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Reparieren zahlt sich aus

RepaNet-Markterhebung: 1.800 Arbeitsplätze in der Kreislaufwirtschaft - RepaNet-Netzwerk hat 2018 12.600 Tonnen Produkte vor Entsorgung gerettet, ¤ 5 Mio. Abfallkosten und CO2-Emissionen von 8500 ÖsterreicherInnen eingespart

Wien - Reparieren ist möglich und macht Sinn, wie die neueste RepaNet-Markterhebung aufzeigt. RepaNet wurde außerdem von der EU-Kommission als „umfangreichste Initiative“ Österreichs für Wiederverwendung (Re-Use) bezeichnet. „Unsere Mitglieder sind sozialökonomische Betriebe im Bereich Re-Use, Reparatur und Recycling. Sie leisten Pionierarbeit in zwei Kernbereichen: der Schonung der Ressourcen durch die Verlängerung der Produktnutzungsdauer und in der Schaffung von Arbeitsplätzen“, erklärt RepaNet-Geschäftsführer Matthias Neitsch. Im soeben erschienenen Tätigkeitsbericht 2018 werden die Aktivitäten in Zahlen gegossen.

12.600 Tonnen Güter vor dem Müll gerettet und der Wiederverwendung zugeführt

Den zentralen Teil des „RepaNet Tätigkeitsberichtes 2018“ macht die Markterhebung aus: Durch ihre Tätigkeiten verminderten die RepaNet-Mitglieder im Jahr 2018 die Gesamtemissionen der Wirtschaft im Ausmaß von gut 77.400 t CO2-Äquivalenten, das entspricht dem Gegenwert der pro Jahr von über 8.500 ÖsterreicherInnen verursachten Emissionen. Im Detail bewegten die Mitglieder an 146 Standorten rund 26.500 Tonnen Sachspenden und Abfälle. Dies entspricht etwa der Abfallmenge, die eine Stadt mit etwa 54.000 EinwohnerInnen, z.B. St. Pölten, jährlich produziert (Vgl. BMNT, Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich, Statusbericht 2019).

Die gesammelten Mengen an Textilien, Elektro(alt)geräten und sonstigen Gütern stammten aus 1.900 Altkleidercontainern, Sachspendenannahmen in über 140 Annahmestellen und 15.300 direkten Abholungen aus privaten Haushalten und gewerblichen Anfallstellen. In 103 Re-Use Shops wurden rund 6.670 Tonnen Re-Use-Produkte an etwa 1,45 Mio. KundInnen verkauft. Zusammen mit den an Händler im In- und Ausland weitergegebenen Gütern konnten insgesamt 12.632 Tonnen an brauchbaren Gütern der Wiederverwendung zugeführt werden. Anstatt im Müll zu landen blieb bei all diesen Produkten der Gebrauchs- bzw. Produktwert erhalten. Das erspart den Gemeinden Abfallkosten in Höhe von über 5 Mio. Euro jährlich.

„Langsam werden alternative Konsummuster breitenwirksam. Doch um bessere Anreize für KonsumentInnen zu schaffen, müssen Re-Use und Reparatur noch attraktiver gestaltet werden – hier ist klar die Politik am Zug! Eine Reduktion der Mehrwertsteuer auf Reparatur und eine bundesweite Reparaturförderung wären wirkungsvolle Werkzeuge.“ versichert Neitsch. Hier ist auch das neue EU-Parlament gefragt – RepaNet wird sich bei den Abgeordneten dafür einsetzen, dass Re-Use und Reparatur auf die Agenda kommen.

Erfreulich: 1.800 Kreislaufwirtschaftsarbeitsplätze

Neben dem ökologischen Nutzen von Re-Use ist auch der soziale Mehrwert zentral: RepaNet schuf 2018 mit seinen 28 Mitgliedsorganisationen etwa 1.800 Kreislaufwirtschaftsarbeitsplätze (1.182 Vollzeitäquivalente), über 1.400 davon für Menschen mit Benachteiligungen am Arbeitsmarkt – und das trotz erschwerter Bedingungen: „Unsere Mitglieder sind auf arbeitsmarktpolitische Förderungen angewiesen, um die erforderlichen Transitarbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Die ab 2018 erfolgten Kürzungen haben viele hart getroffen, im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Arbeitsplätze um knapp 200 gesunken. Die Rolle von sozialwirtschaftlichen Re-Use-Betrieben muss endlich langfristig gestärkt werden, denn hier sind die Re-Use-Profis zu Hause“, betont Neitsch. „Das ist eine zentrale Aufgabe der künftigen Regierung. Sozial- und Nachhaltigkeitsministerium müssen konstruktiv zusammenarbeiten, um Kreislaufwirtschafts-Jobs für benachteiligte Menschen dauerhaft abzusichern.“

Ein Blick nach Flandern zeigt uns noch weiteres Potential. Wendet man die dortige Re-Use-Quote auf Österreich an (1,2% der Abfälle wird re-used – in Österreich 0,29%), so könnten hierzulande noch weitere 2.700 Arbeitsplätze geschaffen werden. „Es ist also noch Luft nach oben!“, so Neitsch.

Neben dem betrieblichen Bereich wird Reparatur in diversen ehrenamtlichen Initiativen, z.B. Repair-Cafés, praktiziert. Laut RepaNet-Hochrechnungen wurden in Österreich in ca. 150 Initiativen etwa 46.000 Produkte repariert und somit 210.000 Kilo Abfall vermieden.
RepaNet vereint als freiwillige Interessensvertretung der sozialwirtschaftlich ausgerichteten Re-Use-Betriebe Österreichs sowie bestehender Reparaturnetzwerke und Reparaturinitiativen mit August 2019 32 Mitgliedsbetriebe unter seinem Schirm und wurde von der EU-Kommission als „umfangreichste Initiative“ Österreichs für Re-Use bezeichnet und auch als Good-Practice-Beispiel angeführt (Siehe Europäische Kommission: Überprüfung der Umsetzung der Umweltpolitik 2019 – Länderbericht Österreich). RepaNet agiert als „Lobby für Re-Use“ und ist Themenführer in diesem Bereich. RepaNet ist einer der maßgeblichen Player in der aktuellen Kreislaufwirtschaftsdebatte mit starkem Fokus auf intelligenter, fairer Rohstoffnutzung durch Verlängerung der Produktlebensdauer, sowie der Schaffung fairer Arbeitsplätze für Benachteiligte und Einbindung der Zivilgesellschaft in diesem Sektor. Zu den vielen Errungenschaften von RepaNet auf EU-Ebene zählen die fünfstufige Abfallhierarche, die Re-Use deutlich vor Recycling einordnet, und die Stärkung von sozialwirtschaftlichen Betrieben in der EU-Abfallrahmenrichtlinie.

www.repanet.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /