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Artenvielfalt im Wald: Nicht immer ein Schutzschild gegen Dürre

21.09.2025

Neue internationale Studie unter Leitung der Universität Freiburg zeigt Details dazu auf

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Artenreiche Mischwälder gelten seit Jahren als Wundermittel gegen den Klimawandel. Je bunter die Mischung, desto besser – so die weit verbreitete Annahme. Doch eine neue internationale Studie unter Leitung der Universität Freiburg rüttelt an diesem Glaubenssatz: Mehr Vielfalt bedeutet nicht automatisch mehr Schutz vor Dürre.

Die Forschenden haben die Jahrringe von über 1.600 Bäumen in sechs europäischen Ländern ausgewertet. Ihr Befund ist überraschend: Während eine größere Artenvielfalt das Baumwachstum in kurzen Trockenphasen stärkt, kann sie sich bei langanhaltenden Dürren sogar ins Gegenteil verkehren – und den Stress für die Bäume verstärken.

„Eine größere Artenvielfalt ist keine Patentlösung“, sagt Hernán Serrano-León, Forstwissenschaftler an der Universität Freiburg und Erstautor der Studie, die in Global Change Biology erschienen ist. „Entscheidend ist die richtige Kombination von Baumarten, angepasst an die lokalen Bedingungen.“

Die Daten stammen aus dem Netzwerk TreeDivNet, dem weltweit größten Forschungsverbund für Baumartenvielfalt. In neun großflächigen Versuchswäldern von Spanien bis Schweden verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Wachstum von 21 Baumarten – in reinen Beständen ebenso wie in Mischungen. Das Ergebnis: Ob Vielfalt hilft oder schadet, hängt stark davon ab, wie die Bäume miteinander interagieren. Manche Arten teilen Wasser effizient, andere geraten in Konkurrenz und verschärfen die Trockenstress-Situation.

Die Botschaft der Studie ist klar: Wer klimaresiliente Wälder schaffen will, muss genauer hinschauen. Es reicht nicht, einfach möglichst viele Baumarten nebeneinander zu pflanzen. Vielmehr braucht es durchdachte Kombinationen und Bewirtschaftungsstrategien, die auf den jeweiligen Standort zugeschnitten sind.

„Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel wird eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte sein“, warnt Serrano-León. „Nur wenn wissenschaftliche Erkenntnisse und forstliche Erfahrung zusammenfinden, können wir Wälder gestalten, die auch längere und häufigere Dürreperioden überstehen.“

Originalpublikation: Serrano-León H, Blondeel H, Glenz P, Steurer J, Schnabel F, Baeten L, Guillemot J, Martin-StPaul N, Skiadaresis G, Scherer-Lorenzen M, Bonal D, Boone M, Decarsin R, Druel A, Godbold DL, Gong J, Hajek P, Jactel H, Koricheva J, Mereu S, Ponette Q, Rewald B, Sandén H, van den Bulcke J, Verheyen K, Werner R, Bauhus J (2025): Multi-year drought strengthens positive and negative functional diversity effects on tree growth response. In: Global Change Biology. 10.1111/gcb.70394 (onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/gcb.70394)
 
  • Hernán Serrano-León ist Forstwissenschaftler an der Professur für Waldbau an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem nachhaltigen Management von Wäldern im globalen Wandel, insbesondere hinsichtlich der Wechselwirkung zwischen Baumartenvielfalt und den Funktionen von Waldökosystemen.
 
  • TreeDivNet ist das weltweit größte Netzwerk für wissenschaftliche Experimente zur Baumartenvielfalt. Dazu gehören auch zwei Experimente, die von der Universität Freiburg betreut werden: IDENT-Freiburg und BIOTREE.
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Baumartenmischung im Experiment BIOTREE-Kaltenborn, durchgeführt von der Universität Freiburg. © Hernán Serrano-León