zwei Jahren von Fälschungen unterlaufen wurde.

Auch die Industrie kann noch mehr von günstiger Erneuerbarer Energie profitieren. Die Verbesserung der Stromdirektbelieferung, eine grüne Moleküloffensive für die Industrie, die auch den Wasserstoffhochlauf in Deutschland umfasst und die Umsetzung des angekündigten ‘Clean Industrial Deal’ der EU-Kommission müssen die Dekarbonisierung der Industrie durch Erneuerbare Energien anreizen, um den Standort zukunftsfähig aufzustellen”, so Peter.

“Die Ampel hat trotz großer außenpolitischer Herausforderungen und Uneinigkeit im Inneren viel für die Energiewende erreicht. Einige zentrale Vorhaben wurden aber nicht umgesetzt. Dies ist die Aufgabe der nächsten Bundesregierung, die wir als Branche gerne weiter begleiten. Der Standort braucht Zukunft und Verlässlichkeit”, so Peter.

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