© pasja1000 auf Pixabay / Wildblumen im Garten
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Studie zeigt Nachholbedarf im Bereich Biodiversität

Mehr als drei Viertel der weltweit größten Unternehmen berichten nicht über Risiken durch Biodiversitätsverlust. Zu diesem Ergebnis kommt die KPMG Studie „The Time has come“.

Wien Dazu wurde die Unternehmensberichterstattung von 5.200 Unternehmen untersucht – jeweils die 100 umsatzstärksten Firmen aus 52 Ländern.

Laut der Umfrage spielen Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der inhärenten, existenziellen Risiken des Verlusts an biologischer Vielfalt. Dennoch legen derzeit weniger als ein Viertel (23 Prozent) der Unternehmen weltweit, die vom Verlust biologischer Vielfalt bedroht sind, dieses Risiko in ihrer Unternehmensberichterstattung offen. Im Angesicht dessen, dass das Artensterben viel schneller als jemals zuvor geschieht, ist es offensichtlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Gleichzeitig hängen etwa USD 44 Bio wirtschaftlicher Wertschöpfung – mehr als die Hälfte des globalen BIP – zu Teilen beziehungsweise sehr stark an der Natur und ihren Erträgen.

„Es ist wichtig, dass sich die Verantwortung, die Unternehmen tragen, in ihrer Berichterstattung wiederfindet“, so KPMG Partner Peter Ertl. Die Anzahl der N100-Unternehmen (100 umsatzstärksten Unternehmen jedes Landes), die nichtfinanzielle Informationen aufzeigen, ist in Österreich zwar gestiegen, im Vergleich zum Rest Europas und den deutschsprachigen Nachbarländern weiterhin unterdurchschnittlich. Hier gibt es Aufholpotential. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2017 war Österreich bezüglich integrierter Berichterstattung im weltweiten Vergleich auf der Überholspur, nun sind die Zahlen entgegen dem internationalen Trend für 2019 leicht rückläufig. „Dennoch bin ich optimistisch und zuversichtlich, dass eine Trendumkehr bei heimischen Unternehmen stattfinden wird“, ergänzt Ertl.

Die Risiken kennen und nennen

96 Prozent der 250 der umsatzstärksten Unternehmen weltweit berichten über Nachhaltigkeit. Risiken im Zusammenhang mit biologischer Vielfalt werden von der globalen Geschäftswelt jedoch nach wie vor deutlich unterbewertet. Weniger als ein Drittel (28 Prozent) gefährdeter Unternehmen legen Risiken, die im Bezug mit der Biodiversität stehen, offen. Der Bergbau ist laut der aktuellen Umfrage der einzige Industriesektor, in dem eine knappe Mehrheit (51 Prozent) der Unternehmen derzeit Risiken aufweist, die im Zusammenhang mit der Biodiversität stehen. Lateinamerikanische Unternehmen melden am ehesten ein Biodiversitätsrisiko (31 Prozent), nordamerikanische Unternehmen am seltensten (13 Prozent).

Ebenfalls an Bedeutung gewinnen in Österreich die sogenannten UN Sustainable Development Goals (SDG), die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung. „Seit 2017 hat sich der Anteil der Unternehmen, welche die SDGs mit ihren Geschäftsaktivitäten verknüpfen, von 37 Prozent auf 74 Prozent verdoppelt. Dabei geben allerdings nur wenige Unternehmen konkret an, inwiefern ihre Geschäftstätigkeit die Erreichung der SDGs beeinflusst. Bemühungen sollten zukünftig auf eine ausgewogene Berichterstattung gerichtet werden“, berichtet KPMG Managerin Michaela Schmiedchen.

Die Umfrage zeigt weiters, dass jene beiden UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sich auf die Bewältigung der globalen Herausforderung der biologischen Vielfalt konzentrieren („SDG 14: Das Leben unter Wasser“ und „SDG15: „Das Leben an Land“), die am wenigsten priorisierten aller 17 SDGs der Unternehmen weltweit sind.

Weitere wichtige Ergebnisse der KPMG Survey of Sustainability Reporting 2020:

• Nordamerika hat die höchste regionale Berichtsquote – 90 Prozent der nordamerikanischen Unternehmen erstatten Bericht über Nachhaltigkeit.
• In Europa berichten 78 Prozent der Unternehmen über Nachhaltigkeit, Österreich bleibt jedoch mit 74 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt.
• In Österreich ist der Anteil integrierter Berichterstattung leicht zurückgegangen, von 15 Prozent (2017) auf 14 Prozent (2019).
• Immer mehr Unternehmen beauftragen eine unabhängige Prüfung der nichtfinanziellen Angaben. In Österreich gab es seit 2017 einen Anstieg um 19 Prozentpunkte. Damit liegt Österreich nun bei 59 Prozent. 2017 waren es 40 Prozent.
• Rund zwei Drittel (65 Prozent) der berichtenden Unternehmen verfügen über Zielvorgaben, um ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. In Österreich sind es 68 Prozent (2017: 37 Prozent).
• Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der berichtenden Unternehmen verbinden in ihrer Unternehmensberichterstattung die Geschäftsaktivitäten mit den SDGs, in Österreich immerhin 74 Prozent. Aber nur wenige (14 Prozent) Unternehmen geben neben deren positiven Auswirkungen auch die negativen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Erreichung der jeweiligen SDGs an.
• Die SDGs, die von Unternehmen weltweit am häufigsten priorisiert werden, sind SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“, SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ und SDG 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“.


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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /