© Neri Vill Pixabay.com
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Spritverbrauch in Österreich im ersten Jahresdrittel gesunken, aber noch immer hoch

VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs gehen zurück, aber zu langsam

Wien – Im ersten Jahresdrittel wurde in Österreich um 7,8 Prozent weniger Sprit getankt als im ersten Drittel des Vorjahres, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Während der Verbrauch von Benzin leicht gestiegen ist, gab es bei Diesel einen Rückgang um 10,2 Prozent. Durch den Rückgang des Spritverbrauchs sind auch die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs gesunken. Aber der Straßenverkehr verbrennt nach wie vor zu große Mengen an Diesel und Benzin. Um die Klimaziele erreichen zu können, braucht es zusätzliche Maßnahmen.


„Im ersten Jahresdrittel wurde in Österreich weniger Sprit getankt, was nicht nur Geld spart, sondern auch Österreichs Klimabilanz verbessert. Aber der Treibstoffverbrauch des Verkehrs ist nach wie vor sehr hoch“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. 1,81 Millionen Tonnen Diesel und 0,48 Millionen Tonnen Benzin wurden im ersten Jahresdrittel in Österreich getankt. Im Vergleich zum ersten Drittel des Vorjahres nahm zwar der Benzinverbrauch um rund 10.000 Tonnen zu, der Dieselverbrauch ging aber um 205.000 Tonnen zurück, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Erdölstatistik des BMK zeigt. In Summe wurde also um rund 195.000 Tonnen weniger Sprit getankt, ein Rückgang um 7,8 Prozent. Gegenüber dem ersten Drittel des Vor-Coronajahres 2019 wurden um 450.000 Tonnen Diesel und Benzin weniger getankt.

Zum Rückgang des Dieselverbrauchs haben mehrere Faktoren beigetragen: Der Lkw-Verkehr, der fast ausschließlich Diesel tankt, ist leicht zurückgegangen. Zurückgegangen ist zudem die Zahl der Diesel-Pkw, während die Zahl der E-Pkw gestiegen ist. Auch Verhaltensveränderungen, etwa ein spritsparender Fahrstil, häufigeres Radfahren oder die stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel infolge der Klimatickets in den Bundesländern wirken verbrauchsreduzierend. „Hier ist gut zu sehen, dass viele kleine Beiträge in Summe auch einiges bringen können“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

Der Treibstoffverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs wären schon heute deutlich niedriger, wenn das 3-Liter Auto, das in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angekündigt wurde, heute der Standard wäre. Doch statt drei Liter pro 100 Kilometer ist der reale Durchschnittsverbrauch der heimischen Benzin- und Diesel-Pkw mit mehr als sechs Liter doppelt so hoch.

Hält im heurigen Jahr die bisherige Entwicklung an, dann werden die CO2-Emissionen des Verkehrs nach dem Jahr 2022 auch im Jahr 2023 sinken. Vom Klimaziel für das Jahr 2030 – maximal 12,7 Millionen Tonnen – war der Verkehr im Jahr 2022 noch rund acht Millionen Tonnen entfernt. „Gut ist, dass die Emissionen des Verkehrs zurückgehen, schlecht ist aber, dass sie das zu langsam tun. Wir müssen rascher und deutlicher die CO2-Emissionen reduzieren“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf die Studien des Weltklimarats hin. Um Kipppunkte zu verhindern, müssen die Emissionen so schnell wie möglich und nicht erst in ein paar Jahren stark reduziert werden.

Ein erster wichtiger Schritt ist die Beseitigung bestehender Klimaschutz-Hindernisse, wie beispielsweise die steuerliche Begünstigung von Firmenwagen und Firmenparkplätzen. In Summe betragen die klimaschädlichen Förderungen im Verkehr laut WIFO-Studie mindestens 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Im Güterverkehr ist das Potenzial der betrieblichen Gleisanschlüsse zu nutzen, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen. Bei Klein-Lkw ist der Umstieg auf emissionsfreie Antriebe zu beschleunigen, womit auch die gesundheitsschädlichen Dieselabgase reduziert werden.

Großes Potenzial schlummert im Mobilitätsmanagement von Betrieben und Unternehmen. Die Fahrten zur Arbeit und die dienstlichen Fahrten verursachen an Werktagen mehr als die Hälfte des Autoverkehrs der Bevölkerung in Österreich. Mit Maßnahmen wie Jobtickets, Jobrädern und Bewusstseinsaktionen können Unternehmen den Anteil der Beschäftigten erhöhen, die klimaverträglich zur Arbeit kommen, wie bereits etliche erfolgreiche Beispiele zeigen.

Vier von zehn Autofahren sind kürzer als fünf Kilometer und sechs von zehn Autofahrten kürzer als zehn Kilometer. Mit dem Ausbau der Rad-Infrastruktur könnten viele kurze Autofahrten auf das Fahrrad verlagert werden. Darüber hinaus brauchen sowohl Ballungsräume als auch viele Regionen in Österreich mehr öffentliche Verkehrsverbindungen.

Am schnellsten umsetzbar und rasch wirksam sind niedrigere Tempolimits, wie Tempo 80 auf Freilandstraßen und Tempo 100 auf Autobahnen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /