© Gerd Altmann / pixabay.com
© Gerd Altmann / pixabay.com

Raus aus der Krise - rein in die Vernunft

Legt Covid-19 den Finger in die Wunde der Systemfehler unserer Wirtschaft?

Nach der letzten großen Krise vor rund zehn Jahren blieb praktisch alles beim alten. Ein Indikator dafür, dass Covid-19 bestenfalls der Anlass, nicht aber die tatsächliche Ursache für den nächsten Einbruch sein kann? Aktuell mehren sich die Rufe nach dauerhaften politischen Korrekturmaßnahmen, die das Allgemeinwohl in das Zentrum unserer Wirtschaft, und damit auch unseres Geld- und Finanzsystems rücken würden.

Auf den internationalen Finanzmärkten ist die Krise schon deutlich zu spüren: Die wichtigsten Börsenindizes verloren binnen weniger Tage massiv an Wert, viele Banken und Unternehmen mussten die Werte ihrer Aktienportfolios bereits zu Ende des 1. Quartals nach unten korrigieren. Diese Dynamik - dieselbe wie nach 2008 - wird sich deutlich negativ auf kapitalmarktgestützte Pensionsvorsorgen auswirken.

Ja, es trifft wie immer in Krisen breite Teile der Bevölkerung: Gerade kleine Unternehmen, Familienbetriebe und Start-up-Unternehmen verfügen kaum über ausreichende Reserven, um mehrere Monate an Einkommensausfällen zu überbrücken. Zugleich mehren sich die Nachrichten über Wetten auf fallende Aktienkurse, so genannte Leerverkäufe, durch große Finanzmarktakteure. Allein der weltweit größte Hedgefonds Bridgewater Associates schloss derartige Untergangswetten in der Höhe von 14 Mrd. Dollar (12,7 Mio. Euro) ab.

Regierungen, Noten- und Zentralbanken reagieren auf die Corona-Krise derzeit mit Hilfspaketen und der Senkung von Leitzinssätzen. Der politische Wille zur Stützung der Wirtschaft, wie wir sie bisher kannten, scheint ungebrochen. In der Krise ist in der Regel die öffentliche Hand gefordert. Eine Chance auf mehr Wirtschaftsdemokratie? Die 2010 aus einer zivilgesellschaftlichen Bewegung hervorgegangene Genossenschaft für Gemeinwohl mit Sitz in Wien wartet mit konkreten Vorschlägen auf, wie das Geld- und Finanzsystem ab sofort in Richtung "Gemeinwohl-Orientierung" umgestaltet werden könnte.

"Geldschöpfung und Kreditvergabe sind aufgrund ihres Basisinfrastrukur-Charakters und der potentiell unüberschaubaren Wirkungsmacht als besondere Wirtschaftsfreiheiten zu definieren", meint die Politikverantwortliche der Genossenschaft, Christina Buczko. "Kredite dürften nicht verbrieft und weiterverkauft werden und nur an realwirtschaftliche Investitionen vergeben werden. Sie müssten eine ethische Risikoprüfung bestehen, deren Ergebnis sich auf die Kreditkonditionen auswirkt."

Eine solche praktiziert die Genossenschaft bereits in Form einer "Gemeinwohl-Prüfung" unter ihren rund 5.000 Mitgliedern für Vorhaben, die etwa über die hauseigene Crowdfunding-Plattform finanziert werden.

Langfassung hier lesen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /