© ktmain / Wasser
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Klare politische Weichenstellungen zur nachhaltigen Sicherung der Trinkwasserversorgung notwendig

Schutz der Grundwasserressourcen langfristig sicherstellen - Trinkwasserversorgung bei Nutzungskonflikten Priorität einräumen

Wien- Fortschreitende Klimaerwärmung, extreme Wetterereignisse, Belastungen des Grundwassers und konkurrierende Nutzungsansprüche zwischen Industrie, Landwirtschaft und Trinkwasserversorgern: Die Herausforderungen, denen die Wasserversorger in Österreich in den kommenden Jahren gegenüberstehen, sind vielfältig und größer denn je. Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) fordert daher anlässlich der gestrigen parlamentarischen Enquete von der Politik klare Weichenstellungen, um die Trinkwasserversorgung in Österreich langfristig und nachhaltig zu sichern. "Durch den Klimawandel ist die Politik aufgefordert, die Instrumente für den langfristigen Schutz der Wasserressourcen zu prüfen und, wo erforderlich, an die neuen Herausforderungen anzupassen", betont ÖVGW-Präsident Franz Dinhobl.

Trinkwasserversorgung bei Nutzungskonflikten Priorität einräumen

Rund 670 Millionen Kubikmeter Grund- und Quellwasser werden jährlich in Österreich über Wasserversorgungsanlagen an Konsumentinnen und Konsumenten verteilt. Der Anstieg der Hitzetage pro Jahr und die damit verbundene Steigerung der Wasserverbräuche lassen erwarten, dass in Zukunft mehr Ressourcen zur Abdeckung des Spitzenbedarfs an Trinkwasser benötigt werden. Auch mit Nutzungskonflikten, etwa zwischen Industrie, Landwirtschaft und Trinkwasserversorgern, aufgrund der klimatischen Veränderungen ist zu rechnen. "Um das hohe Niveau der Trinkwasserversorgung in Österreich zu halten, gilt es, den fachpolitischen Dialog mit allen Anspruchsgruppen sicherzustellen und gemeinsam Perspektiven und Rahmen zur Zukunftssicherung zu entwickeln. Es muss langfristig überlegt werden, wie die Ressource Wasser in Zukunft aufgeteilt wird. Bei Nutzungskonflikten ist der Trinkwasserversorgung klar Priorität einzuräumen", so Dinhobl.

EU-Trinkwasserrichtlinie: Bürokratie und zusätzliche Kosten für Konsumentinnen und Konsumenten vermeiden

Rund 5.500 Wasserversorger sorgen in Österreich dafür, dass rund um die Uhr Trinkwasser in bester Qualität in unsere Haushalte fließt. Pro Jahr stehen Österreich 86 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung. Der gesamte jährliche Wasserbedarf liegt momentan bei 2,5 Milliarden Kubikmeter, wobei zwei Drittel auf die Industrie und etwa 5 Prozent auf die Landwirtschaft entfallen. Von der theoretisch verfügbaren Wassermenge verwenden Österreichs Haushalte weniger als ein Prozent. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, in denen Oberflächenwasser für die Trinkwasserversorgung aufbereitet werden muss, ist Österreich in der glücklichen Lage, den Trinkwasserbedarf zu 100 Prozent aus Grund- und Quellwasser decken zu können. "Österreich hat, im Unterschied zu anderen Ländern, eine ausgezeichnete Trinkwasserversorgung. Die Politik muss daher bei der Revision der EU-Trinkwasserrichtlinie und der folgenden nationalen Umsetzung darauf achten, dass keine überflüssige Bürokratie aufgebaut wird, die unnötige Kosten für die Konsumentinnen und Konsumenten verursachen würde", so Dinhobl.

Nachhaltige Wasserwirtschaft

Die Basis für die erstklassige Trinkwasserversorgung in Österreich wurde durch eine seit Generationen etablierte, nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung gelegt. Die Wasserschutz- und Wasserschongebiete umfassen in Österreich eine Gesamtfläche von etwa 5.500 km² (das entspricht in etwa 13 Mal der Grundfläche Wiens). "Wir müssen mit höchster Sorgfalt darauf achten, dass die Qualität unserer Gewässer weiterhin erhalten bleibt. Schutz der Trinkwasserressourcen ist Schutz von Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen zugleich", so Dinhobl.

Durch das sehr gute Monitoring in Österreich lassen sich Schadstoffe schnell und gut erkennen, die etwa durch menschliche Nutzungen und Aktivitäten ins Grundwasser gelangen. Dass heute mehr Spurenstoffe - wie z. B. Arznei- und Pflanzenschutzmittelrückstände - gefunden werden, ist laut Dinhobl vor allem auf die verbesserte Messtechnik zurückzuführen. "Die Analytik kann heute Konzentrationen im Nanogrammbereich detektieren. Ein Nanogramm pro Liter entspricht in etwa einem Salzkorn in einem Olympiaschwimmbecken mit 2,5 Millionen Liter Inhalt", so Dinhobl.

Österreich hat in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich in die Verbesserung der Gewässerqualität investiert. Durch die im Jahr 2000 in Kraft getretene Wasserrahmenrichtlinie, werden diese Bemühungen noch gestärkt. "Die Wasserrahmenrichtlinie trägt wesentlich zum Schutz von Trinkwasserressourcen sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht bei. Die Zielvorgaben dieser Richtlinie dürfen daher keinesfalls verwässert werden, im Gegenteil, die Ambitionen in der Umsetzung gehören verstärkt und von der Politik gefördert. Nur durch den umfassenden Schutz der Grundwasserressourcen kann der hohe Qualitätsstandard des Trinkwassers in Österreich auch in Zukunft gewährleistet werden", so Dinhobl.

Mehr Bewusstsein für unser Trinkwasser

Um mehr Bewusstsein für den sorgsamen Umgang mit unserem Trinkwasser zu schaffen, wurde von der ÖVGW im Jahr 2016 der österreichische TRINKWASSERTAG ins Leben gerufen. An dem jährlich stattfindenden Aktionstag informieren Wasserversorgungsunternehmen in allen neun Bundesländern über ihre Tätigkeiten und zeigen, was hinter einer sicheren und störungsfreien Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser steckt. Heuer findet der TRINKWASSERTAG am 14. Juni 2019 statt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /