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EU-Kommission will nachhaltigere Meereswirtschaft

Die EU-Kommission hat am Montag umfangreiche Vorschläge für die Meerespolitik in diesem Jahrzehnt vorgelegt, die den mit dem europäischen Grünen Deal angestrebten Wandel in der Meereswirtschaft verwirklichen sollen.

Der Ansatz umfasst Ozeane sowie die mit Meeren und Küsten verbundenen Industriezweige und Sektoren. Der WWF unterstützte in einer ersten Reaktion die Agenda der Kommission. Eine verstärkte Zusammenarbeit zur Finanzierung soll es auch mit der Europäischen Investitionsbank-Gruppe geben. Außerdem hat die EU-Kommission strategische Leitlinien für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Aquakultur in der EU verabschiedet.

Quelle: DNR

Die Ziele des neuen Ansatzes umfassen unter anderem Klimaneutralität, Wiederherstellung und Schutz der biologischen Vielfalt, nachhaltigere Meeresfrüchte einschließlich einer stärkeren Fischereikontrolle und die nachhaltige Nutzung unserer Meeresgebiete durch eine ökosystembasierte maritime Raumplanung. Die Mitteilung der EU-Kommission soll die Vorgängerversion zum Blauen Wachstum von 2012 (EU-News 17.09.2012) ersetzen und betrifft alle Sektoren der blauen Wirtschaft, darunter Fischerei, Aquakultur, Küstentourismus, Seeverkehr, Hafenaktivitäten und Schiffbau. Diese "müssen ihre Umwelt- und Klimaauswirkungen verringern", fordert die Brüsseler Behörde.

Die Bewältigung der Klima- und der Biodiversitätskrise "erfordere gesunde Meere und eine nachhaltige Nutzung ihrer Ressourcen, um Alternativen zu fossilen Brennstoffen und zur traditionellen Nahrungsmittelerzeugung zu schaffen". Der Umbau der blauen Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit erfordere außerdem Investitionen in innovative Technologien. "Wellen- und Gezeitenenergie, Algenproduktion, die Entwicklung innovativer Fanggeräte oder die Wiederherstellung mariner Ökosysteme werden neue grüne Arbeitsplätze und Unternehmen in der blauen Wirtschaft schaffen", so die EU-Kommission.
WWF: Zivilgesellschaft beteiligen

Alexandre Cornet, zuständig für Meerespolitik im WWF-Europabüro, sagte: "Die Europäische Kommission hat die dringend benötigte, aber bisher insgesamt fehlende blaue Dimension in den europäischen Green Deal eingebracht. Es ist sehr vielversprechend zu sehen, wie sich die Sprache von einem Wachstumsparadigma hin zu einem auf Nachhaltigkeit basierenden Paradigma verschiebt."

Damit aber tatsächlich Nachhaltigkeit und das notwendige Engagement entstünden, müsse das vorgeschlagene "Blaue Forum" alle Säulen der Nachhaltigkeit einbeziehen: alle Meeresakteure zu versammeln, bedeute nicht nur wirtschaftliche Akteure, wie die aus dem maritimen Sektor, sondern auch diejenigen, die von den Ökosystemleistungen profitieren, wie die Küstengemeinden, und diejenigen, die eine Stimme für die Natur einbringen, einschließlich der Zivilgesellschaft, forderte der WWF.
EU-Kommission und Europäische Investitionsbank-Gruppe wollen Kräfte zum Schutz der Ozeane bündeln

Um Investitionen in die nachhaltige blaue Wirtschaft besser fördern zu können, wollen die EU-Kommission und die Europäische Investitionsbank-Gruppe – das sind die Europäische Investitionsbank und der Europäischer Investitionsfonds (EIF) – eine verstärkte Zusammenarbeit zur Umsetzung der neuen EU-Politik beginnen. Dabei solle es hauptsächlich um die Identifizierung von Projekten zur Vermeidung und Verringerung der Verschmutzung von Ozeanen und Meeren mit besonderem Fokus auf Kreislaufwirtschaft gehen.

Außerdem sollen gemeinsame Lösungen für Eigenkapital und Garantiefinanzierung für blaue Innovation und blaue Bioökonomie gefunden werden. Der EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei Virginijus Sinkevičius sagte: "Es kann keinen Green Deal ohne eine nachhaltige blaue Wirtschaft geben. Die Ozeane sind eine unglaubliche Ressource für erneuerbare Energie, Lebensmittel und innovative Medikamente und Lösungen und beherbergen viele wirtschaftliche Aktivitäten, die die blaue Wirtschaft ausmachen. Aber unsere Meere und Ozeane sind auch fragile Ökosysteme, die unseren Schutz brauchen. Um eine klimaneutrale, zirkuläre und saubere blaue Wirtschaft in der Europäischen Union zu erreichen, müssen wir Finanzmittel kanalisieren, damit die Projekte, die zum Green Deal beitragen, in Gang kommen können. Genau dazu wird unsere Partnerschaft mit der EIB-Gruppe beitragen."
Leitlinien für Aquakulturen

Ebenfalls am Montag hat die EU-Kommission "strategische Leitlinien für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Aquakultur in der EU" verabschiedet. Diese sollen zur Umsetzung des europäischen Green Deals und der Farm-to-Fork-Strategie beitragen sowie die "umfassende Ausweitung der ökologischen Aquakultur auf EU-Ebene fördern". Enthalten ist unter anderem der Vorschlag, ausführliche Leitfäden zu bewährten Verfahren in den wichtigsten Bereichen auszuarbeiten. Die EU-Mitgliedstaaten sollen aus Sicht der EU-Kommission zusätzlich zu den sonstigen Zielsetzungen auch das Wachstum der ökologischen Aquakultur bei der (laufenden) Überprüfung ihrer nationalen Strategiepläne für den Aquakultursektor berücksichtigen und gegebenenfalls aus den Mitteln des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) fördern. Parallel läuft eine Konsultation über Blaue Biowirtschaft und die Produktion von Algen.

Unabhängig davon hat der Marine Stewardship Council (MSC) eine Konsultation zur Überprüfung des Fischereistandards gestartet. Der MSC-Umweltstandard für nachhaltige Fischerei zielt darauf ab, anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen langfristig Fischbestände und Lebensräume im Meer zu sichern. In den letzten Jahren gab es allerdings immer wieder Kritik an der Vergabe des Labels.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /