© Umweltbundesamt / Lebenszyklus eines PKW
© Umweltbundesamt / Lebenszyklus eines PKW

Umweltfreund Elektroauto?

Umweltbundesamt vergleicht Ökobilanz unterschiedlicher PKW-Antriebe

© Umweltbundesamt
© Umweltbundesamt

Verbrenner, Wasserstoff-, Hybrid- oder Elektroauto – welcher Antrieb spart am meisten Treibhausgase und braucht am wenigsten Energie? Dieser Frage widmet sich das Umweltbundesamt in der aktuellen Studie „Ökobilanz von Personenkraftwagen“. Die ExpertInnen analysieren dafür im Auftrag des Klimaschutzministeriums die Klimaverträglichkeit von alternativen und herkömmlichen PKW-Antrieben über den gesamten Lebenszyklus, von der Produktion über den Betrieb bis hin zur Entsorgung. Mit der Ökobilanz liefert das Umweltbundesamt ein umfassendes Bild der Klimaverträglichkeit verschiedener Antriebsformen nicht nur direkt, im Sektor Verkehr, sondern auch indirekt, in der vorgelagerten Produktion, in den Sektoren Energie und Industrie im In- und Ausland.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Der Umstieg von Benzin- und Diesel- PKWs auf E-Autos ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Das zeigt die neue Studie des Umweltbundesamts klar auf. Denn E-Autos verursachen bis zu 79 Prozent weniger CO2 als konventionelle PKWs. Besonders klimafreundlich sind die emissionsfreien Fahrzeuge, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt und die einzelnen Rohstoffe aus dem Bau wiederverwendet werden. E-Autos sind neben dem Ausbau der Öffis und der aktiven Mobilität ein wichtiger Baustein für klimafreundliche Mobilität.“

Im Umweltbundesamt-Vergleich stehen 39 unterschiedliche Fahrzeug- und Technologiekombinationen in den Kategorien Kleinwagen, Kompaktklasse und Oberklasse. Die Ergebnisse zeigen, dass Elektroautos in der Ökobilanz in allen Kategorien die Nase vorn haben, vor allem wenn der Strom aus erneuerbaren Energieträgern stammt. Dann verursachen sie bis zu 79 % weniger Treibhausgas-Emissionen als konventionelle Pkw. Wasserstoffautos schneiden zwar beim Vergleich der Emissionen ähnlich gut ab wie Elektroautos, sind aber nicht so energieeffizient. Sie brauchen pro gefahrenem Kilometer, je nachdem ob es sich um einen Kleinwagen oder ein Oberklasse-Fahrzeug handelt, um rund 39–83 % mehr Energie als ein batteriebetriebenes Elektroauto. Die größten Hebel zur Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen in der Fahrzeugproduktion liegen im Energiemix, der für die Herstellung eingesetzt wird, und in der Wiederverwertung von Rohstoffen beim Fahrzeugbau.

Treibhausgas-Emissionen

Legt man die Treibhausgas-Emissionen, die bei Produktion, Betrieb und Entsorgung entstehen, auf gefahrene Kilometer um, schneiden Benzin- und Diesel-Fahrzeuge am schlechtesten ab. Sie verursachen im Vergleich mit den anderen Antrieben die meisten Treibhausgas-Emissionen. Hybrid-Fahrzeuge verbessern die Ökobilanz von PKWs nur leicht. Sie stoßen aufgrund des zusätzlichen Elektromotors 6–11 % weniger Emissionen aus als rein fossil betriebene Diesel und Benziner. Bei den Elektrofahrzeugen sind es im Vergleich dazu um 67–79 % weniger. „Ohne Elektromobilität sind Klimaziele der EU und Österreichs nicht zu erreichen“, erklärt Umweltbundesamt-Klimaexperte Günther Lichtblau. „Sie ist eine Kerntechnologie zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen aus dem Verkehrssektor. Ein Technologiewechsel reicht aber nicht. Für die Klimaneutralität braucht es eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs und einen Modal Split in Richtung Umweltverbund.“

Die Herstellung von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, insbesondere der Akkus, ist mit vergleichsweise hohen Emissionen verbunden. Durch die Wahl eines kleineren Elektrofahrzeugs mit niedrigerem Fahrzeuggewicht und kleinerer Akkukapazität können diese Emissionen aber deutlich reduziert werden. So fallen bei der Produktion von Kleinfahrzeuge nur halb so viele Treibhausgas-Emissionen an, wie bei der Herstellung eines Oberklasse-Fahrzeugs. Zudem verursachen rein elektrische Fahrzeuge keine direkten Treibhausgas-Emissionen im Betrieb. Die höheren Treibhausgas-Emissionen bei der Herstellung von Elektroantrieben gleichen sich daher im Vergleich zu konventionellen Antrieben bereits nach 10.000–33.000 Kilometern aus - wenn ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energieträgern eingesetzt wird.

Energieaufwand

Die meiste Energie erfordert bei allen Antriebsarten der Betrieb des Fahrzeugs. Über den gesamten Lebenszyklus ist der Energieaufwand bei Elektrofahrzeugen um rund zwei Drittel geringer als bei rein fossil betriebenen Fahrzeugen. Im Vergleich zu Hybridautos erfordern Elektroautos über ihren gesamten Lebenszyklus einen 55 % bis 63 % geringeren Energieaufwand.

Dadurch, dass die Akkukapazitäten der Elektroautos in allen Fahrzeugsegmenten deutlich steigen, wird das Problem der Rohstoffgewinnung verstärkt. Recycling wird damit immer wichtiger. Das Elektroauto kann sein volles Potenzial vor allem dann ausschöpfen, wenn in der Produktion wenig Ressourcen eingesetzt und diese möglichst lange genutzt werden, Stichwort Recycling.

Vom Umstieg zum Umbau

Die Studie zeigt, dass elektrische Antriebe im Vergleich zu fossilen einen klaren Klimavorteil haben. Sie bieten im Vergleich zu Diesel-, Benzin- und Hybrid-Fahrzeugen derzeit die besten Chancen, Treibhausgas-Emissionen und Energieverbrauch aus dem motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Der Umstieg auf umweltfreundlichere Antriebstechnologien macht aber noch keine Mobilitätswende. Dafür braucht es den Umbau des Verkehrssystems und veränderte Mobilitätsgewohnheiten. Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu verbessern bleibt die beste Option für Umwelt und Klima.

Studie zum Download


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /