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Kosten egal, Monopol ist alles

Wasserstoff-Mobilität, oder das Atomstrom-Déjà-vu

Die Kosten

Ein Brennstoffzellen-PKW fährt mit Wasserstoff (H2). Theoretisch können derzeit in Österreich 2 Modelle gekauft werden: Hyundai Nexo und Toyota Mirai. Letzterer wird auf www.toyota.at nicht angeboten. In Deutschland können ihn nur Firmen erwerben, nämlich ausschießlich leasen. Der Listenpreis beider PKW beträgt jeweils 79.000 Euro.

Eine H2-Tankstelle kostet rund 1 Mio. Euro. Davon gibt es in Österreich 5, die alle vom Fossilkonzern OMV betrieben werden.

1 kg H2 kostet 9,90 Euro und entspricht bei den in Internetforen berichteten tatasächlichen 1,5 kg für 100 km (Mirai-Verbrauch) einem 100-km-Preis von 15 Euro (Benziner unter 10 Euro; E-Auto unschlagbare 3,5 Euro).

Fazit: Würden sich all diese Kosten bis 2030 z.B. halbieren, wäre der ökonomische Abstand zum E-Auto derselbe. Denn Letztere werden laut Branchenprognosen ebenfalls radikale Preisreduktionen erleben - primär wegen stetig stark sinkender Batteriekosten von ca. 10 % pro Jahr!

Realbeispiel Tankstelle Graz

Die Wasserstoff-Tankstelle in Graz ist ca. 6 Jahre alt. Pro Tag kommt ca. 1 Auto zum Tanken. Wesentliche Kunden sind (Entwicklungs)Fahrzeuge des Autoherstellers Magna und der Automotive-Forschungsfirma AVL, beides Grazer Unternehmen.


Der Sprit, nämlich fossiles, aus Erdgas (chemisch: zu ca. 97 % Methan = CH4) bei ca. 830° C gewonnener Wasserstoff (H2) kommt aus Wien, und zwar aus der OMV-Raffinerie Schwechat per Diesel-LKW.

Wie groß die Verluste pro Woche im H2-Speicher sind, weil so selten getankt wird, bleibt (vorerst) unbekannt.

Der Atomstromvergleich

Wieso? Ganz einfach, weil viel zu teurer Atomstrom ohne extreme Förderungen bzw. intensive Privilegien bis zum heutigen Tag nie Realität geworden wäre, jedoch real existiert:
Kosten egal, aber Monopole für wenige Anbieter sicher in deren Hand.
Umwelt egal, Hauptsache die Massen hängen alternativlos am Atomtropf.

Nun ist mit der Photovoltaik die Eigenstromversorgung von Firmen und Haushalten INKLUSIVE der E-Mobilität gerade dabei, Energiemonopole aufzubrechen und zu marginalisieren.

Prompt genau jetzt ziehen die fossil aussehenden Energiekonzerne eine Monopollösung aus dem Hut: Wasserstoff, der laut Wikipedia weltweit zu ca. 95 % aus Erdgas gewonnen wird.
H2 kann eine Hilfe für die Stahl-, Zement-, Glas- und eventuell auch Pharmaindustrie werden, um volatilen Ökostrom für industrielle Prozesse derart zwischenzuspeichern. Die Wasserstoffmobilität jedoch ist und bleibt ökonomischer Unsinn zum Quadrat - und ökologisch nicht minderer.

Fritz Binder-Krieglstein
www.renewable.at


Artikel Online geschaltet von: / Dr. Fritz Binder-Krieglstein /