© Baumgartner / Hirschkäfer
© Baumgartner / Hirschkäfer

Die Zeit zu Handeln ist gekommen

Naturhistorisches Museum Wien ruft zum Beitritt zum weltweiten Bündnis für Biodiversität auf

Die Welt steht vor der größten Bedrohung seit der Entstehung der Menschheit. Dabei handelt es sich nicht um die derzeitige Pandemie, sondern um die globale Biodiversitätskrise - ausgelöst durch die massiven Eingriffe des Menschen in globale Stoff- und Energieflüsse und die Zerstörung von Habitaten. Das hierbei verursachte Artensterben geht mit nie dagewesener Geschwindigkeit vonstatten und wird durch die gleichen Prozesse, die den Klimawandel verursachen, noch beschleunigt.

Während zur Bekämpfung einer weltweiten Krankheit Summen von ebenfalls nie dagewesener Höhe eingesetzt werden, bleibt es im Bereich der Biodiversität oft bei Absichtserklärungen, international gesetzte Minimalziele werden bei Weitem verfehlt und globale Abkommen von wichtigen Partnerstaaten nicht eingehalten.

"Die Weltgemeinschaft muss für die zentrale Bedeutung von Biodiversität für das Wohlergehen der Menschheit weiter sensibilisiert und anlässlich des UN CoP15 Meetings zur Biodiversität Anfang 2021 in China zum unverzüglichen, entschlossenen und gemeinsamen Handeln veranlasst werden. Zu diesem Zweck hat die EU Anfang März 2020 die Formierung eines weltweiten Bündnisses für Biodiversität "United for #Biodiversity" eingeleitet. Bisher beteiligen sich über 150 Institutionen, darunter allein 60 Naturhistorische Museen. Wir rufen auch andere Museen und Einrichtungen dazu auf, den Wert und die Bedeutung von Arten für uns Menschen sichtbarer und erlebbarer zu machen.", so NHM Wien-Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland.

Das Naturhistorische Museum Wien trat diesem Bündnis Ende Mai 2020 als erste Einrichtung in Österreich bei. Es unterstützt seit langem dessen Ziele und hat das Anliegen, zu den globalen Nachhaltigkeitszielen beizutragen, in einem internen [Strategieprozess] (https://www.nhm-wien.ac.at/museum/leitbild_mission) kürzlich eindrucksvoll bestätigt. Um die globale Biodiversitätskrise zu lösen oder zumindest abzuschwächen, müssen die Mitglieder der UN dazu ermutigt werden, die CoP (Conference of the Parties) zur Biodiversität so ambitioniert zu gestalten wie die CoP zum Klima vor fünf Jahren, die im Pariser Klimaabkommen gipfelte. 79 Länder (darunter alle Mitglieder der EU) sind bereits dem "30 by 30"-Club beigetreten, der den Schutz von 30% der Land- und Wasserflächen bis 2030 vorsieht.

Das NHM Wien fordert daher alle unsere nationalen und internationalen Partner dazu auf, sich an dem Bündnis zu beteiligen und weiter auf die Bedeutung der Verhandlungen des CoP15 aufmerksam zu machen. Durch eine höhere Aufmerksamkeit können die Vertreter der jeweiligen Regierungen von der Notwendigkeit des gemeinsamen Handelns überzeugt werden. Schlüssel zum Erfolg wird dabei die Teilhabe der an Biodiversität besonders reichen Regionen der Erde am globalen Wohlstand sein, ohne dabei die Ausbeutung und Zerstörung der Natur noch weiter voranzutreiben. Hier kommt auch den reichen Industrienationen aufgrund ihrer wirtschaftlichen und Handelsbeziehungen eine besondere Verantwortung zu. Die Fokussierung muss auf einer global ausgerichteten nachhaltigen Wirtschaftspolitik liegen.

Das NHM Wien unterstützt die Biodiversitätsziele auf verschiedene Wege und wird seine Aktivitäten weiter ausbauen. Viele Bildungsprogramme, Online-Informationen und auch die aktuelle Ausstellung ["Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird"] (https://www.nhm-wien.ac.at/ablaufdatum) adressieren einen problematischen Umgang mit Ressourcen und weisen Wege zu einem umweltfreundlicheren Verhalten auf. Das NHM Wien beteiligt sich am österreichischen Biodiversitätsrat, dem Sprachrohr der Forschung und Wissenschaft gegenüber der Politik, um die Bewusstseinsbildung und Handlungsbereitschaft auf dieser Ebene zu fördern. Es bietet mit dem "Deck 50" Räume, um kontroverse Themen wie etwa den Wolf zu diskutieren und den Kontakt zu Vereinen und ehrenamtlichen großen und kleinen Forscherinnen und Forschern auszubauen, um mit Spaß in die vielfältige Welt der Natur einzutauchen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /