© biohacker76 auf Pixabay  / Am Flughafen Wien
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Flugverkehr im Sturzflug: VCÖ-Analyse zeigt Rückgang des Flugverkehrs in den vergangenen 12 Monaten auf

Die Energiewende im Flugverkehr und der Ausbau der Bahn in Europa muss rascher vorangehen

Wien -Die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen dagegen haben in den vergangenen zwölf Monaten zu einem rapiden Rückgang des Flugverkehrs geführt. Am stärksten sichtbar war dies im April und Mai 2020 mit über 90 Prozent weniger Flügen, am geringsten im August und September mit knapp über 50 Prozent, wie der VCÖ in einer Analyse zeigt. Nachdem sich die Klimakrise verschärft, ist beim Flugverkehr der Ausstieg aus fossilem Kerosin voranzutreiben, gleichzeitig braucht Europa eindeutig mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen.

In den vergangenen viereinhalb Monaten war der Flugverkehr in Österreich konstant um rund 75 Prozent unter dem Niveau der Vergleichsmonate des Vorjahres, wie die VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Eurocontrol aufzeigt. Die vergangenen zwölf Monate brachten den stärksten und den am längsten andauernden Rückgang der Luftfahrt seit 1945.

Insgesamt nahm der Flugverkehr in Österreich zwischen Anfang März 2020 und Ende Februar 2021 um rund 70 Prozent ab. In der ersten Märzhälfte war der Rückgang mit rund sieben Prozent noch gering, in der zweiten März-Hälfte ging es steil bergab mit minus 85 Prozent. Im April wurde mit fast 94 Prozent der stärkste Rückgang verzeichnet, im Mai betrug das Minus 91 Prozent. Den geringsten Rückgang gab es im August mit minus 51 Prozent, vor September mit minus 54 Prozent und Juli mit minus 60 Prozent.

Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise ist ein Zurück zur Zeit vor der Covid-19-Pandemie nicht mehr möglich. "Den Reiseverkehr auf Klimakurs zu bringen ist schwierig, aber machbar. Zum einen ist das Potenzial zur Verlagerung auf die Bahn groß, weil es vor der Coronakrise viel Kurzstreckenflüge in Europa gab. Dafür braucht es deutlich mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen", so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Sie sieht die EU und ihre Mitgliedstaaten gefordert, die Schieneninfrastruktur verstärkt auszubauen. Die Zahl der Geschäftsreisen kann durch Videokonferenzen reduziert werden. "Sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte haben in den vergangenen zwölf Monaten gesehen, dass Videokonferenzen gut funktionieren und sowohl Geld als auch viel Zeit sparen", betont Rasmussen.

Die Energiewende im Flugverkehr ist ebenfalls wichtig. Der Ausstieg aus Kerosin und der Umstieg auf emissionsfreie Antriebe ist zu beschleunigen. Im Flugverkehr wird die Elektrifizierung zuerst über E-Fuels passieren, also Treibstoffe basierend auf Strom aus erneuerbarer Energie mit dem Umweg über Wasserstoff. "So wie im Auto- und Lkw-Bereich sind klare politische Vorgaben und Zielsetzungen für die Nutzung von klimaverträglicheren Kraftstoffen wichtig. Und damit neue, derzeit noch teurere Lösungen eine Chance haben, ist die Steuerbefreiung von fossilem Kerosin rasch abzuschaffen. Es braucht eine Bepreisung der Klimaeffekte im Flugverkehr, um die notwendige Transformation voranzutreiben", sieht Rasmussen die Politik gefordert. Im Unterschied zu Benzin, Diesel oder Heizöl zahlen Flugkonzerne für den Flugtreibstoff Kerosin keine Mineralölsteuer. Vor der Covid-19-Pandemie wurde damit der Flugverkehr in der EU mit rund 30 Milliarden Euro pro Jahr indirekt subventioniert.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /