©  Johannes Rupf auf Pixabay  / Pipeline
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Nord Stream 2: WWF kritisiert Kanzler-Einsatz für "klimapolitisches Harakiri-Projekt"

Umweltorganisation sieht aktuelles Lobbying für neue Gas-Pipeline nach Europa als verheerendes Signal - Klarer Widerspruch zu allen Klima- und Naturschutz-Zielen

Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich kritisiert das aktuelle Lobbying von Bundeskanzler Sebastian Kurz für die russische Gas-Pipeline Nord Stream 2 und fordert stattdessen eine klare Absage an den Bau. "Nord Stream 2 ist ein klimapolitisches Harakiri-Projekt. Unter dem Vorwand einer "Brückentechnologie" wird damit die Nutzung fossiler Energieträger in Europa um viele Jahrzehnte verlängert. Dazu kommen massive Umwelt-Folgen durch den Bau", sagt WWF-Klimasprecher Karl Schellmann. "Neue Gas-Pipelines widersprechen allen ambitionierten Naturschutz- und Klimazielen. Dass Österreichs Regierungsspitze trotzdem dafür lobbyiert, ist ein verheerendes Signal. Gerade auch mit Blick auf die im türkis-grünen Regierungsprogramm verankerte Klimaneutralität 2040 agiert der Kanzler hier äußerst doppelbödig", kritisiert Schellmann die Aussagen von Kurz in der Zeitung "Welt am Sonntag".

Die Klimabilanz von Erdgas ist durch die Freisetzung von Methan bei der Förderung und beim Transport nicht wirklich besser als Öl oder Kohle. Methan ist sogar deutlich klimaschädlicher als Kohlendioxid. Studien zeigen zudem, dass die EU keine neue aufwändige Gas-Infrastruktur braucht, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. "Vielmehr drohen durch zusätzliche Pipelines neue fossile Abhängigkeiten und milliardenschwere Risiken", warnt WWF-Klimasprecher Karl Schellmann.

WWF warnt vor Naturzerstörung

Die geplante Pipeline Nord Stream 2 durchläuft allein im deutschen Zuständigkeitsbereich fünf Meeresschutzgebiete, eingerichtet für seltene Seevögel und Schweinswale sowie streng geschützte Seegraswiesen und Mergelriffe. Die Pipeline gefährdet die Ziele der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie sowie der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, die einen guten oder günstigen Zustand der Meere einfordern. Davon ist die Ostsee weit entfernt - auch, weil die Nährstoffbelastung zu groß ist und sich dadurch immer wieder sauerstoffarme Todeszonen bilden. Nord Stream 2 wird diese Situation verschärfen, wenn der Meeresboden kilometerlang ausgebaggert wird.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /