© flopayer.at Schwabe Austria / Georg Cirko bei der Zustellung
© flopayer.at Schwabe Austria / Georg Cirko bei der Zustellung

Ehrenamtliches Engagement: "Wir müssen ApothekerInnen entlasten!"

Dem nur wenige Tage alten Medikamenten-Lieferservice, den MitarbeiterInnen des Phytotherapie-Herstellers Schwabe in ihrer Freizeit ins Leben gerufen haben, schließen sich derzeit immer mehr österreichische Medikamentenhersteller an.

So sollen die Apothekerinnen und Apotheker des Landes, die in der Corona-Krise unter besonders erschwerten Bedingungen arbeiten, vor allem hinsichtlich der Zustellungssituation deutlich entlastet werden.

„Ich bekomme E-Mails von den Kolleginnen und Kollegen aus dem Innendienst, dass sie stolz sind, in einem Unternehmen zu arbeiten, das eine solche Initiative unterstützt“, erzählt Georg Cirko. Mit der „Initiative“ meint der Außendienstmitarbeiter der Firma Schwabe Austria den ehrenamtlichen Medikamenten-Lieferdienst, den Cirko mit der Zustimmung der Geschäftsführung vergangene Woche ins Leben gerufen hat: Im Gegensatz zu Angehörigen, Bekannten und Freunden von Menschen aus der Risikogruppe sind die Außendienstmitarbeiter des Medikamentenherstellers nämlich dazu befähigt, die teils notwendigen Medikamenten-Kühlketten vorschriftsmäßig einzuhalten. Die Außendienst-MitarbeiterInnen können für ihr ehrenamtliches Engagement die Nutzung der von der Firma installierten Kühlsysteme in der Freizeit. „Ich unterstütze die Initiative meiner MitarbeiterInnen so selbstverständlich mit Freude. Es steht außer Zweifel, dass Apotheken im Moment entlastet werden müssen“, so Dr. Fritz Gamerith, Geschäftsführer des Phytotherapie-Herstellers Schwabe Austria. Dabei ginge es nicht vorwiegend um das angestiegene Kundenaufkommen in den Apotheken selbst, sondern eher um das Zusatzangebot mancher Apotheken, in der Krise lebenswichtige Medikamente an Risikogruppen zuzustellen.

ApothekerInnen unter erschwerten Bedingungen

„Es gilt jetzt, die ApothekerInnen, die derzeit unter erschwerten Bedingungen arbeiten und einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, zu unterstützen“, sagt Christina Nageler. Die Geschäftsführerin der Interessensgemeinschaft österreichischer Heilmittelhersteller und Depositeure (IGEPHA) begrüßt daher das große Engagement. „Die Initiative ist ein wichtiger Teil der Systemerhaltung, bei der es letztlich nicht nur um die Medikamentenzustellung geht. Die Aufrechterhaltung der Lieferkette beginnt ja bereits bei den Herstellern. Sie gelingt aktuell, weil in dieser Situation wirklich jeder sein bestes gibt und mithilft. Dazu gehört auch, dass uns das Bundesheer z. B. in den Lagerabteilungen des Großhandels unterstützt, bzw. viele Mitarbeiter in den Lagern der Pharmafirmen aushelfen. Um das System und damit die Lieferkette aufrecht zu erhalten“, so Nageler. „Als Partner der Apotheken freuen wir uns natürlich sehr, dass dem ehrenamtlichen Pionierprojekt mittlerweile weitere Arzneimittelhersteller gefolgt sind“, betont die IGEPHA-Geschäftsführerin. Ebenso erfreut über den Zusammenhalt im Arzneimittelwesen zeigt sich Mag. Jürgen Rehak, Präsident des Österreichischen Apothekerverbands: „Die jetzige Situation beweist, dass die Zusammenarbeit zwischen Apotheken und Herstellern auch in Krisenzeiten funktioniert. Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Produzenten, dass sie die Apotheken in dieser schweren Zeit bei der Zustellung von dringend benötigten Arzneimitteln unterstützen.“

Erfolgsgeschichte: Weitere Hersteller folgen dem Schwabe-Vorbild

Eines dieser von Rehak angesprochenen Großhandelsunternehmen ist Frank & Co / easypharm. Vier Außendienstmitarbeiter des Herstellers haben sich dem Medikamente-Lieferdienst nach Schwabe-Vorbild angeschlossen. „Das ist eine tolle Initiative, die wir gerne unterstützen“, sagt dazu easypharm Geschäftsführer Dr. Erwin Klein: „Wir alle machen jetzt schwere Zeiten durch, aber als Industrie können wir jetzt auch etwas tun, vor allem, wenn wir uns hier zusammenschließen. Im Normalfall besuchen wir die ApothekerInnen ja, um sie über wichtige Entwicklungen im Arzneimittelsektor zu informieren. Das geht natürlich im Moment nicht. Und für Informationsgespräche am Telefon ist in Apotheken derzeit aus naheliegenden Gründen zu wenig Zeit. Wir sind also nun auf eine andere Art und Weise für die Apotheken da, indem wir sie bei den Lieferungen unterstützen“, so Klein. Ähnlich sieht das auch guterrat Gesundheitsprodukte-Geschäftsführer Alexander Frank, der seinen Außendienstmitarbeitern ebenso gerne dieses außergewöhnlich Engagement in ihrer Freizeit ermöglicht: „Es ist einfach eine großartige Geschichte, dass die Menschen, die sonst im Außendienst tätig sind, so auch in der aktuellen Krisensituation einer absolut sinnvollen Beschäftigung nachgehen können“, so Frank.

Neben easypharm und guterrat haben sich mittlerweile auch zwei andere Hersteller dem Konzept angeschlossen. „Aufgrund des enormen Engagements meiner KollegInnen und mithilfe der anderen Firmen konnten wir jetzt innerhalb nur weniger Tage sicherstellen, dass unser Lieferdienst fast ganz Wien abdeckt“, freut sich Georg Cirko über den Erfolg seiner Aktion. „Derzeit fehlen eigentlich nur mehr der erste, der dritte und der elfte Bezirk. Der Streifen vom Stephansdom bis zum Zentralfriedhof – quasi der 71er – wär’ also noch frei“, so der Außendienstler, der seit Tagen im Liefereinsatz ist und damit auch noch weitere AußendienstmitarbeiterInnen anderer Firmen motivieren möchte, sich anzuschließen. „Gleichzeitig freuen wir uns, wenn die Apotheken unser Angebot weiter annehmen und sich bei uns melden. Wir haben noch Kapazitäten und möchten die gerne nutzen“, ermutigt der engagierte Schwabe-Mitarbeiter die ApothekenmitarbeiterInnen, von dem Service Gebrauch zu machen. „Das hilft jetzt nicht nur älteren Personen und Menschen mit Vorerkrankungen, sondern ich höre auch von vielen Kollegen und Kolleginnen, wie gut es tut, sich in dieser Zeit sinnvoll einbringen zu können. Und es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, das wir von den Menschen, die wir beliefern, zurück bekommen. Da ist teilweise eine äußerst große Dankbarkeit spürbar und gerade die Menschen, die jetzt das Haus nicht verlassen sollen, freuen sich riesig darüber, dass ihnen die Apotheke in der Corona-Krise ihre so wichtigen Medikamente kontaktlos direkt an die Haustür bringt.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /