© Gustav Melin- pixabay.com / Flugzeug
© Gustav Melin- pixabay.com / Flugzeug

CO2-Emissionen des Flugverkehrs in Österreich sanken im Vorjahr auf niedrigsten Wert seit 1991

Europa braucht mehr Bahn, um Reiseverkehr nach Corona auf Klimakurs zu bringen

Wien - Der Flugverkehr ist im Vorjahr coronabedingt stark zurückgegangen und damit auch seine klimaschädlichen Emissionen. Die Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs in Österreich lagen im Vorjahr mit rund 1,1 Millionen Tonnen auf dem niedrigsten Niveau seit dem Jahr 1991, macht der VCÖ aufmerksam. Im Jahr 2019 verursachte der nationale und internationale Flugverkehr in Österreich noch rund drei Millionen Tonnen CO2. Der VCÖ fordert mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen in Europa, damit die Klimabilanz des Reiseverkehrs künftig deutlich besser ist als vor der Coronakrise.

Um rund 69 Prozent weniger Flüge wurden in Österreich im Zeitraum März bis Dezember des Vorjahres gezählt. Mit minus 93,9 Prozent gab es im April während des ersten Lockdowns die stärkste Abnahme, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Eurocontrol zeigt. Im waren es um 91,4 Prozent weniger Flüge, im Juni um 82,1 Prozent. Im zweiten Halbjahr war der Rückgang im November und Dezember mit rund drei Viertel weniger Flügen am stärksten und im August am geringsten, als sich der Flugverkehr auf die Hälfte reduzierte.

Der Sinkflug des Flugverkehrs macht sich auch bei den Treibhausgas-Emissionen bemerkbar. Diese gingen von fast drei Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf rund 1,1 Millionen Tonnen im Vorjahr zurück, informiert der VCÖ. "Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 1991", verdeutlicht VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Der VCÖ betont, dass jetzt Maßnahmen zu setzen sind, damit der Reiseverkehr nach der Coronakrise deutlich klimaverträglicher wird als davor. Die Bereitschaft der Bevölkerung aus Klimaschutz-Gründen künftig weniger zu fliegen, ist groß, wie eine aktuelle repräsentative Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) zeigt. 77 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher und 74 Prozent EU-weit gaben an, künftig seltener oder gar keine Flugreise machen zu wollen. Und 74 Prozent von Österreichs Bevölkerung und 70 Prozent EU-weit gaben an, bei Strecken unter fünf Stunden der Bahn statt dem Flugzeug den Vorzug geben zu wollen. Innerhalb Österreichs ist in Westösterreich die Bereitschaft mit der Bahn statt dem Flugzeug zu reisen mit 77 Prozent am höchsten, gefolgt von Ostösterreich (74 Prozent) und Südösterreich (70 Prozent).

"Das Bedürfnis nach Reisen wird auch in Zukunft hoch sein. Europa braucht mehr internationale Bahnverbindungen, damit auch der Reiseverkehr auf Klimakurs kommt", betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Die im Dezember von ÖBB, SBB, DBB und SNCF bekannt gegebene Ausweitung des Nachtzugangebots in den kommenden Jahren ist ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen. "Die EU ist gefordert, sowohl den Green Deal als auch ihre Klimaziele ernst zu nehmen. Die Schieneninfrastruktur im internationalen Bahnverkehr ist rasch auszubauen und zu modernisieren", so VCÖ-Expertin Rasmussen.

Im Widerspruch zu den Klimazielen stehen die Steuerbegünstigungen für den Flugverkehr. Die Flugkonzerne zahlen für den Treibstoff Kerosin keine Mineralölsteuer. Allein dadurch wurde der Flugverkehr in der EU vor Covid-19 mit rund 30 Milliarden Euro pro Jahr indirekt subventioniert, weitere 40 Milliarden Euro machte die fehlende Mehrwertsteuer auf Flugtickets aus. Der VCÖ fordert ein rasches Ende von Steuerbegünstigungen für den Klimasünder Flugverkehr.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /