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Bad Ischl nach Tokio – Teil 4

29.01.2004

Gregor Sieböck geht 12.000 km zu Fuß nach Tokio und schreibt für oekonews ein faszinierendes Reisetagebuch

© gea
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Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt

Ja, das Leben ist schön! Das habe ich mir oft gedacht in den letzten Wochen. Ich bin wieder unterwegs, diesmal bereits weit weg von daheim, in Patagonien, doch immer noch auf Kurs nach Tokio. Seit Anfang Jänner wandere ich durch Feuerland und es waren schon wieder so intensive Tage, voller Erlebnisse, dass ich gar nicht so richtig weiss wo ich anfangen soll. Doch alles mal der Reihe nach…
Ende letzten Jahres war ich in Österreich und Schweden, habe dort an der Umweltkampagne gearbeitet und zusammen mit Stefan, meinem Tourmanger, sehr viel organisert. Zufrieden mit der vollbrachten Arbeit feierten wir Silvester in einer tiefverschneiten Berghütte im Ausseer Land und dann ging es nach Argentinien. Letzten Endes habe ich mich entschieden zu fliegen, obwohl viele Umweltaspekte dagegen sprachen, doch es gab praktisch keine andere vernünftige Alternative. Zumindest habe ich versucht die Umwelterzerstörung, die damit verbunden ist, zu begrenzen indem ich "Carbon offset Credits" für den Flug erworben habe. Diese werden von Better World Travel angeboten unter: www.betterworldclub.com und neutralisieren den CO2–Ausstoss, indem das Geld der Credits in Energieprojeke investiert wird, die es erlauben, den Ausstoss an Kohlendioxid im selben Ausmass wie durch das Flugzeug verursacht einzusparen. (mehr Infos auf unserer homepage www.globalchange.at unter Sponsoren)
Buenos Aires war ein Schock, aus dem tiefverschneiten Salzkammergut direkt in diese subtropische heisse Stadt. Latainamerikanisches Leben mit deutlich westeuropäischen Einflüssen und trotzdem, die vergangene Wirtschaftskrise ist noch überall gegenwärtig: Ich sah viele "Cartoneros" in der Stadt, meistens Jugendliche, die tagtäglich Abfalleimer nach Kartonabfällen durchsuchen, um diese anschliessend zu verkaufen. Ein Leben am sozialen Rand, dass mich sehr an meine Arbeit bei Ecuadorianischen Strassenkindern erinnerte. Dann wieder die Gegensätze: westliche Schaufenster mit Luxusartikels und protzige Autos in den Strassen! Ich war froh als ich die Grossstadt mit Lärm und Abgasen hinter mir lassen konnte und machte mich auf nach Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt: gleichzeitig der Ausgangspunkt für meine 7000 km lange Wanderung durch Lateinamerika. Irgendwie hatte diese Stadt ein Flair von Weltende und obwohl Yuri (ein Freund von mir, der die ersten Wochen mit mir wandert) mit mir unterwegs war fühlte ich mich vollkommen verloren. Ja, und der Gedanke, dass tausende Kilometer Wanderung, voller Ungewissheit vor mir lagen machte das Ganze noch schlimmer…..
Es blieb allerdings nicht viel Zeit für Drübsahl und Selbstmitleid, denn das patagonische Wetter traf uns gleich am ersten Tag voll ins Gesicht: Wind und Regen! Ich erinnere mich an den ersten Morgen im Zelt, Yuri und ich wachten vom Regen, der auf die Zeltplane prasselte auf und Yuri meinte nur lakonisch: "Warten wir doch auf den Sommer" Dann schauten wir uns an und sagten beide "Es ist ja Sommer…" Das ist der Sommer und es wird nicht besser, also rauss aus dem Zelt und rein ins Vergnügen! Der Regen liess nach, was nur dazu führte, dass sich die Schotterstraße in eine Staubstrasse verwandelte und alle Autos, die vorbeifuhren zogen eine 200 bis 300 Meter lange Staubfahne hinter sich her. Wir nannten das scherzhaft unsere Dusche. Gleichzeitig blies uns der Wind voll ins Gesicht, meist mit Windstärken weit jenseits der 100 Stundenkilometer und mit Spitzen von bis zu 150 km/h. Ich wurde hin–und–her gewirbelt und unsere Pausen verbrachten wir von nun an im Straßengraben, dem einzigen Ort, wo der Wind nicht so stark blies. Endlose Pampas, kilometerlange Geraden; wir vertieben uns immer die Zeit damit, dass wir abzuschätzen versuchten wie weit es noch bis zur nächsten Kurve war: 3 km, 5 km, 8 km? Endlos…

"Das Leben ist schön! Und es kann so einfach sein"

Ja und in den Pampas kämpften wir mit einem weiteren Problem: Wasser. Es gab oft nur abgestandene Tümpel und wir mussten jeden Schluck filtern; wie herrlich ist es doch die Wasserleitung daheim aufzudrehen, ich lernte Wasser wieder so richtig schätzen. Und doch, was für ein Leben, so unglaublich intensiv und stark, voller Kraft! Es wurde wieder einfach: Wandern, essen, schlafen. Die richtige Erneuerung durch den Schlaf lernte ich wieder schätzen, der warme Schlafsack wurde zum Himmelbett nachdem ich draussen im Wind fröstelte, ein Butterbrot oder ein warmer Tee bekamen ganz neue Werte und die vielen schonen Kleinigkeiten entlang des Weges munterten mich immer wieder auf: ein Vogel, der einen Teil des Wegs mit uns flog, eine Blumenwiese, einige Minuten ohne Wind…. Ja, das Leben ist schön! Und es kann so einfach sein. Plötzlich hatte ich wieder so viel Zeit zum Nachdenken, ich hing meinen Träumen nach und meditierte. Und dann die unerhofften Erlebnisse entlang des Weges: vorbeifahrende Autofahrer, die uns aufmunternd zuwinkten und hupten. Einmal hatten wir kein Wasser mehr und wir wussten nicht was wir tun sollten, die nächste Estancia (Bauernhof) war noch weit entfernt. Auf einmal hielt ein Autofahrer an und fragte uns ob wir Wasser benötigten. Was für ein Glück! Selten habe ich ein Glas Wasser so genossen….der "Gott der kleinen Dinge" wie ich zu sagen pflege…. Oder wir klopften an eine Tür in einer der Estancias entlang der Strasse; hätten sie Wasser für uns? Ein Mann öffnete und lud uns spontant zu Tee und trockenem Brot ein. Durch das grosse Wohnzimmerfenster blickten wir auf die Wogen des Atlantiks; irgendwo dort auf der anderen Seite war meine Heimat, tausende Kilometer entfernt. Aus dem Radio tönte billige Schlagermusik, heitert uns auf und der Tee brachte Leben in uns zureuck….lange noch dachte ich an diese unerwartete Begegnung zurück und der Bauer winkte uns nach bis wir hinter der Kurve verschwanden….
Die letzten Tage durch Feuerland, der Bahia Inutil entlang, waren hart. Wir hatten nicht genug Essen mit, denn es gab keinen Lebensmittelladen am Weg, der Wind bliess uns mit voller Kraft ins Gesicht, den ganzen Tag, und die Landschaft waren nur endlose Pampas: immer gerade aus! Wir kämpften uns vorwärts und ich träumte von Pizza, mit richtig viel Käse drauf. Wir schafften es, auch wenn es anstrengend war, weil wir es schaffen wollten. Immer wieder boten uns Autofahrer an, uns mitzunehmen, doch wir lehnten alle Angebote ab: wir wollten gehen; alles! Und es gelang uns. Am Ende von Feuerland angekommen, setzen wir mit dem Fährschiff ans Festland über und mir fielen wieder die Worte Mahatma Gandhis ein: "Die Kraft entspringt nicht den körperlichen Fähigkeiten sondern dem Willen" und ich lächlte!Nun haben wir Bridget, Yuris Freundin getroffen und zu dritt werden wir uns eine Woche Urlaub gönnen: Urlaub von den endlosen Pampas: im Torres del Paine Nationalpark wandern, ja; wandern. Urlaub vom Wandern mit wandern :) aber so richtig gemütlich und keine 40 Kilometer am Tag, die Landschaft auf uns einwirken lassen, träumen, und plaudern. Dann geht es wieder weiter, auf den endlosen Strassen gegen Norden; den Strassen der Träume und des einfachen Lebens, Tokio entgegen! Es sind noch tausende Kilometer und bald werde ich wohl wieder alleine unterwegs sein, doch ich freue mich schon darauf denn hinter jeder Kurve warten neue Erlebnisse auf mich!
Ich sende Euch viele liebe Grüsse aus Patagonia, dem Land wo der Wind zuhause ist und er wird meine Gedanken zu Euch tragen. Haltet die Ohren steif und denkt daran: das Leben kann ganz einfach sein. Erst wenn wir den ganzen Ballast über Bord geworfen haben schärft sich unser Blick auf das Wesentliche!
Muchos saludos y un gran abrazo,
Su amigo,
Gregorio
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29.01.2004 | Autor*in: willfurth
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