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Klimaschutz rettet Leben: Wissenschaftler errechnen, dass in Deutschland über 150.000 frühzeitige Todesfälle pro Jahr verhindert werden könnten

Erhöhte Anstrengungen, die Erderwärmung zu bremsen, rettet nicht nur Leben, sondern bringt enorme Gewinne für die Gesundheit.

Das ist das Ergebnis einer Modellierung, die als Studie in einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift Lancet Planetary Health erschienen ist. Denn Klimaschutz verbessert die Luftqualität, führt zu mehr körperlicher Bewegung und fördert nachhaltige Ernährungsgewohnheiten und Lebensmittelproduktion. Einen zusätzlichen Gesundheitsgewinn könnte, so die Lancet-Studie, die Anhebung der nationalen festgelegten Beiträge (NDCs, nationally determined contributions) bis zur UN-Klimakonferenz COP26 in diesem Jahr vorgesehen bringen.

Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), ein Netzwerk engagierter Einzelpersonen wie auch Organisationen aus dem Gesundheitsbereich, begrüßt die Ergebnisse der Studie von Hamilton und Kolleg*innen und wertet sie als wichtige Entscheidungsgrundlage für die Politik, die deutschen Klimaschutzziele für 2030 von 55 % Emissionsreduktion auf über 65 % anzuheben.

„Investitionen in Klimaschutz sind letztendlich Investitionen in bessere Gesundheit“, betont Professor Sebastian Schellong vom Städtischen Klinikum Dresden und aktuell Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). „Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Klimawandel entlarven die eigentlichen Ursachen von Übergewicht. Das sollte endlich dazu führen, dass wir gesunde Lebenswelten schaffen, anstatt immer nur die Krankheiten zu bekämpfen“, kommentiert Anja Bosy-Westphal, Professorin für Humanernährung an der Universität Kiel und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. „In Deutschland ist nachhaltige Ernährung ein wichtiger Faktor, der viel zum Positiven bewegen kann“, ergänzt Prof. Dr. Annette Peters vom Helmholtz Zentrum für Gesundheit und Umwelt München. „Mehr als ein Drittel der Wirkung des Klimaschutzes in der Studie sind auf die Verringerung des Übergewichtes in der Bevölkerung zurückzuführen. Mit der Umstellung der Ernährung hilft jeder Einzelne sich und dem Klima.“

„Dieser Bericht zeigt, wie stark die Klimakrise bereits jetzt mit unserer Gesundheit verknüpft ist“, so Dr. med. Christian Schulz, Geschäftsführer von KLUG. „Durch eine konsequente Ausrichtung der Politik am Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 ˚Celsius zu begrenzen, profitieren die Menschen in Deutschland schon jetzt: durch bessere Luft und hochwertigere Lebensmittel. Pro Jahr würden über 150.000 frühzeitige Todesfälle vermieden, das sind mehr als doppelt so viele, wie bislang mit oder an Corona gestorben sind. Darüber hinaus vermeiden wir Kosten im Gesundheitssystem. Die Bundesregierung muss daher noch vor der Bundestagswahl die Klimaschutzziele anpassen.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /