Atomorganisation warnt vor drohender Uranknappheit: Folgen auch für Tschechien
Wachsende Nachfrage durch Ausbaupläne
Der WNA-Bericht geht davon aus, dass die installierte weltweite Leistung bis 2040 auf bis zu 966 Gigawatt anwachsen könnte - das wäre fast eine Verdopplung gegenüber heute. Entsprechend steigt der Uranbedarf laut der WNA von derzeit rund 67.500 Tonnen jährlich auf bis zu 204.000 Tonnen. Als Treiber werden von der WNA geplante Projekte in China und Indien, ein möglich wachsende Markt für kleine modulare Reaktoren (SMRs) und die Laufzeitverlängerung bestehender Anlagen genannt, auch der Abbau an bestehenden Minen könnte vehement sinken, da diese bald erschöpft sind.
Für Tschechien ist diese Entwicklung besonders relevant: Die Regierung plant, in Dukovany gleich zwei neue Reaktoren zu errichten und langfristig auch den Standort Temelín auszubauen. Damit würde der tschechische Uranbedarf spürbar steigen – in einer Zeit, in der die Versorgungslage immer unsicherer wird.
Zusätzlich wirkt der Krieg in der Ukraine als Störfaktor für die internationalen Uran-Lieferketten. Viele europäische Staaten - darunter auch Tschechien - haben bisher Kernbrennstoffe aus Russland oder über russisch dominierte Lieferketten bezogen. Prag bemüht sich inzwischen, alternative Bezugsquellen zu erschließen. 2022 hatte ČEZ einen Vertrag mit der französischen Framatome und der amerikanischen Westinghouse abgeschlossen, um sich bei Brennelementen unabhängiger zu machen.
Engpass ab den 2030er JahrenDie WNA warnt, dass viele der produktivsten Uranlagerstätten schon in den 2030er Jahren erschöpft sein werden. Während bestehende Minen heute noch mehr als 90 Prozent des Bedarfs decken, könnte dieser Anteil in zehn Jahren auf nur 40 Prozent sinken. Neue Lagerstätten benötigen von der Entdeckung bis zur Produktion oft 10 bis 20 Jahre.
Herausforderung für Tschechiens Energiestrategie
Die tschechische Regierung setzt dennoch in ihrer Energiestrategie weiterhin auf den Atomkraftausbau, und argumentiert, dies sei zur Deckung des steigenden Strombedarfs als auch zur Erreichung der Klimaziele. Doch die Warnungen der WNA zeigen: Die Frage der Brennstoffversorgung könnte dabei zum Engpass werden.
Sollten Uranpreise steigen -was derzeit erwartet wird - oder Lieferengpässe eintreten, müssten auch die geplanten Projekte in Dukovany und Temelín ihre Wirtschaftlichkeit vollends neu bewerten.