© guentherlig pixabay.com
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Klimapolitik auf dem Prüfstand: GLOBAL 2000 sieht dringenden Handlungsbedarf in Salzburg

Nur in Salzburg, Tirol und Burgenland sind die Treibhausgasemissionen in den letzten 10 Jahren gestiegen, Verkehr und Raumwärme bleiben wichtige Handlungsfelder

Salzburg - Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat die Salzburger Klimaschutzpolitik in einem aktuellen Bericht auf den Prüfstand gestellt. Das Ergebnis zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht: „Die kommende Salzburger Landesregierung muss eine Klimaregierung werden, denn sie ist die letzte Landesregierung die Salzburg noch auf Kurs für die Erreichung der Klimaziele bringen kann. Nur in Salzburg, Tirol und dem Burgenland sind die Treibhausgasemissionen in den letzten zehn Jahren gestiegen, anstatt zu sinken. Salzburg bewegt sich also in die komplett falsche Richtung. Kritisch sind besonders die hohen Treibhausgasemissionen im Verkehr und in der Raumwärme. So fehlt noch immer ein Fahrplan für den Gasausstieg und der Autoverkehr nimmt weiter zu,. Salzburg muss sich das Ziel setzen bis 2040 klimaneutral zu werden und nicht erst 2050, denn uns läuft die Zeit davon!“ so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Steigende Treibhausgasemissionen nur in Salzburg, Tirol und Burgenland

Der Bericht zeigt, dass Salzburg mit einem Anstieg der Treibhausgasemissionen um 0,7 % zwischen 2010 und 2019 (außerhalb des Emissionshandels, also ohne Industrie und E-Wirtschaft) mit Tirol und Burgenland zu jenen drei Bundesländern gehört in denen die Treibhausgasemissionen seit 2010 gestiegen sind anstatt zu sinken. In allen anderen Bundesländern war zumindest ein leichter Reduktionstrend ersichtlich. Auch das Ziel der Landesregierung, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 30 % gegenüber dem Stand von 2005 zu reduzieren, wurde weit verfehlt. Sogar im Jahr 2020, wo die Klimabilanz stark vom Pandemiegeschehen geprägt war, lag die Treibhausgasreduktion nur bei 20 %.

Hoher Anteil erneuerbarer Energien – aber zu wenig Ausbau von Photovoltaik und Windenergie

Positiv ist in Salzburg der hohe Anteil erneuerbarer Energien. Mit einem Anteil erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch von 53 % liegt Salzburg weit über dem österreichischen Durchschnitt von 36 %. Im Strombereich ist der Anteil noch höher. Gemessen am Salzburger Stromverbrauch liegt die Ökostromproduktion bei 119 %, wobei Wasserkraft die mit Abstand wichtigste Quelle ist. Dennoch ist weiterer Ausbau notwendig um die Klimaziele in ganz Österreich zu erreichen, denn Bundesländer die, wie Salzburg, ein großes Potential für erneuerbare Energien haben müssen für dichter besiedelte Gebiete mitproduzieren. Für GLOBAL 2000 greifen die bisher präsentierten Pläne zu kurz. So will Salzburg bis 2030 500 GWh Photovoltaik ausbauen, die Energieagentur stellt aber in einer Studie fest, dass mindestens 800 GWh in Salzburg notwendig wären, damit Österreich sein Ziel erreichen und bis 2030 auf 100 % erneuerbare Energieträger setzen kann. Salzburg ist zudem eines der wenigen Bundesländer in denen noch kein einziges Windrad steht, und das obwohl auch hier großes Potential besteht.

Fehlender Gas-Ausstiegsplan in Salzburg

Kritisch sieht die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 auch, dass in Salzburg ein klarer und gesetzlich verbindlicher Fahrplan zum Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen fehlt. Während der Anteil von Ölheizungen sich von 29 % (2010) auf 17 % (2019) verringert hat, bleibt der Anteil von Gasheizungen gleich und liegt bei rund neun bis zehn Prozent. Auch die Fernwärme wird noch zu einem Viertel aus Erdgas hergestellt, einen Ausstiegsplan gibt es nicht. Im aktuellen Masterplan Klima + Energie ist vorgesehen, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der Fernwärmeproduktion bis 2030 lediglich auf 50 % gesteigert werden soll. GLOBAL 2000 fordert hier eine komplette Umstellung der Fernwärme auf klimafreundliche Technologien . „Der fehlende Ausstiegsfahrplan aus Gas ist ein blinder Fleck der Salzburger Klimapolitik, der in Zeiten hoher Gaspreise vielen Salzburger:innen auf den Kopf fällt. Mit gezielten Förderungen, einem klaren gesetzlich verbindlichen Fahrplan zur Umstellung auf klimafreundliche Heizgeräte und der Umstellung der Fernwärme auf klimafreundliche Technologien muss die kommende Landesregierung diesen Missstand rasch beheben,“ fordert Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000 weiter.

Stark steigende Motorisierung - Mobilität bleibt Problemfeld

Als großes Problemfeld erweist sich die Mobilität. In Salzburg wird weiterhin sehr stark auf den Autoverkehr gesetzt, obwohl Salzburg, genau wie Wien, das günstigste Klimaticket um 365 EUR pro Jahr anbietet und der Anteil des Umweltverbunds am Verkehrsaufkommen in Salzburg mit rund 40 % höher ist als in den meisten anderen Bundesländern. Dass rund 60 % der Wege mit dem Auto zurückgelegt werden ist dennoch ein anhaltend großes Problem, das bisher nicht gelöst wurde. Das zeigt sich auch an der stark steigenden Motorisierung in Salzburg, die seit 2010 auf 569 PKW/1.000 Einwohner gestiegen ist, ein Plus von 9 %. Salzburg hat nun genau so viele PKW/Einwohner wie im österreichischen Schnitt. „Die Salzburger Landespolitik kann das Problem einer verfehlten Mobilitätspolitik nicht alleine lösen, aber die eigenen Spielräume werden zu wenig genutzt. Wichtig ist eine konsequente Raumordnungspolitik, die Zersiedelung und Bodenversiegelung stoppt und sicherstellt, dass kompakte Siedlungsstrukturen eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr erlauben,“ so Johannes Wahlmüller Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000 abschließend.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /