© : Nationales Ressourcen Forum Austria/www.vogl-perspektive.at  /Nationales Ressourcenforum in Salzburg
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Nationales Ressourcenforum: Leben ohne Abfall?

Sorgsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen und Vermeidung sozio-ökologischer Negativfolgen als Schlüssel

Salzburg - Das Nationale Ressourcen Forum fand bereits zum dritten Mal im Salzburger Heffterhof statt. Der sorgsame und effiziente Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Vermeidung sozio-ökologischer Negativfolgen des Ressourcenverbrauchs sind eine wesentliche Schlüsselstrategie für die nachhaltige Entwicklung unserer Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Dafür ist es notwendig, selbst anzupacken und initiativ zu werden. Rudolf Zrost, Präsident des Ressourcen Forum Austria sagt dazu: „Das Ressourcen Forum Austria verfolgt seit der Gründung im Jahr 2013 das Ziel, Betriebe aus Wirtschaft, Industrie und Landwirtschaft vor den Vorhang zu holen und anhand praktischer Beispiele aufzuzeigen, wie der Materialeinsatz in Produktionsprozessen verringert werden kann.“ Das Ressourcen Forum Austria ist zu einer wichtigen Plattform zu diesem Thema geworden und übernimmt eine wichtige Think-TankFunktion – vor allem im Hinblick auf die Vernetzung und Initiierung von Akteuren aus Industrie/Wirtschaft, Landwirtschaft und Politik.

Ökopionier Prof. Dr. Michael Braungart, sorgte mit seinem Statement für den richtigen Input. Seine Idee: Ein Leben im Überfluss ist ohne Abfall möglich – mit zu 100-Prozent recyclingfähigen Produkten.

In den Gemeinden wird die Zukunft gestaltet

Die Gemeinden haben als kleinste Verwaltungseinheit eine bestimmende Stellung in der Umsetzung von Vorgaben in die Praxis. „Durch das Setzen von Prioritäten im eigenen Verwaltungsbereich nehmen die Gemeinden Einfluss auf Art und Umfang der Verwendung der vorhandenen Ressourcen im Gemeindegebiet. Darüber hinaus ist die Gemeinde die erste Kontaktstelle hin zu den Bürgern“, betont Grödigs Bürgermeister Richard Hemetsberger. Die Gemeinde sei auch Vorbild für ihre Einwohner und könne so indirekt auf den Umgang mit Ressourcen im privaten Umfeld Einfluss nehmen. Als erfolgreiche Beispiele wurden u.a. das interkommunale Betriebsbaugebiet Lengau, das Projekt „Treffpunkt statt Leerstand“ in der oberösterreichischen Gemeinde Ottensheim und die Leerstandsinitiative SUPER in der Stadt Salzburg genannt. Dass es dabei politische Regulierung, aber vor allem Eigenverantwortung braucht, betonten die Repräsentanten der Politik: „Wenn wir unser Land der nächsten Generation nur annähernd in einem Zustand hinterlassen wollen, in dem wir es von unseren Vorfahren so selbstverständlich vererbt bekommen haben, müssen wir Wachstum und Wohlstand vom Einsatz natürlicher Ressourcen entkoppeln. Wir leben in einem mit Naturschönheit und natürlichen Ressourcen reich gesegneten Land. Das ist ein Geschenk – und eine große Verantwortung zugleich“, betont der Salzburger Landesrat Sepp Schwaiger. Der schonende Umgang mit unseren Ressourcen ist ein wichtiges Element, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Dies heißt nicht unbedingt Verzicht. „Viel wichtiger ist es, natürliche Ressourcen intelligent und ökologisch nachhaltig zu nutzen. Damit das gelingt, müssen sich die vielen großen und kleinen Initiativen zu einem Gesamtbild fügen, das es uns ermöglicht, unser Land mit gutem Gewissen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Das Erteilen von guten Ratschlägen hilft in diesem Zusammenhang wenig, wenn niemand selber anpackt,“ ist Schwaiger überzeugt.

Josef Plank, Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit, weiß: Umweltschutz und Wirtschaftswachstum können Hand in Hand gehen. "Eine gesunde Mischung aus Kommunikation und Regulierung, ist dafür wichtig, weil es auch attraktiv sein muss, das Richtige zu tun. Kommunikation ist deshalb manchmal wichtiger, als stringente Regulierung. Wobei es aber auch diese im Wettbewerb braucht.“ Deshalb werden Aktivitäten hin zur Ressourceneffizienz auf betrieblicher Ebene gefördert, wobei es dem Ministerium ein Anliegen ist, neben den technischen auch die organisatorischen und kooperativen Aspekte des Themas anzusprechen.


Bürgerbeteiligung und Bildung sind notwendig

Politische Programme und Top-Down-Maßnahmen reichen nicht aus. Am schonenden Umgang mit heimischen Ressourcen muss sich die gesamte Gesellschaft beteiligen. „Entscheidend wird sein, dass die unterschiedlichen inhaltlichen Vorstellungen und Interessen konstruktiv eingebracht werden können. Denn eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft kann nur Produkt eines gesellschaftlichen Such-, Lern- und Gestaltungsprozesses sein,“ betont Wissenschafterin Johanna Michenthaler. Damit kommen neue und große Herausforderungen an jeden einzelnen und die Gesellschaft zu. Bildung ist hier ein zentrales Element zur Erreichung einer nachhaltigen Gesellschaft. Markus Schaflechner vom Biosphärenpark Lungau und Johanna Meike Krebs-Fehrmann aus der Biosphärenregion Berchtesgadener Land verweisen auf die Bedeutung des technologischen Fortschrittes und optimierter Prozesse.

Impuls für gelebte Ressourceneffizienz

„In der Landwirtschaft geht es nicht zuletzt darum, die Menschen zu ernähren“, sagt Jochen Kantelhardt, Professor auf der BOKU Wien. Die Zukunft der österreichischen Landwirtschaft hängt entscheidend von ihrem Umgang mit natürlichen und anderen Ressourcen ab, lautete sein Fazit, denn schon heute übersteigt die Ressourcennutzung in allen Wirtschaftsbereichen die natürliche Regenerationsfähigkeit der Erde – so dass sie so nicht fortgeführt werden könne. Die Landwirtschaft mit ihrer globalen Boden-, Wasser- und Biosphärennutzung müsse sich dem gesellschaftlichen Auftrag nach nachhaltiger Erzeugung stellen. Notwendig ist dafür die Förderung des technischen Fortschritts und der wachsenden Effizienz in der Produktion und entsprechende Kommunikation.

Bleiben wir optimistisch

Mut zum Optimismus liefert u.a. Professor Michael Braungart mit seinem Cradle to Cradle® – Prinzip: Ihm geht es um einen Paradigmenwechsel im Umweltschutz, um „nützliche statt weniger schädliche Produkte” oder - anders ausgedrückt - “die richtigen Dinge zu tun, statt Dinge richtig zu tun.“ Aber auch zahlreiche Beispiele aus der gelebten Praxis belegen: Ressourceneffizienzmaßnahmen entlang der Wertschöpfungskette können große Erfolgspotenziale erschließen. Akteure, die ihre Produktion aufeinander abstimmen und Kooperationen bilden, können ihren Material- und Energieeinsatz senken, Kosten reduzieren und zusätzlich Wettbewerbsvorteile oder sogar neue Geschäftsideen etablieren.

Zahlreiche Beispiele zeigen, dass Ressourceneffizienzmaßnahmen, die über Wertschöpfungsstrukturen hinweg umgesetzt werden, einen hohen Wirkungsgrad erzielen können:
AustroCel, Isocell GmbH, Erdal GmbH, STENUM GmbH, Bitschnau Metallverarbeitung GmbH, Biosphärenpark Lungau, Holztechnologie & Holzbau / HBLA Ursprung, Biosphärenregion Berchtesgadener Land, PET to PET Recycling , ARAplus GmbH, SENOPLAST, Klepsch & Co


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /