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UNICEF-Bericht: Schmutziges Wasser tödlicher als Waffen

Kinder in Konfliktgebieten haben ein dreimal höheres Risiko, an wasserbedingten Krankheiten zu sterben, als durch Waffengewalt.

Wien/New York - In langanhaltenden Konflikten haben Kinder unter 15 Jahren ein fast dreimal höheres Risiko, an Durchfall oder Krankheiten zu sterben, die auf verseuchtes Wasser zurückzuführen sind, als durch direkte Waffengewalt. Je jünger die Kinder sind, desto größer ist das Risiko: In vielen Konfliktgebieten ist das Risiko für Kinder unter fünf Jahren fast zwanzigmal höher, an wasserbedingten Durchfallerkrankungen zu sterben, als an direkten Kampfhandlungen.

Dies zeigt der Bericht „Water under Fire“ („Wasser unter Beschuss“), den UNICEF anlässlich des gestrigen Weltwassertages veröffentlichte. Der Bericht untersucht die Kindersterblichkeit in 16 Ländern, die von langanhaltenden Konflikten betroffen sind, darunter Syrien, Jemen, Südsudan, Nigeria und die Ukraine.

Am Weltwassertag ruft das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Konfliktparteien weltweit dazu auf, Kinder zu schützen und Angriffe auf zivile Infrastruktur wie Wasserwerke, Schulen oder Krankenhäuser zu stoppen. Regierungen müssen im Rahmen der internationalen humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit mehr tun, um eine nachhaltige Versorgung mit Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sicherzustellen.

Eingeschränkte Wasserversorgung in Konflikten

Im Krieg ist der Zugang zu sauberem Wasser oft stark eingeschränkt: Wasserwerke, Brunnen und Leitungssysteme sind häufig zerstört, die Beschaffung von sauberem Wasser wird dann aufwendig und gefährlich. Ohne sichere Wasserversorgung sind Kinder von Mangelernährung und vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall, Typhus, Cholera und Polio bedroht. Krankenhäuser und Schulen können nur eingeschränkt arbeiten. Häufig ist keine Reparatur möglich, weil notwendige Ersatzteile oder Geräte fehlen. Das Gleiche gilt für Treibstoff zum Betrieb von Generatoren oder Chlor zur Wasserreinigung.

Durch den Bürgerkrieg im Jemen etwa kam es zu der größten Choleraepidemie seit Jahrzehnten, da die Wasserversorgung zum großen Teil zerstört wurde. Im Nahen und Mittleren Osten leiden viele Länder unter chronischem Wassermangel – darunter Jordanien, das Hunderttausende Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat.

UNICEF arbeitet jeden Tag in Konfliktländern auf der ganzen Welt, um sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen für Familien und Kinder bereitzustellen. Helfer-Teams verbessern und reparieren Wassersysteme, transportieren sauberes Wasser in abgelegene Gebiete oder Flüchtlingscamps, errichten Latrinen und schulen Familien in grundlegenden Hygienepraktiken. Im Jahr 2018 erreichte UNICEF über 35 Millionen Menschen in humanitären Notsituationen mit dem Zugang zu sauberem Wasser.

Nach neusten Schätzungen haben über 2,1 Milliarden Menschen weltweit keine reguläre Versorgung mit sauberem Wasser. Rund 4,3 Milliarden verfügen über keine vernünftigen Latrinen oder Toiletten. Viele dieser Menschen müssen ihre Notdurft im Freien verrichten.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /