©  Gerd Altmann auf Pixabay
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Earth Overshoot Day 2020: Raus aus der Klimaschuldenfalle

Der internationale Earth Overshoot Day – oder auch Erdüberlastungstag – fällt dieses Jahr auf den 22. August*.

Das Datum zeigt, wie weit wir bei den zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen über unsere Verhältnisse leben. Dabei geht der größte Teil dieses Fußabdrucks auf CO2-Emissionen zurück. Wer seinen Ressourcenverbrauch verringert, reduziert somit auch CO2-Emissionen. Wer zudem die restlichen Emissionen ausgleicht und dadurch Klimaschutzprojekte unterstützt, trägt darüber hinaus zum Erhalt natürlicher Ressourcen bei – eine Win-win-Situation für den Klimaschutz.

Das Datum des Erdüberlastungstags wird vom Global Footprint Network errechnet. Es zeigt, wann die jährlich zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen der Erde erschöpft sind. Demnach sind für das Jahr 2020 bereits am 22. August alle weltweiten Ressourcen aufgebraucht und Emissionen abgeben. Das bedeutet: alles, was nach diesem Datum für das restliche Jahr geschieht, geht zu Lasten zukünftiger Generationen, die Klimaschuldenfalle schnappt zu.

Grundlage für diese Berechnung ist die Gesamtheit aller Ressourcen und natürlichen Rohstoffe, die im Ökosystem der Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stehen, die sogenannte Biokapazität. Dabei werden etwa 15.000 Datenpunkte pro Land und Jahr erhoben und ausgewertet. Sie berücksichtigen neben Bodenschätzen, Ackerland, Waldflächen, Weideland oder Fischgründen auch die Fähigkeit der Natur, CO2 zu binden und zu verarbeiten. Dem wird gegenüber gestellt, was wir tatsächlich an Ressourcen verbrauchen oder an CO2 emittieren, der ökologische Fußabdruck.

Das Datum am 22. August – also ungefähr zur Jahreshälfte – verdeutlicht, dass die gesamte Weltbevölkerung fast zwei Erden bräuchte, um ihren durchschnittlichen Jahresbedarf an natürlichen Ressourcen zu decken. Dabei sind es vor allem die Industrieländer, die hier über ihre Verhältnisse leben, während Nicht-Industrieländer in ihrem Ressourcenverbrauch weit unter dem bleiben, was ihnen rechnerisch zur Verfügung steht. Im weltweiten Vergleich liegt der ökologische Fußabdruck Deutschlands im oberen Viertel aller Länder. Hier tragen der große Flächenbedarf sowie die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Strom, Verkehr und industrielle Landwirtschaft zur Überlastung der Erde bei. Würde die gesamte Weltbevölkerung so leben und wirtschaften wie die Bevölkerung in Deutschland, bräuchte man sogar drei Erden.

Der Kassensturz für den ökologischen Fußabdruck: die Klimabilanz

Die Nutzung und der Verbrauch natürlicher Ressourcen verursacht immer auch die Freisetzung von CO2-Emissionen. Umgekehrt ist es genauso: Wenn wir CO2 in die Atmosphäre emittieren, benötigen wir Ressourcen wie Wälder oder Gewässer, die das CO2 aufnehmen und ausgleichen. Laut overshootday.org entfallen etwa 60 Prozent des derzeitigen ökologischen Fußabdrucks auf CO2-Emissionen. Auch, wenn der Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar für das Berichtsjahr 2018 einen leichten Rückgang der Emissionen verzeichnet – die Menge ist insgesamt immer noch so groß, dass sie durch natürliche Ökosysteme nicht vollständig absorbiert werden kann. Treibhauseffekt und Klimawandel schreiten weiter voran.

Nur, wenn Unternehmen ihre Emissionstreiber kennen, können sie wirksame Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen und auch des eigenen Ressourcenverbrauchs entwickeln. Die Ausgangslage hierfür schafft eine umfassende Klimabilanz, die den CO2-Fußabdruck in Bezug auf ein Unternehmen oder seine Produkte und Dienstleistungen bestimmt. Wir bei ClimatePartner orientieren uns bei der Erstellung an internationalen Standards wie dem Greenhouse Gas Protocol. Der Bericht – auch Carbon Footprint Report genannt – liefert konkrete Aussagen dazu, welche Strukturen im Unternehmen bzw. welche Prozessschritte eines Produktes wie viele Emissionen verursachen. Er ist die Basis für alle darauf aufbauenden Reduktionsmaßnahmen und Klimaschutzstrategien.

Reduzieren, Ausgleichen und Ressourcen schützen

Es ist oft äußerst komplex, Produktionsabläufe so umzugestalten, dass der damit verbundene Ressourcenverbrauch verringert und Emissionen reduziert werden. Viele Effizienzbestrebungen können daher nur mittel- bis langfristig ablaufen. Gleichzeitig ist aber die Dringlichkeit eines ökologischen Wandels unseres Wirtschaftssystems so hoch, dass Unternehmen den sofort wirksamen Ausgleich unvermeidbarer CO2-Emissionen als wichtiges Element ihrer Unternehmensstrategie berücksichtigen sollten. So gewinnen sie einerseits Zeit für den notwendigen Wandel und übernehmen dennoch bereits jetzt Verantwortung für den Klimaschutz.

Dass durch die damit verbundene Unterstützung von Klimaschutzprojekten auch in großem Umfang natürliche Ressourcen geschützt werden, ist ein willkommener Zusatzeffekt. Viele Klimaschutztechnologien dienen dazu, bestehende Ökosysteme wie Wälder, Gewässer oder auch Moore zu bewahren und solche Flächen – zum Beispiel durch Aufforstungen oder Renaturierungen – sogar zu vergrößern. Das ist ein wichtiger Beitrag, der auf das Konto der verfügbaren Ressourcen einzahlt. Wie wichtig diese Wirkung ist, zeigt eine Berechnung des Global Footprint Network: Allein durch die Aufforstung von 350 Millionen Hektar Wald könnte der Earth Overshoot Day um 8 Tage nach hinten verschoben werden.

Der wirkungsvolle Dreiklang aus Berechnung, Reduktion und Ausgleich von Treibhausgasen hilft dabei, den Erdüberlastungstag wieder in Richtung Jahresende zu verschieben. Das Motto muss daher lauten: Rein in den Klimaschutz, raus aus der Klimaschuldenfalle.



(*) Der für 2020 errechnete 22. August ist dieses Jahr später als frühere EOD-Daten. Dies wird zurück geführt auf die Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks um 9,3% aufgrund des Corona-bedingten Stillstands bzw. der Verlangsamung der weltweiten Wirtschaftsaktivitäten.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /