Für Browser < IE 11 nicht optimiert. Verwenden Sie bitte einen aktuelleren Browser.
Skip to main content
Ökonwes
  • Sonne
  • Wind
  • Biomasse
  • Mobilität(current)1
  • Nachhaltigkeit
    • Nachhaltigkeit
    • Vernetzung
    • Wasser
    • weitere Energien
    • Ersatz fossiler Energie
    • Umweltschutz
    • Bauen
    • offene Briefe
    • Ansichtssache
    • Buch-Tipp
    • Heroes for future
    • Jobs
    • Ernährung und Gesundheit
    • Ökologisch Investieren
  1. oekonews
  2. Mobilität
OurpowerBanner © Archiv

Bad Ischl nach Tokio – Teil 2

12.10.2003

Gregor Sieböck geht 12.000 km zu Fuß nach Tokio und scheibt für oekonews ein faszinierendes Reisetagebuch

© gea
© gea

Zuerst ein paar Worte zu meiner Reise

Ich komme aus Oberösterreich, bin 26 Jahre alt, und plane im Laufe der nächsten drei Jahre von Österreich nach Japan zu wandern, um entlang des Weges eine Umweltkampagne fuer den oekologischen Fussabdruck zu organisieren. Der Weg verlaeuft ueber Westeuropa, durch Lateinamerika, die USA und endet schliesslich in Tokio. Ziel ist es einerseits die Gegensaetze im Ressourcenkonsum zwischen Nord und Sued sowie Stadt und Land aufzuzeigen (deswegen das Ende in Tokio, der groessten Stadt der Welt) und andererseits die Bevoelkerung in den reichen Industriestaaten Europas, der USA und Japan gezielt darauf hinzuweisen, dass wir im Moment mehr Ressourcen benoetigen als zur Verfuegung stehen; und wir uns daher aendern muessen. Ich spreche mit meiner Kampagne jeden Einzelnen an, frei nach dem Motto von Mahatma Ghandi "Sei die Veraenderung, die Du in der Welt sehen moechtest." Auf dem Weg stelle ich eine Vielzahl von Umweltprojekten vor, um aufzuzeigen was jeder Einzelne von uns zum Schutz unseres Planeten beitragen kann. Mehr Infos zur Kampagne finden Sie auf meiner Homepage globalchange.at.

Santiago de Compostela, 11. Oktober 2003

Vor mehr als drei Monaten bin ich in Bad Ischl losgewandert und ich kann mich noch an meinen ersten Wandertag erinnern. Es war fuenf Uhr in der Frueh als Stefan (mein Tourmanager, der mich die ersten Tage begleitet hat) und ich in Richtung Westen aufbrachen. Tokio war tausende Kilometer entfernt und ich bezweifelte irgendwie ob ich dort jemals ankommen wuerde. Der Rucksack drueckte mit seinen 28 kg ordentlich auf meine Schultern und so waren die ersten Schritte eher zaghaft; doch es ging immer besser. Bereits am zweiten Tag schickte ich unnoetige Dinge nach Hause und so pendelte sich das Gewicht auf 20 bis 25 kg ein, immer noch sehr schwer wenn man bedenkt dass ich selbst nur 50 kg wiege, aber mittlerweile habe ich mich schon ans Gehen und Tragen gewoehnt. Ich habe bereits 2900 km zu Fuss zureuckgelegt und waehrend ich diese Zeilen schreibe sitze ich in Santiago de Compostela, dem Ende des Jakobswegs und plane den Weg in Richtung Portugal.
Die bisherigen Wandererlebnisse koennten unterschiedlicher nicht sein. Durch Oesterreich und die Schweiz wanderte ich meistens alleine, aber ab Zentralfrankreich und vor allem in Spanien waren sehr viele Pilger unterwegs, da ich ja als meine Wanderroute den Jakobsweg gewaehlt habe. Ein uralter Weg, der bereits vor tausenden von Jahren von keltischen Druiden begangen wurde: ich dachte darueber nach als ich letzte Woche in Kap Finisterre ankam; einer Halbinsel die weit in den Atlantik hinausreicht und die lange als das Ende der Welt gegolten hat. Jahrtausende lebte der Mensch im Einklang mit der Natur und erst in den letzten Jahrzehnten nahm die Umweltzerstoerung immer mehr ueberhand; vor allem wegen unserer Gier immer mehr besitzen zu wollen. Wurde Finisterre somit zu einem Symbol fuer das "Ende der Welt" im uebertragenen Sinn? Anzeichen dafuer gaebe es genug: die Tankerkatastrophe der Prestige im November vergangenen Jahres, die weite Teile der gallizischen Kueste verschmutzte (noch immer werde Oelklumpen angeschwemmt) oder die unglaubliche Hitzewelle diesen Sommer. Als ich in Frankreich unterwegs war sah ich unzaehlige vertrocknete Baeume und nicht selten stiegen die Tagestemperaturen auf 45 Grad Celsius an; was das Gehen unglaublich erschwerte. So trank ich zeitweise 7 oder 8 Liter Wasser am Tag und kaempfte mich vorwaerts.
Der Weg hat mich veraendert; er hat meine Sinne fuer das Wesentliche geschaerft und ich habe gelernt, dass oft weniger mehr sein kann. Wir glauben, dass wir ohne einem Fernseher, einem Auto oder einem Mobiltelefon nicht mehr leben koennen. Wir arbeiten Tag und Nacht, um uns diesen "Luxus" leisten zu koennen und gehen dabei am Leben vorbei. Satish Kumar, ein Inder, der mich zu meiner Wanderung inspirierte, da er bereits in den 60er Jahren von Indien in die USA gewandert ist, um gegen die Atombombentests zu protestieren, brachte das Problem auf den Punkt: Wir haeufen immer mehr Dinge an und am Ende beherrscht die Waschmaschine, das Auto, unser riesiges Haus unser Leben und wir sind gefangen wie ein Insekt im Spinnennetz. Die Luxusartikel erleichtern nicht unser Leben, sie erschweren es und versperren uns die Sicht auf das Wesentliche!
Ich habe gelernt mit dem Wesentlichen zu Ueberleben, mein Haus ist der Rucksack, all das was ich mit mir herumtragen kann, und es ist nicht viel. Ich nehme mir bewusst Zeit zum Leben, zum Schauen, und um die Umgebung aufzunehmen. Gehen ist wunderbar, es ist wie Balsam fuer die Seele: langsam vorwaerts zu kommen und nicht zu hetzen. Und trotzdem: 2900 km in drei Monaten – es verwundert mich immer wieder wohin wir kommen wenn wir gehen.
Vor einigen Wochen hat mir mein Freund Heini, von GEA – Waldviertler Schuhe (mit denen ich unterwegs bin), ein Gedicht geschickt, dass mir sehr gut gefiel:
Wo kämen wir hin?
wenn alle sagten wo kämen wir hin,
und niemand ginge,
um zu schauen,
wohin wir kämen,
wenn wir gingen.
Das Gehen hat meinen Sinn fuer das Wesentliche geschaerft; und der Weg wurde zu meinem Freund. Hinter jeder Strassenecke warten neue Erlebnisse; immer wieder treffe ich nette Menschen mit denen ich ein Stueck des Weges gehe oder plaudere.
Die letzten Tage war ich durch Galizien unterwegs; ein wildes Land dachte ich mir. Von der Ferne kam mir einmal jemand entgegen und es schien als waere es ein Wanderer auf dem Rueckweg von Finisterre; aber je naeher ich kam umso deutlicher wurde die Gestalt: eine alte Frau, ganz in Schwarz gekleidet, mit Kopftuch und Rock. Sie sah aus wie aus einer anderen Zeit. Irgendwann stellte ich dann fest, dass fast alle Frauen schwarz gekleidet waren, und die meisten Mensche die ich sah waren alt. Ihre Gesichter vom Wind zerfurcht, lugten sie
hinter Steinmauern hervor und gruessten verstohlen. Die Jungen waren ueber alle Berge, arbeiteten wohl in der Stadt und diejenigen die blieben, waren alt. Wieder einmal fiel mir etwas interessantes auf: die wenigen jungen Menschen, die ich sah, waren alle im Auto unterwegs, die Alten gingen. Ist das die neue Zeit, in der nur mehr Geschwindigkeit und Komfort zaehlt?
Ja, Galizien war ein wildes Land, alte Haeuser mit Steinmauern, die charakteristischen Getreidespeicher, oder Horréos, uralte Kreuze, aber auch Obeliske; alter Wunderglaube schien noch weit verbreitet zu sein. Es gaebe viel zu entdecken … aber auch ein anderer Anblick hat sich tief in mein Gedaechtnis eingegraben: der erste Blick auf das Meer. Es schimmerte durch die Baumreihen durch, leichtes graublau, ich begann zu laufen, trotz meines schweren Rucksackes, kam vom Weg ab; vor lauter Tatendrang, und ploetzlich lag es vor mir: weit und endlos, geheimnisvoll! Ich trauten meinen Augen nicht. Von meiner Haustuer bis zum Atlantik, all das war ich zu Fuss gegangen. Ploetzlich schien Tokio greifbar nahe; den ersten Schritt habe ich gemacht und so werden die naechsten auch folgen…
Morgen werde ich wieder weiterziehen, gegen Sueden in Richtung Portugal, ueber Porto nach Coimbra… ja und bis Tokio werden wohl noch viele Tagebucheintragungen folgen.
Gregor Sieboeck
  • Drucken
  • Empfehlen
12.10.2003 | Autor*in: willfurth
Zum vorigen Artikel voriger Artikel

VCÖ fordert Qualitätsoffensive für die Bahn: "Ausbauen und modernisieren!"

Zum nächsten Artikel nächster Artikel

VCÖ–Untersuchung: In Tirol verursachten Alkolenker im Vorjahr pro Einwohner die höchsten Unfallkosten!

oekonews

Tageszeitung für Erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit. Sonntag, 13. Juli 2025, 66.602 Artikel Online

Weitere Themen

  • Kronberger: Transit–Ergebnis ist gefährliche Saat auf österreichischem Boden
  • Scheitern der Transitverhandlungen in Brüssel
  • VCÖ: Österreich muss jetzt wirksamere Maßnahmen gegen wachsenden Lkw–Verkehr umsetzen!
  • Das Leben ohne Auto im Freiburger Stadtteil Vauban hat sich bewährt
  • VCÖ–Untersuchung: EU–Transitvorschlag bedeutet plus 200.000 Tonnen CO2–Emissionen im Jahr 2005!
  • VCÖ: ÖBB–Reform ungenügend, um Bahn zu verbessern!
  • Deutschland gemeinsam für mehr Radverkehr
  • Skandal in Marchegg: Naturschützer wie Verbrecher behandelt
  • VCÖ–Untersuchung: Unfallrisiko für Kinder ist in Oberösterreich am höchsten!
  • Biotreibstoff–Experten treffen sich in Berlin
  • zum ersten Set
  • zurück zum vorigen Set
  • 1110
  • 1111(current)
  • 1112
  • weiter zum nächsten Set
  • zum letzten Set
11.185 Artikel | Seite 1.111 von 1.119

Newsletter

zur Anmeldung

Termintipp

Termin-Tipp: EEÖ-Fachdialog RED III Umsetzung Termin-Tipp buchen

Oekotermine

Werben auf oekonews

Direkt an der Zielgruppe

Wichtiger Artikel

STUDIE: Ohne Energiewende mehr Rohstoffverbrauch
  • Suche
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Über oekonews
  • Haftung
  • RSS
© 2025 ökonews.at
© gea

© gea