© Ulrike Leone auf pixabay / Atomkraftwerk
© Ulrike Leone auf pixabay / Atomkraftwerk

Erdbeben nahe armenischem AKW Mezamor

Atomreaktoren in Erdbebenzonen sind große Gefahr für Europa

„Niemanden wundert ein Erdbeben in einer Erdbebenzone. Jenes von letztem Sonntag in der armenischen Provinz Schirak hätte aber deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Wenige Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt das armenische AKW Mezamor, das womöglich gefährlichstes AKW der Welt. Wir waren einer Katastrophe deutlich näher, als wir es uns vorstellen wollen.“ Kommentiert Martin Litschauer, Anti-Atomenergiesprecher der Grünen, das Erdbeben von Sonntagabend, das sich gegen 22:25 Ortszeit in der armenischen Provinz Schirak, nahe der türkischen Grenze, ereignete.

Schon 1988 wurde das AKW Mezamor von einem Erdbeben der Stärke 6.9 erschüttert. Die armenische Regierund drehte das AKW daraufhin als Vorsichtsmaßnahme ab. Energienöte führten aber schon 1995 dazu, den Reaktor 2 wieder hochzufahren. Erneut kam das AKW während des militärischen Konflikts im Kaukasus in die Schlagzeilen. Vor rund 2 Jahren drohte Aserbeidschan dem armenischen Nachbarn mit einem Drohnenangriff auf das schlecht gesicherte AKW Mezamor.

„Atomkraftwerke in Erdbebenzonen, muss man aber auch direkt vor unserer Haustüre nicht lange suchen. Das AKW Krsko in Slowenien und das AKW Paks in Ungarn liegen 35km und 150 km von der österreichischen Grenze entfernt. Obwohl sich in der Nähe von Krsko in den letzten Jahren wiederholt teils schwere Erdbeben ereigneten, will die Betreiberfirma die Laufzeit um weitere 10 Jahre verlängern. Dabei sind noch nicht einmal die technischen Nachrüstungen, die sich aus den EU-Stresstests in Folge von Fukushima ergeben haben, ordentlich und transparent umgesetzt worden. In den kommenden Wochen wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung unter österreichsicher Beteiligung zur Laufzeitverlängerung starten, die hoffentlich zum Richtungsschwenk führt. Slowenien liebäugelt sogar mit einem neuen Reaktor am Standort. Das halte ich für völlig fahrlässig“ So Litschauer zur Situation in Österreichs Nachbarländern.

Und weiter: „In Paks will Orban mit russischem 12 Milliardenkredit so dringend zwei neue Reaktoren aus der Erde stampfen, dass ihm das Erdbebenrisiko in der Region egal ist. Der Standort steht auf einer Erdbebenbruchlinie, hier könnte sich sprichwörtlich die Erde auftun. Aber nicht nur das, es gibt sogar Hinweise darauf, dass im Verfahren rund um die Standortbewilligung getrickst wurde. Derart riskante Projekte sind ein europäisches und internationales Problem und können nicht von den Einschätzungen nationaler Atomaufsichtsbehörden abhängen. Die EU-Kommission und die IAEA müssen hier klarer Auftreten, Risiken benennen und mit allen ihren Mitteln für ein sicheres Europa, ohne nukleare Bedrohung eintreten. Denn niemanden darf sich über ein Erdbeben in einer Erdbebenzone wundern.“ meint Litschauer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /