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AK-Klimadialog: Ausstieg aus fossilem Heizen im Brennpunkt

Erstmals zeigt eine Studie im Auftrag der AK Wien verteilungspolitisch relevante Aspekte eines Ausstiegs aus fossilen Energieträgern in der Raumwärme

Wien - Im Regierungsprogramm ist ein Ausstieg aus Heizsystemen mit fossilen Energieträgern vorgesehen. Das heißt, dass rund 1,65 Millionen Haushalte stufenweise auf andere Heizsysteme umstellen (Phase-Out). Knapp 44% der Haushalte in Österreich verwenden derzeit fossile Brennstoffe, um die Wohnräume zu heizen. Um zu eruieren, welche Haushalte von den Plänen auf welche Art betroffen sind, wurde nun in einer Studie erstmals erhoben, wie die Verteilung von Heizsystemen und Energieträgern in Österreich nach unterschiedlichen sozioökonomischen Merkmalen und Regionen aussieht. Beim neunten AK Klimadialog am Montag in Wien wurde die Studie von Vanessa Lechinger (INEQ/WU Wien) vorgestellt.

Rund 1 Million bzw. 27% der Haushalte in Österreich verwenden Gas als häufigsten Energieträger, gefolgt von Fernwärme (25%), Brennholz und Heizöl (je 16%). Strom folgt an 5. Stelle (7%), darauf Holzpellets (5%). Alternative Energieträger (3%) und Kohle (0,5%) werden am wenigsten häufig genutzt. Hauszentralheizungen, die von knapp 50% der Haushalte verwendet werden, werden zu ähnlich gleich großen Teilen mit Brennholz, Heizöl oder Gas geheizt, Einzelöfen (6% der Haushalte) hingegen vorwiegend mit Brennholz. Etagenheizungen oder Elektroheizungen werden von 12 bzw. 4% der Haushalte verwendet.

Regionale Unterschiede gibt es vor allem bei den verwendeten Energieträgern: In Südösterreich wird neben Fernwärme und Heizöl besonders oft Brennholz verwendet, in Westösterreich hingegen Heizöl und in Ostösterreich Gas und Fernwärme. Kohle, die von 18.000 Haushalten genutzt wird, kommt überdurchschnittlich häufig im Burgenland, Niederösterreich und der Steiermark sowie in den untersten zwei Einkommensdezilen vor.

„Die Zusammenhänge zwischen dem Haushaltseinkommen, der Zusammensetzung des Haushalts und der Heizart müssen bei einem Phase-Out unbedingt beachtet werden“, meint Studienautorin Vanessa Lechinger von der WU Wien. Während reichere Haushalte eher Heizöl verwenden, benützen Haushalte mit den niedrigsten Einkommen Kohle, Brennholz und Strom. Heizöl kommt besonders häufig im Eigentum vor und wird überdurchschnittlich oft von Paarhaushalten in Pension verwendet, Kohle hingegen eher von Singlehaushalten in Mietverhältnissen.

Besorgniserregend ist, dass rund 16.500 Haushalte über kein fest installiertes Heizungssystem verfügen.

Für AK Energieexpertin Sandra Matzinger zeigen die Ergebnisse: „Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern kann nur dann gelingen, wenn auf die soziale Verträglichkeit geachtet wird. Für armutsbetroffene Haushalte wird das eine ziemliche Herausforderung werden, denn die derzeitigen gesetzlichen Regelungen sowie vorhandenen Maßnahmen wie etwa Sanierungsförderungen sind dafür unzureichend.“ Mit einem Heizungstausch müssen ebenso Energieeffizienzmaßnahmen Hand in Hand gehen, um den Energieverbrauch nachhaltig zu senken. Thermische Sanierungen stehen dabei an erster Stelle.

Damit ein Umstieg auf Erneuerbare Energieträger in der Raumwärme gelingen kann, fordert die AK:

+ Eine kostenlose, leicht zugängliche und unabhängige Beratung über alternative erneuerbare Heizungsmöglichkeiten sowie über Förderungs-und Finanzierungsmöglichkeiten.

+ Die Einrichtung eines „Heizungsfonds“, um armen Haushalten den Umstieg auf ein sauberes Heizungssystem zu finanzieren.

+ Im Zuge des großen Umrüstens wird im urbanen Bereich die Fernwärme eine wichtige Rolle spielen. „Allerdings fehlen in diesem Bereich Schutzbestimmungen, wie sie KonsumentInnen im Strom- und Gasbereich haben“, sagt Sandra Matzinger. Hier fordert die AK unter anderem transparentere Vertragsbedingungen, effektive Preiskontrollen und eine unabhängige Beratung sowie einfachere Rechtsdurchsetzungsmöglichkeiten.

SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll hält die gestern präsentierte Studie der Arbeiterkammer zur Frage, wie das Haushaltseinkommen mit der Heizung zusammenhängt, für sehr wichtig: "Die Studie der AK zeigt, dass Ausstieg aus fossilen Heizsystemen für Menschen mit niedrigem Einkommen eine große Herausforderung darstellt und es spezielle Instrumente dafür braucht", sagt Schroll. Hier sieht er die Regierung gefordert. Als nächstes sollten auch genauere Daten erhoben werden, darunter das Alter der Heizsysteme. Das sieht Schroll als eine Aufgabe, die die zuständige Ministerin Leonore Gewessler sehr rasch angehen muss.

Das Regierungsprogramm legt zwar das Ziel "Ausstieg aus fossilen Heizungen bis 2035" fest, es fehlen dabei aber noch die zielgerichteten Instrumente, gerade für Menschen mit niedrigem Einkommen. "Das ist entscheidend", sagt Schroll: "Denn Klimapolitik muss immer auch Sozialpolitik sein, die Klimakrise ist eine soziale Frage."

Schroll sieht auch Energieffizienz dazu als einen wichtigen Schlüssel. Bei der anstehenden Novelle des Energieeffizienzgesetzes (eine entsprechende EU-Richtlinie muss bis Juni umgesetzt werden), wird die SPÖ darauf drängen, dass auch einkommensschwache Haushalte von den Maßnahmen profitieren, so Schroll.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /