© Maniola Jurtina
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Deutschland: "Alarmstufe rot" beim Artensterben

Emnid-Umfrage zeigt: Deutsche wünschen sich mehr Einsatz von ihrer Regierung - Deutschland muss sich stärker engagieren, um das weltweite Artensterben zu stoppen

Bonn - Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet findet heute in Bonn eine wichtige Tagung zur Vorbereitung der 15. Vertragsstaatenkonferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt im Herbst 2020 statt. Wie beim Klimawandel deuten alle wissenschaftlichen Daten und Fakten auf "Alarmstufe rot" auch in diesem Umweltthema. Neun von zehn Deutschen erwarten ein stärkeres Engagement von ihrer Regierung und Kanzlerin Merkel gegen das weltweite Artensterben, zeigt eine aktuelle Emnid-Umfrage im Auftrag der Wyss Campaign for Nature. Diese fordert deshalb die Bundesregierung auf, sich für ehrgeizige Ziele zum Erhalt der Biologischen Vielfalt einzusetzen. Dazu zähle der von führenden Wissenschaftlern geforderte Schutz wichtiger Land- und Meereslebensräume von jeweils mindestens 30% bis 2030, außerdem deutlich erhöhte finanzielle Zusagen, um dieses Ziel erreichen zu können, sagte Georg Schwede, Repräsentant der Campaign for Nature.

Während Deutschland bereits bei seinen Anstrengungen gegen den Klimawandel im internationalen Vergleich immer weiter zurückfällt, besteht auch beim Kampf gegen das alarmierende Artensterben die Gefahr, dass Deutschland vor den Interessen der Agrar- und Pharmalobby einknickt. Schon auf der letzten CBD-Konferenz im November 2018 in Sharm El-Sheikh blockierte die deutsche Vertretung Fortschritte bei wichtigen Themen aufgrund von Ressortstreitigkeiten zwischen BMBF und BMU. Doch beim deutschen Wähler ist das Thema längst angekommen. Nach einer aktuellen repräsentativen Emnid-Umfrage finden es überwältigende 95% der Deutschen sehr wichtig oder wichtig, gegen das weltweite Artensterben mehr zu tun. Laut der Emnid-Umfrage sehen zudem etwa neun von zehn Bundesbürgern (89%) die Bundesregierung und Kanzlerin Merkel in der Pflicht, mehr gegen das Artensterben zu unternehmen. Drei Viertel der Befragten (77%) halten das Thema für genauso wichtig wie den Kampf gegen den Klimawandel.

Obwohl das Artensterben vom World Economic Forum inzwischen als eines der sechs wichtigsten globalen Risiken für die Menschheit eingestuft wird, werde dieses Thema von der Politik viel zu sehr vernachlässigt, bemängelt die Campaign for Nature, eine Initiative der US-amerikanischen Wyss Stiftung. Der schweizerische Stifter Hansjörg Wyss hatte am 31. Oktober letzten Jahres eine Milliarde US Dollar für den Erhalt der biologischen Vielfalt zur Verfügung gestellt. Seine Kampagne fordert den wirksamen Schutz von 30 Prozent der ökologisch wichtigen Land- und Meereslebensräume bis zum Jahr 2030 und eine ausreichende Finanzierung.

Die drastischen Konsequenzen und Risiken des weltweiten Artensterbens sind real und beängstigend. Dies zeigen alle wissenschaftlichen Studien und Szenarien. "Abwarten und Tee trinken ist keine Option", sagt Georg Schwede, Repräsentant der Campaign for Nature. Die Bürger hätten dies verstanden und erwarteten endlich politisches Handeln, das zeigten neben der Emnid-Umfrage auch das Volksbegehren zur Artenvielfalt in Bayern und die Bewegung in anderen Bundesländern. "Wann wacht die Bundespolitik endlich auf und reagiert auf die Erwartungen ihrer Wähler?" fragt Georg Schwede. "Deutschland kann und sollte eine globale Koalition von Ländern anführen, die bis 2030 mindestens 30% des Planeten schützt und eine angemessene Finanzierung des Naturschutzes gewährleistet". Er fordert von Frau Merkel "Das Thema muss Chefsache auch im Kanzleramt sein!".

Emnid-Umfrage
Campain for Nature
Global Risks Report


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /