© Gerd Altmann pixabay.com
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Von der Umwelt profitieren: Nachhaltigkeit als strategischer Wettbewerbsvorteil

Nachhaltigkeit liegt im Trend – und macht auch nicht vor der Industrie Halt. Das Gebot der Stunde lautet daher: Entsprechende Schritte in Richtung besserem Umweltschutz setzen.

Egal, ob Zero-Waste-Konzepte in Restaurants, Taschen aus recycelten Jeans oder Produktionsbetriebe, die den CO2-Fußabdruck verringern – nachhaltiges Denken und Handeln liegt im Trend. Und spielt mittlerweile auch in der Industrie eine bedeutende Rolle. Unternehmen schonen damit nicht nur die Umwelt, sondern durch nachhaltigere Maßnahmen und Prozesse verbessern sich meist auch die Reputation und das Image einer Firma.

Von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einem nachhaltigeren Betrieb ist die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen. Der in einigen Nachbarländern diskutierte Atomstrom ist dabei jedoch ein Irrweg. Nicht nur die damit verbundenen extremen Investitionen machen solche Projekte fragwürdig, auch die Umweltbelastung bleibt ein ernstzunehmendes Problem. In Österreich werden aktuell bereits zwischen 55 und 67 Prozent des Stroms aus Wasserkraft gewonnen und die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen ist generell auf dem Vormarsch. Diese Bilanz weiter zu verbessern, sollte eines der zentralen Anliegen sein. Und dabei können Unternehmen mithelfen – und sogar davon profitieren.

Der Grund ist folgender: Industriebetriebe haben auf ihrem Werksgelände häufig gute Voraussetzungen, um eine autarke Stromversorgung umzusetzen. Konkret bedeutet das: Werkhallen und Bürogebäude verfügen meist über Flachdächer – und diese eignen sich perfekt für die Installation von Solarpaneelen. Damit setzen Unternehmen wichtige Maßnahmen in puncto Nachhaltigkeit. Aber das ist noch längst nicht alles, denn dadurch erreichen Betriebe auch die größtmögliche Unabhängigkeit vom aktuell sehr volatilen Strommarkt. Hohe Strompreise waren zuletzt immerhin eine der größten Sorgen österreichischer Manager im verarbeitenden Gewerbe. Mit dem praktisch kostenlosen Strom aus der Solaranlage verschafft sich ein Betrieb somit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.

Aber nicht nur das Thema Photovoltaik boomt, sondern auch alte Ölheizungen haben längst ausgedient. An ihre Stelle tritt immer öfter klimafreundliche Fernwärme – und hierfür gibt es für Unternehmen sogar Förderungen und Zuschüsse. Und: Durch eine höhere Anschlussdichte an bestehende Fernwärmenetzwerke lässt sich sogar die Luftgüte stark verbessern, wie etwa ein Fall in Kärnten zeigt. Auch ein Umstieg auf eine Pellets- oder Hackschnitzelheizung sowie das Installieren von Stromspeichern sind wichtige Ansätze, um das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Kurzfristige Maßnahmen für ein nachhaltigeres Wirtschaften

Die Installation von Photovoltaik-Anlagen oder einer klimafreundlichen Wärmeversorgung dauert jedoch etwas – daher ist beides zu den langfristigen Anschaffungen und Maßnahmen zu zählen. Es gibt allerdings zusätzlich Möglichkeiten, auch kurzfristig für mehr Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen zu sorgen – insbesondere in der Kultur. Dazu gehört etwa, die Mitarbeiter für das gemeinsame Ziel zu motivieren und zum Mitmachen zu animieren.
Eine Idee ist es, das Umweltengagement der Angestellten zu fördern – ganz egal, ob Fahrgemeinschaften forciert werden oder Dienstfahrräder für kurze Strecken zur Verfügung gestellt werden. Auch eine Zero-Waste-Kantine mit regionalen Lebensmitteln ist denkbar. Die Verbrenner der Dienstflotte sollten ebenso nach und nach durch Wagen mit Elektroantrieb ersetzt werden. Dies sind jedoch schon mittel- und langfristige Aufgaben, denn hierbei handelt es sich um große Investitionen. Dazu gehört auch die Umrüstung des Maschinenparks auf effizientere Systeme.

Kurzfristig lässt sich beispielsweise noch ein weitgehend papierloses Büro umsetzen. Nicht vermeidbare Emissionen könnten wiederum über Zahlungen an Klimaschutzprojekte kompensiert werden. Zudem sind Spendenmodelle möglich – pro verkauftes Produkt könnte zum Beispiel ein Baum gepflanzt werden. Auch das verbessert die Reputation eines Betriebes.

Produktionsprozess nachhaltig gestalten

Ein besonderes Augenmerk sollten Unternehmen auf den Produktionsprozess legen. In der Industrie gibt es viele Ansätze, die Produktion nachhaltiger zu gestalten. Dies zahlt sich nicht nur für den jeweiligen Betrieb aus, sondern auch für den Kunden, denn dieser erhält im Optimalfall qualitativ hochwertigere Produkte. Und diese Win-win-Situation kann zu einem wesentlichen Faktor des Unternehmenserfolges beitragen.

Beim Produktionsprozess geht es nicht nur darum, Energie und Ressourcen effizient zu nutzen, schädliche Emissionen zu reduzieren und möglichst wenig Ausschuss zu produzieren, sondern Betriebe sollten auch die Rohstoffe und Zulieferer verstärkt in den Fokus rücken. Dabei helfen Fragen wie: Wie ökologisch vertretbar ist die Rohstoffgewinnung? Welche alternativen Rohstoffe könnten zum Einsatz kommen Und welche Nachhaltigkeitskriterien erfüllen die Lieferanten? Wo es möglich ist, sollten in jedem Fall nachwachsende Rohstoffe zum Zug kommen. Ein Produkt ist dann nachhaltig, wenn es über lange Zeit hinweg seinen Zweck erfüllt. Die Verwendung hochwertiger Materialien kostet zwar in Summe etwas mehr, dafür kann der Kunde die Ware länger verwenden – und baut im Optimalfall auch ein besseres Verhältnis zum Produzenten auf, schließlich kann er sich bei diesem sicher sein, eine gute Qualität zu erhalten.

Ebenso geht es in nachhaltigen Betrieben um das Thema Abfallvermeidung sowie das Schaffen von sinnvollen Stoffkreisläufen, wobei so viel wie möglich recycelt werden sollte. Denn damit lässt sich der Verbrauch neuer Rohstoffe erheblich reduzieren. Und über all dem sollte ein großes Ziel stehen: der Erhalt sowie die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt der Ökosysteme.

Damit all dies gelingt, muss in den meisten Fällen das gesamte Produktionssystem modernisiert und auf neue Beine gestellt werden. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei mittlerweile die Themen Automatisierung und Digitalisierung ein. So werden Systeme und Lieferketten zunehmend digitalisiert. Das hat beispielsweise jenen Vorteil, dass automatisierte Lösungen Schwachstellen in der Produktion rascher aufdecken. Ebenso lassen sich somit Ressourcen besser kalkulieren und einsetzen, der Ausschuss ist geringer und die Prognosen sind genauer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /