© Stefan Kuhn auf Pixabay / Kohlekraftwerk
© Stefan Kuhn auf Pixabay / Kohlekraftwerk

Kohle: Krisenintervention, keine langfristige Option

VERBUND-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl betont, dass Kohle keine Renaissance erleben wird

Der VERBUND-Standort Mellach ist schon heute ein wesentlicher Baustein der Versorgungssicherheit und die "Feuerwehr" für die Netzstabilität. VERBUND wurde von der Bundesregierung aufgefordert, im Fernheizkraftwerk Mellach die Nutzung von Kohle als Alternative zu Gas bei Lieferengpässen bzw. im Fall eines kompletten Lieferausfalls wieder möglich zu machen. VERBUND-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl: "Wir verstehen diese Aufforderung als Beitrag in der Stromerzeugung Gas einzusparen. Der vorübergehende Einsatz von Kohle ist eine Notlösung für den Fall, dass nicht ausreichend Gas zur Verfügung steht. Eine gesetzliche Grundlage ähnlich der strategischen Gasreserve ist auch in diesem Fall aus unserer Sicht erforderlich. Unsere Priorität bleibt weiterhin der Ausbau der erneuerbaren Erzeugung - nur dieser Weg kann uns mittelfristig aus Abhängigkeiten und in eine erneuerbare Energiezukunft führen. Kohle wird mit uns keine Renaissance erleben."

Der strategischen Entscheidung zur Fokussierung auf erneuerbare Energien folgend hat VERBUND im März 2020 den Kohlebetrieb im Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark eingestellt. Das Fernheizkraftwerk war anschließend phasenweise in der Netzstützung im Gasbetrieb im Einsatz, 2021 wurde das Kraftwerk temporär stillgelegt.

Die Notmaßnahme für den Einsatz des Fernheizkraftwerks im Kohlebetrieb wird derzeit von VERBUND intensiv geprüft, mit dem Ziel, einen Umsetzungsplan vorlegen zu können: "Wir prüfen die erforderliche technische Ausrüstung und Wartung, die Beschaffung von Steinkohle als Brennstoff auf dem internationalen Markt, die zur Verfügung stehenden Transportkapazitäten für die Anlieferung der Kohle nach Mellach und suchen nach geeigneten Fachkräften für den Betrieb eines Kohlekraftwerks. Gleichzeitig wird untersucht, welche Genehmigungsverfahren erforderlich sind, um den eigentlich vollzogenen Kohleausstieg vorübergehend rückgängig zu machen", beschreibt Michael Strugl den aktuellen Status der Umsetzung.

In Mellach auch wieder auf Kohle zu setzen, ist eine Vorsorge der Bundesregierung für den Notfall. Daher hat Bundesministerin Leonore Gewessler auch bereits angekündigt, dass die Bundesregierung für die anfallenden Kosten auf Mittel aus dem Staatshaushalt zurückgreifen wird.

"Die technische Umrüstung des Fernheizkraftwerks sowie die notwendigen Wartungsarbeiten sind technisch in einem absehbaren Zeitrahmen umsetzbar. Jedoch die Personalsuche und vor allem die Beschaffung von Kohle stellen eine besondere Herausforderung dar: Da wir vor über zwei Jahren den Kohlebetrieb eingestellt haben, haben wir kein spezifisch ausgebildetes Personal mehr. Und vor allem müssen wir Steinkohle auf dem Weltmarkt beschaffen und die Transportkapazitäten für die Lieferung sichern. Größere Kohlemengen sind am Markt derzeit schwer verfügbar. Aus heutiger Sicht wird es herausfordernd, für die kommende Heizperiode Kohle zu bekommen. Unser Ziel bleibt weiterhin der forcierte Ausbau der Erzeugung, der Netze und der Speicher. Das ist Fokus unserer Strategie für Österreich und für Europa."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /