© Google earth / Scientists for Future
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Scientists for Future: Klares Statement gegen neue Tiefgarage der Karl-Franzens-Universität in Graz

Keine Standortsicherung durch zusätzliche PKW-Stellplätze - Grünfläche wird versiegelt

Graz - Im Rahmen des Baus des Center of Physics für KFU Graz und TU Graz soll anstelle des bisherigen Vorklinikgebäudes eine Tiefgarage mit 100 PKW-Stellplätzen für Bedienstete gebaut werden. Diese soll nicht unter dem Neubau, sondern unter der Grünfläche vor dem Hauptgebäude errichtet werden. Eine Baugenehmigung liegt derzeit nicht vor, das Vorhaben wird lediglich als anzeigepflichtige Maßnahme behandelt. Baueinreichung und Bauverhandlung zum Neubau sollen im Herbst 2023 erfolgen. Erste Arbeiten sind bereits ab Februar 2023 geplant, inkl. Aushub der Baugrube und Baumfällungen.

Die Fachgruppe Mobilitätswende und Stadtplanung der Scientists for Future spricht sich klar gegen den Bau der Tiefgarage aus:

• Mit dem Bau der neuen Tiefgarage werden große Mengen Treibhausgase emittiert, weitere Anreize zur alltäglichen Nutzung von Privat-PKW geschaffen, der Fußgänger*innen-, Rad- und Busverkehr wird beeinträchtigt und die Grünfläche wird dauerhaft versiegelt.

Die Kritikpunkte im Detail:

Induzierter Kfz-Verkehr: Das Angebot von PKW-Stellplätzen für Bedienstete induziert nachweislich Kfz-Verkehr, fördert klimaschädliches Mobilitätsverhalten und widerspricht damit dem Stand der Wissenschaft und der Technik, dem insbesondere die beteiligten Universitäten verpflichtet sein sollten. Zum Erreichen der Klimaziele dürfen keine Anreize zur alltäglichen Nutzung von Privat-PKW geschaffen werden.

Störung öffentlichen Verkehrs: Mit einer Erhöhung der Anzahl der Stellplätze entsteht eine zusätzliche Belastung der umgebenden Straßenzüge. Mit der Ein- und Ausfahrt in der Halbärthgasse wird der Fluss des Fußgänger*innenverkehrs am östlichen, hochfrequentierten Gehsteig an der Halbärthgasse, des Radverkehrs und des Busverkehrs in dieser Straße beeinträchtigt.

Ungerechtfertigte Emissionen und Mitteleinsatz: Allein durch den Neubau der Tiefgarage werden nach Schätzung des Instituts Bauen und Umwelt e.V. etwa 1.100 Tonnen CO2-Äquivalent emittiert. Die für den Bau der Tiefgarage vorgesehenen Mittel von mehreren Millionen Euro könnten wesentlich sinnvoller für eine klimagerechte Ertüchtigung des Campus eingesetzt werden – etwa überdachte und voll ausgestattete Fahrradabstellplätze oder die energietechnische Optimierung von Bestandsgebäuden.

Schädigung Mikroklima und Flächenversieglung: Es werden zahlreiche Bäume entfernt bzw. geschädigt – mit negativen Auswirkungen auf die Aufenthaltsqualität und auf dasStadtklima. Laut Naturschutzbund gehören 2 dieser Bäume zu den „1000 besonderen Bäumen der Steiermark“. Mit der Unterbauung der Grünfläche wird ein großer Bereich dauerhaft versiegelt. Die Begrünung auf der Decke der Tiefgarage ist ökologisch und in Bezug auf das Mikroklima minderwertig. Auch die Richtlinien der Stadt Graz setzen die Unterbauung von Grünflächen der Versiegelung gleich.

Schädigung Standort: Auf der betroffenen Fläche befindet sich eine meteorologische Messstelle mit einer historisch einzigartigen Messreihe, die durch den Bau unterbrochen würde. Die Errichtung der Einfahrt und des Aufgangs/Liftgebäudes an der Halbärthgasse stellt einen massiven Eingriff in das historische Raumgefüge dar.

Die Fachgruppe meint: Im Sinne einer klimagerechten Entwicklung – sowohl gesamtgesellschaftlich wie auch für die Universitäten – ist es notwendig, Erweiterung und Innovation auf allen Ebenen von CO2-Emissionen zu entkoppeln. Die Mobilität spielt dabei eine große Rolle. Die Standortsicherung muss daher über das effektive Management der bestehenden Stellplätze und vor allem über klima- und umweltfreundliche Formen der Erschließung erfolgen (z.B. Optimierung Radverkehr, Effektivierung Bus, Beschleunigung der Umsetzung Straßenbahn). Jedenfalls kann die Errichtung von 100 zusätzlichen PKW-Stellplätzen nicht als standortsichernd betrachtet werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /