© Eveline de Bruin auf Pixabay / Regenwald
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Bericht von Deutsche Umwelthilfe und Harvest deckt auf: Deutscher Finanzsektor fördert entwaldungskritische Unternehmen mit über eine Milliarde US-Dollar

Investitionen und Kreditfinanzierungen von 1,3 Milliarden US-Dollar zwischen 2016 und 2021 für Produkte mit besonders hohem Entwaldungsrisiko

Berlin - Deutsche Finanzinstitute fördern mit Investitionen, Darlehen und Emissionsgeschäften in großem Umfang Unternehmen, die die Entwaldung im globalen Süden vorantreiben. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Umweltorganisation Harvest. Demnach investierten deutsche Finanzakteure zum Zeitpunkt Mai 2022 etwa 423 Millionen US-Dollar in Anleihen und Aktien von Unternehmen mit hohem Entwaldungsrisiko. Den Unternehmen wurden zwischen 2016 und 2021 außerdem weitere 899 Millionen US-Dollar in Form von Krediten und Emissionsübernahmen bereitgestellt. Im Fokus der Studie standen 300 Unternehmen, die besonders entwaldungskritische Agrarprodukte wie Rindfleisch, Soja, Palmöl, Kautschuk, Holz sowie Zellstoff und Papier in Entwaldungs-Hotspots in Südostasien, Zentral- und Westafrika sowie in Teilen Südamerikas produzieren. DUH und Harvest fordern, dass auch Finanzinstitute in die EU-Verordnung für importierte Entwaldung aufgenommen werden müssen.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Deutsche Finanzinstitute fördern Unternehmen, die weltweit Wälder und damit Ökosysteme zerstören. Diesem verantwortungslosen Treiben muss die EU einen Riegel vorschieben. Sie muss Finanzinstitute unbedingt in die EU-Verordnung gegen importierte Entwaldung aufnehmen. Unternehmen müssen verbindliche Sorgfaltspflichten erfüllen und so sollten auch Finanzprodukte auf ihr Entwaldungsrisiko geprüft werden. Die EU braucht einen verbindlichen Rechtsrahmen, der die Zerstörung der Natur und die Verletzung von Menschenrechten durch Finanzinstitute sicher ausschließt.“

Anahita Yousefi, Direktorin der Umweltorganisation Harvest dazu: „Die Entwaldung und der Verlust der biologischen Vielfalt stellen nicht nur ein Risiko für das zukünftige Leben auf unserem Planeten dar, sondern auch für die Finanzinstitute, da sie sich auf verschiedene Wirtschaftssektoren auswirken. Wir können den Fußabdruck der Entwaldung in der EU nicht reduzieren, ohne auch den Finanzsektor einzubeziehen.“

Der Großteil der Investitionen in die 300 untersuchten Risikofirmen stammt von einigen wenigen Akteuren: Die fünf größten deutschen Investoren – Deutsche Bank, Allianz, DZ Bank, Deka-Gruppe und Munich RE – machen zusammen 95 Prozent der Gesamtinvestitionen aus. Allein auf die Deutsche Bank entfällt mehr als die Hälfte der Gesamtinvestitionen, gefolgt von der Allianz, die etwa ein Viertel der gesamten Aktien hält. Bei den Krediten stellen vier Finanzinstitute den größten Teil der Finanzierung für die 300 Firmen. Die Deutsche Bank steht hier ebenfalls an erster Stelle mit Kreditinvestitionen, die fast 40 Prozent aller deutschen Kreditfinanzierungen ausmachen, gefolgt von der Commerzbank mit 30 Prozent, der DZ Bank mit 15 Prozent und der KfW mit 7 Prozent.

Hintergrund:

Die vorgenommenen Berechnungen basieren auf den Zahlen der Datenbank Forest & Finance. Sie dokumentiert Finanzdienstleistungen an über 300 Unternehmen mit entwaldungskritischen Lieferketten. Am 13. September 2022 stimmt das Europäische Parlament über den Vorschlag einer Verordnung gegen Entwaldung ab.

Eine heute veröffentlichte paneuropäische Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen Globescan im Auftrag einer breiten Koalition von Verbraucher- und Umweltschutzorganisationen durchgeführt hat, zeigt erneut die Unterstützung der Wählerinnen und Wähler für eine EU-Verordnung gegen Entwaldung. 82 Prozent befürworten darin die Aufnahme des Finanzsektors in die Verordnung, um entwaldungskritische Investitionen in Zukunft zu unterbinden.

Links:
Zum Bericht der DUH und Harvest


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /