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Kritik: Blockade der Wirtschaftskammer gegen Pfandsystem

Pfandsystem ist notwendige Ergänzung zu derzeitigem Sammelsystem

Wien OTS - Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 kritisiert die Blockadehaltung der WKO bei der Einführung eines Pfandsystems: „Wenn wir jetzt kein Pfandsystem einführen, dann verpassen wir die ökologisch und wirtschaftliche beste Option für Österreich. Das wäre ein Schuss ins Knie für eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft. Bei genauerem Hinsehen erweist sich der Zehn-Punkte-Plan als Ablenkungsmanöver der WKO, das ernsthafte Lösungen verhindern soll.“ betont GLOBAL 2000-Ressourcensprecherin Lena Steger.

In Österreich werden derzeit 70% der im Umlauf befindlichen Plastikflaschen gesammelt, allerdings werden nur 40% tatsächlich recycelt. In Ländern mit etablierten Pfandsystemen werden allerdings bis zu 95% Rückflaufquote erreicht. Die Vorschläge der WKO zum Beispiel zu organisatorischen Verbesserungen im Sammelsystem gehen zwar teilweise in die richtige Richtung, ersetzen aber nicht die Einführung eines Pfandsystems. Nur mit einem Pfandsystem können die EU-Vorgaben einfach erreicht und sogar übererfüllt werden. Pfand funktioniert, was auch ARA-Vorstand Werner Knausz im Interview mit dem Ö1 Morgenjournal erwähnt: “Das es funktioniert, ist gar keine Frage. (...)Wir gehen auch davon aus, wenn wir es in Österreich bekämen, dass wir dann 90% oder mehr sammeln.“
Dazu Lena Steger von GLOBAL 2000: „Wir freuen uns sehr, dass auch die ARA mittlerweile verstanden hat, dass ein Pfandsystem ein Weg ist, um der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken - und offensichtlich gut funktioniert.“

Zehn Punkte Plan der WKO ersetzt kein Pfandsystem<7B>

Tatsache ist, dass die von der damaligen Bundesministerin Elisabeth Köstinger in Auftrag gegebene und von Universität für Bodenkultur, Montanuniversität Leoben und Technisches Büro HAUER erstellte öffentliche und unabhängige Studie klar zeigt, dass das Pfandsystem die günstigste Lösung ist. Die Berechnungen der WKO einer Einsparung von 60 Mio Euro, kann GLOBAL 2000 nicht nachvollziehen.
„Es ist völlig unklar, auf welcher Annahme dies basiert. Die offizielle Studie zeigt deutlich, dass ein Pfandsystem die kostengüngstigste und umweltfreundlichste Variante ist. Diese Fakten sind also längst klar.“ so Steger weiter.

Leider arbeiten hier offenbar einige Stakeholder mit verdeckten Lobbyingaktivitäten gegen die Erkenntnisse der Studie und somit gegen ein Pfandsystem, das Budget und Umwelt schont. Wer die Bremser und Blockierer gegen den Ausbau von Einwegpfand und Mehrweglösungen sind, haben wir im Report „Die Plastikverschmutzungslobby“ ausführlich zusammengetragen.

Kleine Geschäfte profitieren von höherer Besucherfrequenz

„Die Pfandrückgabe kann gerade in kleinen Geschäften auch manuell stattfinden, wodurch der Kundenkontakt erhöht werden kann. Ein Pfandsystem führt nicht , wie oft behauptet, zum „Aussterben“ der kleinen Geschäfte, sondern dient sogar der Steigerung der Besucherfrequenz. So hat sich zum Beispiel in Schottland ein Zusammenschluss von unabhängigen Geschäften klar für die Einführung eines Pfandsystems ausgesprochen.“ erklärt Steger. In Norwegen kann Pfandgut insgesamt an 15.000 Stellen zurückgegeben werden und lediglich 3.700 dieser Stellen verfügen über einen Pfand-Automaten – der Großteil des Pfandprozesses erfolgt also manuell. In Litauen wird an 2.700 Stellen mit Automaten gearbeitet und an 1.700 Stellen das Pfandgut manuell zurückgegeben. Somit können kleine Geschäfte das System ebenso gut wie größere Läden bewältigen.

Der WKO gehen offenbar die Argumente gegen ein Pfandsystem aus und daher erzählt man nun die Geschichte, dass kleine Geschäfte bei Einführung eines Pfandsystems untergehen würden. Diese Behauptung hat sich in keinem der zehn europäischen Länder, die bereits ein Pfandsystem haben, bewahrheitet. Ganz abgesehen davon gab es in den letzten Jahrzehnten auch keine großen Bemühungen von Seiten der WKO kleine Geschäfte vor dem Aussterben zu bewahren. Diese plötzliche Betroffenheit der WKO wirkt also mehr wie eine Schutzbehauptung für anders gelagerte Interessen und kein Handeln im Interesse der kleinen Betriebe.

„Ein Pfandsystem stellt eine notwendige Ergänzung zum derzeitigen Sammelsystem mit dem gelben Sack und der gelben Tonne dar, ist aber kein Ersatz. In Bezug auf die geplante Plastikabgabe der EU können wir uns so auch Kosten sparen. Wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln und aktiv an Lösungen arbeiten, statt ständig zu bremsen. Ein Pfandsystem ist eine optimale Ergänzung zum jetzigen Sammelsystem und eine wichtige Hilfestellung um die EU-Vorgaben überhaupt zu erreichen.“ so Steger.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /