„Alle Fische bleiben, alle bleiben Fische“ – Theater trifft Protest auf der Ostumfahrungs-Baustelle
Lichtenwörth – Ein Freitag mitten in der Hitzewelle, Temperaturen über 35 Grad – und doch keine Spur von Abkühlung in der Klimapolitik. Während in Wien Fridays For Future vor dem Ministerium protestierte, wurde auch in der Region Wiener Neustadt ein starkes Zeichen gesetzt: Mitten auf der Baustelle der geplanten Ost"Umfahrung" verwandelte das Theaterkollektiv „Verfischt und Zugenäht“ die graue Betonfläche für ein paar Stunden in eine farbenfrohe Bühne des Widerstands.
Das Stück mit dem Titel „Alle Fische bleiben, alle bleiben Fische“ spielt in einer Zukunft, in der Brücken zu Bühnen werden, Fische sprechen und sich die Natur ihren Raum zurückholt. Zwischen Baggern, Lärmschutzwänden und Baustellenzäunen entstand eine surreale Szenerie – ein Theater mitten in der Zerstörung. Doch so verspielt der Auftritt, so ernst die Botschaft: Nein zur Zubetonierung der Fischa-Au. Nein zur Vernichtung von wertvollem Ackerboden. Nein zur Klimapolitik aus der Steinzeit.
Seit der Räumung des Protestcamps im Oktober 2024 wurden zahlreiche Bäume gefällt, doch der Widerstand lebt – jetzt mit neuen Mitteln: Kunst statt Asphalt. Theater statt Tristesse.
„Früher in der Fischa-Au, als der Kopfsalat noch aus dem Boden sproß, die Tomaten die blauen Schnüre emporgeklettert sind und das Baumhaus im Wind schaukelte …“ – mit diesen Worten eröffnete eine Gärtner*innen-Oma das Stück, während ein gepunkteter Fisch auf die Bühne springt. Poetisch, politisch, pointiert.
„Wir wollen mit unserer Protestkunst einen Raum für kreativen Widerstand schaffen“, sagt Fritz Fröhlich, Teil des Kollektivs. Damit setze man ein klares Zeichen gegen das Kasperltheater der Politik, von all jenen, die in Zeiten der Klimakrise weiter auf Autobahnen und Zubringertrassen setzen.
Denn die Ostumfahrung sei keine Zukunftsvision, sondern ein Rückschritt mit Ansage: Millionen Steuergeld für den Ausbau von Straßen durch geschützte Gebiete – statt Investitionen in klimaresiliente Mobilität, Bodenschutz oder das Erreichen der Pariser Klimaziele.
Theater statt Theater.
Das ist die Botschaft dieses Morgens in Lichtenwörth – und vielleicht ein kleiner Hoffnungsschimmer: Dass künstlerischer Widerstand auch dort wachsen kann, wo Bäume gefällt wurden- wo stattdessen Beton wachsen soll.
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