© Gerd Altmann - pixabay.com
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Klimaschutz: Wissen muss viel weiter transportiert werden

In zehn Jahren 36 Prozent weniger CO2: Mit besserem Wissenstransfer durch Standards sind einige Prozent des EU-Klimaziels für Österreich erreichbar

Österreich muss der EU bis zum Jahresende einen adaptierten Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) vorlegen, unabhängig von Sondierungsgesprächen, Koalitionsverhandlungen oder einer möglichen Regierungsbeteiligung der Grünen. Das Forschungsnetzwerk Climate Change Center Austria (CCCA) hat dem Nationalen Klimaschutzkomitee (NKK) vor Kurzem neun Reduktionspfade empfohlen. Austrian Standards sieht in vorhandenen Standards, die geballtes Expertenwissen enthalten, wichtige konkrete Ansatzpunkte für wirkungsvolle Maßnahmen auf einigen dieser Reduktionspfade.

"Nationale und internationale Standards können wesentlich zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Besonders im Baubereich. Ihr Potenzial ist noch nicht ausreichend ausgeschöpft", sagt Elisabeth Stampfl-Blaha, Direktorin von Austrian Standards, und fordert, dass das vorhandene Expertenwissen als Schutzschild gegen die globale Klimaerwärmung strategisch besser eingesetzt wird. Gebäude tragen mit einem Anteil von etwa einem Drittel wesentlich zum Gesamtenergiebedarf und den CO2-Emissionen bei und seien daher wichtiger Bestandteil einer Klimastrategie.

Brigitte Jank, ehemalige Abgeordnete zum Nationalrat und Mitglied im Präsidialrat von Austrian Standards, präzisiert: "Teil der Klimaschutzstrategie muss sein, das in Standards vorhandene Expertenwissen besser zu bündeln und konsequenter anzuwenden. Da sind schnell einige Prozent weniger CO2-Ausstoß drin."

50 bis 80 Prozent Einsparungspotential bei Gebäuden

Das Einsparungspotential ist enorm: "Abhängig davon, ob es um einen Neubau oder um größere Renovierungen bestehender Bauten geht, sind Energieeinsparungen von bis zu 80 Prozent möglich, im Durchschnitt 50 Prozent realistisch", sagt Christian Pöhn von der Magistratsdirektion der Stadt Wien, Experte für Energieeffizienz- und Klimaschutzangelegenheiten im Gebäudesektor und Vorsitzender des Komitees rund um energieeffizientes Bauen bei Austrian Standards. Als Beispiel nennt er den Nutzen der ÖNORM H 5050. Sie beinhaltet Anforderungen zur Berechnung des Gesamtenergie-Effizienzfaktors von Gebäuden und hilft z.B. Heizung und Kühlung nicht überdimensioniert zu planen, was ein häufiges Problem ist.

"Die aus der Anwendung von klimarelevanten Standards resultierenden, geringeren Betriebskosten kommen auch der vielfach erhobenen Forderung nach leistbarem Wohnraum entgegen", sagt Pöhn. Langfristig haben energieeffiziente Gebäude finanzielle Vorteile, denn bei konventionellen Gebäuden fallen rund 80 Prozent der Kosten in die Nutzungsphase.

Wie bei vielem liegt auch im Klimaschutz der Teufel oft im Detail. Standards beschäftigen sich mit den notwendigen Details, und zwar auf allen Ebenen. Beispiele für klimarelevante Standards reichen von konkreten Baumaßnahmen, wie z.B. mit Vertikal- oder Dachbegrünungsmaßnahmen nach ÖNORM L 1136 der Energieverbrauch von Klimaanlagen reduziert werden kann, bis hin zu Managementstandards. Systematisches Energiemanagement in Organisationen und Unternehmen kann mithilfe des internationalen Energiemanagementstandards ISO 50001 in die Praxis umgesetzt werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /