©  drpepperscott230 auf Pixabay / Ölpumpe
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Großteil des Erdöls importiert Österreich aus Staaten, wo Pressefreiheit massiv eingeschränkt wird

Über 80 Prozent des Erdöls werden im Verkehr verbrannt - Verkehr aus Erdölfalle befreien

Wien - Österreich importierte im Vorjahr Erdöl im Wert von 3,4 Milliarden Euro. Der Großteil des Geldes floss in Staaten, wo die Pressefreiheit gravierende Mängel aufweist, macht der VCÖ am internationalen Tag der Pressefreiheit aufmerksam. 97 Prozent des Erdöls bezieht Österreich aus Staaten, die laut Reporter ohne Grenzen eine "schwierige" oder sogar "sehr ernste" Lage in punkto Pressefreiheit aufweisen. Angesicht der Energiekrise und der sich verschärfenden Klimakrise braucht es verstärkte Maßnahmen, um den Erdölverbrauch des Verkehrs stark zu reduzieren.

"Der extrem hohe Erdölverbrauch des Verkehrs führt dazu, dass Jahr für Jahr Milliarden Euro von Österreich in Staaten fließen, wo es massive Mängel bei der Pressefreiheit gibt", weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf die von Reporter ohne Grenzen veröffentlichte Rangliste der Pressefreiheit hin. Österreich importierte im Vorjahr 7,64 Millionen Tonnen Erdöl, knapp mehr als 80 Prozent davon wurden vom Verkehr verbrannt, macht der VCÖ aufmerksam. Österreich zahlte für die Erdölimporte 3,43 Milliarden Euro, 97 Prozent davon ging an Staaten, wo laut Reporter ohne Grenzen die Lage für Medien punkto Pressefreiheit "schwierig" oder sogar "sehr ernst" ist.

38,9 Prozent des Erdöls im Wert von 1,36 Milliarden Euro bezog Österreich im Vorjahr aus Kasachstan, das in der Rangliste der Pressefreiheit lediglich den 122. von 180 Staaten belegt. Der zweitgrößte Lieferant war im Vorjahr Libyen mit 22,1 Prozent, das nur auf dem 143. Platz liegt und der drittgrößte Lieferant ist der Irak mit 20,7 Prozent und als 172. am schlechtesten platziert, informiert der VCÖ. Russland war im Vorjahr Österreichs viertwichtigster Erdöllieferant und belegte schon im Jahr 2021 im Pressefreiheitsindex den beschämenden 155. Rang. 256 Millionen Euro flossen im Vorjahr aus Österreich für Erdölimporte nach Russland. Lediglich 0,4 Prozent der Erdölimporte kamen aus Norwegen, jenem Land, wo laut Reporter ohne Grenzen die Pressefreiheit am höchsten ist.

"Die EU ist gefordert, die Erdölimporte aus Russland rasch zu beenden. Das alleine reicht aber nicht aus. Es braucht zusätzlich verstärkte Maßnahmen, um den Erdölverbrauch des Verkehrs zu reduzieren. Die EU kann mit einem rascheren Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor und niedrigeren CO2-Grenzwerten für neue Pkw und Lkw einen wichtigen Beitrag dazu leisten", betont VCÖ-Experte Schwendinger. "Gefordert sind aber alle, einen Beitrag zu leisten, um den Erdölverbrauch des Verkehrs und damit auch die Geldflüsse an Staaten, wo Pressefreiheit und Menschenrechte missachtet werden, zu reduzieren. Die einfachste, schnellste und kostengünstigste Maßnahme dafür: Tempo 100 statt 130 auf Autobahnen und Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen."

Der Umstieg auf E-Pkw alleine reicht nicht aus. Es braucht auch mehr öffentliche Verkehrsverbindungen und sowohl in den Regionen als auch in den Ballungsräumen eine Infrastrukturoffensive für den Radverkehr, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Immerhin sind sechs von zehn Autofahrten in Österreich kürzer als zehn Kilometer. Gemeinden und Städte können durch eine fußgänger- und radfahrfreundliche Verkehrsplanung bewegungsaktive und erdölfreie Mobilität fördern, ebenso durch einen Stopp der Zersiedelung und der Stärkung der Ortskerne. Und Betriebe können mit Öffi-Jobtickets, Jobrädern und der Umstellung des Fuhrparks auf emissionsfreie Fahrzeuge den Erdölverbrauch stark reduzieren.

VCÖ: Viele Rohöllieferanten Österreich mit großen Defiziten bei der Pressefreiheit
(Österreichs Rohöllieferanten - Anteil der Staaten im Jahr 2021 (Rang bei Pressefreiheit))

Kasachstan 38,9 Prozent (122. von 180 Staaten)

Libyen: 22,1 Prozent (143.)

Irak: 20,7 Prozent (172.)

Russland: 7,8 Prozent (155.)

Jemen: 3,5 Prozent (169.)

Algerien: 2,7 Prozent (134.)

Aserbaidschan: 1,4 Prozent (154.)

Großbritannien: 1,3 Prozent (24.)

Guyana: 1,1 Prozent (34.)

Norwegen: 0,4 Prozent (1.)
Quelle: Statistik Austria, Reporter ohne Grenzen, VCÖ 2022


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /