© JamesDeMers pixabay.com
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Rechtzeitig zum Sommerschlussverkauf: Clean Clothes Kampagne checkt Fashion

Neuer Fashion Checker bringt Licht ins Dunkel der Lieferketten von Bekleidung

Wien - Auf der Website fashionchecker.org/de veröffentlicht die Clean Clothes Kampagne erstmals Details über Lieferketten der größten Modemarken wie Zalando, H&M, Primark oder adidas. „KonsumentInnen haben das Recht zu wissen ob in Ihrer Kleidung Kinder- oder Zwangsarbeit steckt, ob es Menschenrechtsverletzungen gibt und existenzsichernde Löhne bezahlt werden,“ so Gertrude Klaffenböck, von der Clean Clothes Kampagne, die in Österreich von Südwind koordiniert wird, anlässlich der Präsentation.

Das neue Online-Tool zeigt unter anderem auf, wo Kleidung hergestellt wurde und wieviel die NäherInnen verdienen. Den Informationen liegen unter anderem Befragungen von 108 Modeunternehmen sowie von Hunderten Beschäftigten zugrunde. Damit liegen erstmals Ergebnisse vor, die flächendeckend zusammengefasst Einblick in die Lieferketten erlauben: 93% der befragten Modehäuser zahlen ihren Lieferanten keinen Lohn, der für die ArbeiterInnen zum Leben reicht, 63% informieren gar nicht oder nur rudimentär über ihre Lieferketten. Die Forderung der internationalen Menschenrechtsinitiative Clean Clothes Kampagne, dass bis zum 31. Dezember 2022 existenzsichernde Löhne für alle Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie zu zahlen sind, ist daher gleichermaßen naheliegend wie überfällig.

Die Coronakrise hat das globale Ungleichgewicht des Bekleidungssektors in besonderer Weise offen gelegt: Modemarken stornieren ihre Bestellungen und legen einseitig Nachlässe bei Zulieferern fest. Als Lohnsenkungen oder gar Entlassungen wird dies auf den Schultern der ArbeiterInnen abgeladen. Auch die in den letzten Jahren von Markenunternehmen sorgfältig aufgebaute Illusion über nachhaltigen und ethischen Konsum hat die Covid-19 Krise in kurzer Zeit zerschellen lassen. KonsumentInnen sind sich zunehmend bewusst, dass ungleiche Machtverhältnisse in Lieferketten herrschen und folglich ArbeiterInnen in Armut gefangen bleiben. ArbeiterInnen ohne Ersparnisse geraten durch Fabrikschließungen und Massenentlassungen in extreme Notlagen. Das Argument für einen existenzsichernden Lohn war daher noch nie so stark und zwingend wie heute.

Der neue Fashion Checker, fashionchecker.org/de, bringt mehr Transparenz in die globale Bekleidungsindustrie und wirft ein Licht auf Hungerlöhne, exzessive Überstunden und die Ausbeutung, die in der Branche - trotz aller gegensätzlichen Beteuerungen führender Modehäuser -immer noch vorherrschen. „Das Fashion Checker zeigt eines deutlich: Gerade in der aktuellen Coronoakrise geben Modehäuser gerne öffentlich wirksam Statements darüber ab, wie sie ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Sehr wenige veröffentlichen nachvollziehbare Fakten über ihre Lieferketten und noch weniger von ihnen lassen Taten folgen.“ erklärt Klaffenböck

Das ausbeuterische Geschäftsmodell mit extrem niedrigen Löhnen unter Missachtung von Menschenrechten hat den Modemarken jahrzehntelang milliardenschwere Gewinne ermöglicht. Durch regelmäßiges Drücken der Preise zwingen die Modemarken ihre Lieferanten mit sehr geringen Gewinnspannen zu operieren. Zulieferer sehen sich gezwungen, Lohnkosten zu drücken, sodass am Ende lediglich Armutslöhne gezahlt werden.

„KonsumentInnen haben das Recht zu wissen wo und unter welchen Umständen ihre Kleidung hergestellt wird. Dass Menschenrechte, wie Existenzlöhne und Gewerkschaftsfreiheit respektiert werden, keine Kinder- oder Zwangsarbeit involviert ist, ArbeiterInnen nicht Gesundheit oder Leben riskieren, ist leider alles andere als normal.“ meint Klaffenböck abschließend.

Im österreichischen Parlament wurde im Mai der Entwurf für ein Sozialverantwortungsgesetz vorgelegt. Nun sind Mitglieder des Parlaments und der Bundesregierung aufgefordert, ihren Teil menschenrechtlicher Verpflichtung wahrzunehmen und das Gesetz auf den Weg zu bringen. Der Fashion Checker bietet Informationsgrundlagen, die ggf. eine Prüfung der Sozialen Verantwortung von Anbietern in Österreich unterstützen können.

Link zum Fashionchecker: fashionchecker.org/de
Weitere Informationen unter: Clean Clothes Kampagne


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /