© skeeze pixabay.com
© skeeze pixabay.com

Chance Lieferkettengesetz: Nachhaltigkeit belohnen, statt wie bisher bestrafen

AG Rohstoffe und Podiumsteilnehmer:innen fordern ein starkes Lieferkettengesetz sowie zukunftsfähige und global gerechte Rohstoffpolitik

Im Zuge de Events "Rohstoffe: Weniger ist fair!?" im Haus der EU diskutierten Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung mit Rohstoffexpert:innen der AG Rohstoffe über Herausforderungen und Chancen im Rohstoffsektor. Für die Dekarbonisierung der Energieversorgung und Mobilität werden massive Zuwächse des Rohstoffbedarfs prognostiziert - gleichzeitig herrschen große Ungleichheiten in der weltweiten Verteilung. Eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Rohstoffpolitik ist also entscheidend für die Erreichung der nationalen und internationalen Klimaziele. Mit der österreichischen Kreislaufwirtschaftstrategie und dem EU-Lieferkettengesetz besteht die Chance, maßgebliche Schritte zu setzen, um den Umgang mit Rohstoffen fairer und umweltschonender zu gestalten. "Bisher haben sich Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzung wirtschaftlich gelohnt. Wenn die EU-Richtlinie so umgesetzt wird, wie in der Position des EU-Parlaments formuliert, ist das ein echter Fortschritt - weil Nachhaltigkeit belohnt statt wie bisher bestraft wird", so Anna Leitner, Ressourcen- und Lieferkettenexpertin bei GLOBAL 2000.

Starkes Lieferkettengesetz braucht richtige Rahmenbedingungen

Das Podium war sich einig, dass das Lieferkettengesetz Chancen bieten soll, Menschenrechts- und Umweltschutz entlang der gesamten Wertschöpfungskette- also vom Rohstoffabbau bis zur Entsorgung eines Produkts - verbindlich zu machen. Dadurch wird ein sorgsamer Umgang mit Rohstoffen wirtschaftlich attraktiver. Der gesamtheitliche Ansatz des Lieferkettengesetzes schafft zudem wichtige Synergien mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie. Ausbeutung von Mensch und Natur, sowie rücksichtslose Verschwendung von Ressourcen werden dann nicht mehr marktfähig sein - stattdessen rücken Aspekte wie Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Recycling in den Vordergrund.

"Nachhaltige Lieferketten, unternehmerische Verantwortung und die Einhaltung von Sorgfaltspflichten durch Unternehmen sind nicht nur für den Schutz der Menschenrechte, der Umwelt und der Arbeitnehmer:innen ein wichtiger Faktor, sondern können, richtig umgesetzt, auch einen Wettbewerbsfaktor für europäische Unternehmen darstellen. Gleichzeitig müssen wir auf die Verhältnismäßigkeit, Praktikabilität und Effektivität der Regelung achten", meint Mario Micelli vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft.

"Die EU muss sich ihrer globalen Verantwortung stellen. Dazu braucht es im Handel und bei der Industrie klare Regeln sowie engmaschige Kontrollen. Genau das kann die EU durch ein strenges Lieferkettengesetz erreichen, bei dem sowohl die Arbeitnehmer:innen als auch die Umwelt geschützt werden. Das Lieferkettengesetz bringt europäischen Unternehmen einen zentralen Vorteil gegenüber jenen, die sich außerhalb der EU nicht an ökologische und soziale Standards halten", argumentiert Günther Sidl, Abgeordneter des Europäischen Parlaments.

EU verhandelt notwendige Maßnahmen

Damit Unternehmen ihren Teil für Klimaschutz beitragen, müssen im Lieferkettengesetz beispielsweise verpflichtende Regelungen zur Senkung von Treibhausgasemissionen entsprechend den 1.5 °C Zielen verankert werden. In Punkto österreichische Kreislaufwirtschaft sind konkrete gesetzliche Vorgaben erforderlich, um die Strategie wirksam umzusetzen. Lukas Steiner, Head of Operations & Business Development bei Polestar, berichtet von wichtigen Schritten für die Autobranche: "Wenn diese wie bisher weitermacht, werden wir unser CO2-Budget bis 2035 aufgebraucht haben. Mit dem Umstieg auf Elektroautos haben wir eine skalierbare Klimalösung, doch der größte Teil des CO2-Fußabdrucks verlagert sich damit in die Lieferkette. Nur gemeinsam können wir sicherstellen, dass wir Materialien auf verantwortungsvolle Art und Weise beschaffen und die Emissionen in den Lieferketten reduzieren."

Der finale Text des Lieferkettengesetzes wird derzeit zwischen EU-Parlament, Kommission und Rat verhandelt. "Das EU-Lieferkettengesetz hat das Potenzial ein wesentlicher Motor für die Kreislaufwirtschaft zu sein und uns dem sieben Tonnen Ziel aus der Kreislaufwirtschaftsstrategie deutlich näher zu bringen", meint Christian Holzer, Sektionsleiter des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Anna Meyer, Research & Project Manager berichtet von konkreten Maßnahmen der Montanuniversität: "Die Forschung der Montanuniversität Leoben arbeitet konkret an der Umsetzung transparenter Lieferketten durch Projekte wie MaDiTraCe, welches das Potenzial des Material-Fingerprinting u. a. für Batterierohstoffe erforscht oder durch RE-SOURCING, das eine nachhaltige Transformation auf Basis einer umweltfreundlichen, sozial verträglichen und ökonomisch machbaren Rohstoffnutzung anstrebt."

Veranstaltungs-Tipp: "The Illusion of abundance"

Am Dienstag, den 20.06.23 findet um 20:00 ein Filmscreening mit anschließender Podiumsdiskussion statt Die Veranstaltung wird im Rahmen des von der EU geförderten Projekts "Engaging Marginalised Youth for Sustainability" (EMYS) durchgeführt. In dem zweijährigen Projekt werden junge Menschen motiviert und gestärkt, Initiative zu ergreifen und sich für eine klimagerechte Zukunft einzusetzen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /